Auch wenn sich der Ton von Uwe Losts Gitarre technisch gerademal verabschiedet, und vom Roadie wieder wachgerüttelt werden muss, hat der gelernte VW-Mechaniker die Ruhe weg. „Jetzt hört ihr wenigstens einmal, wie sich Truck Stop ohne Bass anhört.“ Fast wie mit. Man muss schon die Ohren spitzen, um den Unterschied zu erkennen. Denn Losts exzellente Side-Musiker mischen kräftig auf. Da hört das Auge mit und lässt so manchen Akkord unter den Tisch fallen.
Truck Stop, die Hamburger Country-Band, entfaltet am Sonntagabend in der Max-Reger-Halle einen kraftvollen Auftritt. Dummerweise war der Termin im Stadtgebiet auf den 4. April plakatiert, was einige Fans leicht verunsichert hat. Wer nicht dabei gewesen ist, wird sich ärgern. Denn auf der Bühne stehen sechs großartige Protagonisten.
Aber nur einer von ihnen, Drummer Teddy Ibing, ist letztes Überbleibsel aus der Urbesetzung. In den 46 Jahren ihres Bestehens, haben sich „Truck Stop“ mehrmals runderneuert. Auch Lost darf sich zu den Alten zählen. Er ist immerhin schon seit 1978 dabei. Und er war der Komponist des Titelsongs zur Fernsehserie „Großstadtrevier“, den die Fans noch vor der Pause hören dürfen.
Angefangen hat die Band vor ihrem Bekanntwerden mit englischsprachigen Country-Songs. Weil der Erfolg aber ausgeblieben ist, hat sie dann auf deutsche Texte umgesattelt, die Arrangements verändert und tüchtig Platten verkauft. In ihren Liedern besingen die Stetson- und Boots-Träger mal auf einfühlsame, mal auf rockige Weise die Dinge, die Cowboys beim Rodeo oder Trucker auf der Straße erleben.
Die CD zur Tour „Ein Stückchen Ewigkeit“ ist erst seit dem 15. März auf dem Markt. Und deshalb klingt vieles neu, was die Band spielt. Die Show steckt voller Überraschungen. So, wenn der Spot plötzlich auf den Sattel geht und die Band ihr 2014 verstorbenes Gründungsmitglied Cisco Berndt bei "Ich bin Cowboy" begleitet, dessen Stimme vom Computer zugespielt wird. Auch das nächste Lied "Mein Stiefel" ist einem bereits verstorbenen, ehemaligen Bandmitglied gewidmet, Lucius Reichling. Er singt aus dem Computer "Mein Stiefel". Das Spotlicht fokussiert derweil einen leeren Barhocker mit Geige.
Auch Schlagzeuger Ibing bringt sich als Sänger ein, begeistert vor der Bühne mit „Wand’rin Star“ in der Interpretation des Schauspielers Lee Marvin. Eine schleppende Nummer, die unter die Haut geht und von den Fans gefeiert wird. Später macht er in einer Ulk-Nummer auch im Bademantel als grippekranker Patient eine ansprechende Figur.
Es wird von „Helden“ gesungen, von „Dave Dudley“ und den „Louisiana Ladies“. Das Rezept, das die Fans dazu bringt, mitzusingen, aufzustehen und rhythmisch zu tanzen: Viel altes Material. Vor allem in der Phase, als das Konzert seinem Höhepunkt zusteuert. Lost, Ibing, Andreas Cisek (Gitarre), Knut Bewersdorff (Dobor und Pedal Steel Gitarre), Tim Reese (Fiddle, Gitarre) und Chris Kaufmann (Lead-Gitarre, Mandoline) brillieren mit Songs, wie „Take it easy, altes Haus“ oder „Der wilde, wilde Westen, fängt gleich hinter Hamburg an.“ Nach der Show sind die Besucher im Foyer zur Autogrammstunde geladen.
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