Mit "Lebensmut in Gemeinschaft" war der fünfte Selbsthilfe-Tag Nordoberpfalz am Samstagnachmittag überschrieben. Gleichzeitig hatte Veranstalterin Brigitte Lindner von der Selbsthilfe-Kontaktstelle zum ersten Weidener Gesundheits- und Sozialtag in die Volkshochschule eingeladen. Die Erweiterung zum Sozialtag sollte ermöglichen, dass jeder Aussteller sein spezielles Publikum ansprechen konnte, betonte Lindner. "Denn die Selbsthilfe spricht eigentlich nur Leute mit gesundheitlichen Problemen an."
Indem jetzt auch Beratungsstellen teilnähmen, finde eine Vernetzung statt. "Die Leute lernen sich untereinander kennen. Die Gruppen sowieso." Oft bestünden keinerlei Kontakte der Berater in den Selbsthilfegruppen untereinander. Diesen Zustand wolle man mit dieser Veranstaltungsart ändern und verbessern. "Die Leute nehmen das neue Konzept gut an." Auch die Vorführungen fänden ihr Publikum. Es ging darum, sich ganz einfach zu informieren. Lindner sprach von einer "runden Sache" und zufriedenen Besuchern.
"Rauschbrille" im Einsatz
"Alle sind gut gelaunt. Jeder Aussteller hat sich was überlegt, um seine Angebote publik zu machen." Es konnte auch ausprobiert werden. So kam eine "Rauschbrille" zum Einsatz, die Beeinträchtigung nach Alkoholkonsum nachstellen sollte. Dazu gab es einen Parcours, um mögliche Ausfälle, je nach Promillegrad, zu erfassen. Das Maria-Seltmann-Haus steuerte Gedächtnistrainingsangebote bei. Auch die Line-Dance-Gruppe trat auf. Als Sinnbild für Lebensfreude. Die allgemeine Resonanz war "super".
Selbsthilfe wurde beim Aktionstag als zusätzliche Hilfe nach schlimmen Diagnosen definiert. Selbst Betroffene berichteten von ihren Erfahrungen und erzählten, wie es ihnen ergangen sei. Sie erklärten, wie es gelinge, ein Leben mit einer chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankung zu führen. Gruppenmitglieder sagten, dass es innerhalb der Gruppe einfacher sei, über ihre Probleme zu sprechen als in der Familie.
In Zeiten, in denen Einsamkeit und psychische Belastungen, aber auch körperliche Erkrankungen oder allgemeine Notsituationen immer belastender werden, sei die möglichst reibungslose Zusammenarbeit im sozialen Unterstützungssystem unabdingbar. Die Schirmherrschaft hatte Bürgermeister Lothar Höher übernommen, der allerdings aus gesundheitlichen Gründen von Stadträtin Gisela Helgath vertreten werden musste. Bettina Hahn vom Evangelischen Bildungswerk übernahm die Moderation.
Fotoaktion, Team-Spiele, QuiGong
Im Rahmenprogramm gab es Vorträge, Fotoaktionen, Turm-Team-Spiele, QuiGong zum Mitmachen, Kort X, Smovey und vieles mehr. An den Infoständen informierten die Selbsthilfegruppen Adipositas, anonyme Alkoholiker, CED Darmerkrankung, Freundeskreis Neustadt, SILCO/Stoma, Narcotics Anonymous, Parkinson, Gemeinsam statt einsam, Postcovidd/Longcovid, Walk & Talk, Großeltern Nordoberpfalz und der Stammtisch für Menschen mit psychischer Erkrankung. Diese Gruppen gelten längst als absolut unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitswesens.
Gerade für Menschen, die vor kurzem ihre Diagnose erhalten haben, kann eine Selbsthilfegruppe den Schock mindern und die Sicht auf das künftige Leben wieder zuversichtlich machen. "In Selbsthilfegruppen bilden sich Freundschaften und sie ermöglichen es, einfach eine gute Zeit miteinander zu haben." Auch die Infostände der zahlreichen Gesundheits- und Sozialeinrichtungen wurden gut besucht.
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