Weiden in der Oberpfalz
10.03.2025 - 11:40 Uhr

"Ludwig II. - Der Bayerische Patient" auf der "Kulturbühne im Kulturbahnhof"

Das Theaterstück "Ludwig II. - Der Bayerische Patient" lässt König Ludwig II. und seinen Psychiater erneut aufeinandertreffen, um Mythen zu klären und ungeklärten Fragen nachzugehen.

Sebastian Schlagenhaufer als König Ludwig II. auf der Therapiecouch von Dr. von Gudden, gespielt von Ramon Bessel. Bild: Helmut Kunz
Sebastian Schlagenhaufer als König Ludwig II. auf der Therapiecouch von Dr. von Gudden, gespielt von Ramon Bessel.

„Gestatten Sie, dass ich mich kurz vorstelle: Ich bin Irrenarzt. Heute würde man sagen: Psychiater.“ Der Nervenarzt Dr. Bernhard von Gudden, gespielt von Ramon Bessel, war es, der mit seinem Gutachten seinerzeit den „Kini“ entmündigte, was zur Absetzung von König Ludwig II. (Sebastian Schlagenhaufer) führte. Die Begründung: „Seine Majestät sei in fortgeschrittenem Grade seelengestört.“ Der Seelendoktor attestierte dem König eine Paranoia auf Lebenszeit. Und so bot sich am Samstagabend den beiden Herren die Gelegenheit, die Diagnose vor Publikum auszudiskutieren.

Über den Tod der beiden im Starnberger See gibt es die verrücktesten Verschwörungstheorien. Deshalb stieß das Theaterstück auf großes Interesse. Schlagenhaufer hatte die historischen Fakten recherchiert und für sein Zwei-Personen-Stück „Ludwig II. – Der Bayerische Patient“ zusammengetragen. So gab es im „Parapluie“ posthum ein Wiedersehen der beiden Protagonisten. Emotionen voller Leidenschaft waren da vorprogrammiert. Denn von Gudden sah sich anfangs den massiven Vorwürfen Ludwigs II. ausgesetzt, der sich unter anderem gegen die Bezichtigung wehrte, er sei homosexuell gewesen. Schließlich war die Kaiserin von Österreich, seine Cousine, eine gute Freundin.

Gespräch auf Augenhöhe

Es folgte ein Gespräch auf Augenhöhe unter Einhaltung der höfischen Etikette. Ludwig II. machte ständig vom „Pluralis Majestatis“ Gebrauch. Und er gab sich auch gegenüber dem Publikum egozentrisch, indem er die Besucher, die sich zur Wagner-Musik von den Plätzen erhoben, um den Einzug des Monarchen zu huldigen, einfach warten ließ. Von Guddens Diagnose wies ein Manko auf, wie er selbst sagte: „Das Gutachten entstand aufgrund der sorgfältigen Auswertung der Behandlungsakten. Zu meinem Bedauern muss ich zugeben: Eine persönliche Begutachtung des Patienten hat man mir aus leicht nachvollziehbaren Gründen natürlich nie gestattet.“

Nachdem Ludwig II. also auf der Couch des Psychiaters Platz genommen hatte, um gemeinsam mit seinem Arzt den Mythos seines Lebens zu klären, wurde deutlich, dass die beiden scheinbar mehr Gemeinsamkeiten hatten, als anfänglich gedacht. Nicht zuletzt den kalten Tod im Starnberger See. „Ich betone, wir sind bei klarem Verstand und unter freiem Willen heute hier“, erklärte der „Kini“. Und es kamen interessante Perspektiven ans Licht. Denn Schlagenhaufer hatte fleißig geforscht.

Von Gudden vermisste die seiner Meinung nach ihm zustehende Anerkennung. Schließlich glaubte er ja, medizinisch seiner Zeit weit voraus zu sein. Er gab sich als engagierter Mediziner, der über die Königskatastrophe nicht hinwegsehen konnte. Phasenweise landete er beim Versuch, die Todesumstände aufzuklären, selbst auf der Therapiecouch.

 
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