Weiden in der Oberpfalz
23.09.2020 - 16:38 Uhr

Luftangriffe auf Weiden: 470 Mal Fliegeralarm

Weiden ist aktuell auf der Suche nach einer Weltkriegsbombe. Dabei helfen auch die dokumentierten Luftangriffe auf Weiden. Und davon gab es während des Zweiten Weltkriegs Hunderte: ein Rückblick, wenige Tage vor einer möglichen Evakuierung.

Hier wurde eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Haselmühl bei Amberg gefunden. Archivbild: Petra Hartl
Hier wurde eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Haselmühl bei Amberg gefunden.

Über 470 Mal wurde laut Stadtarchiv Weiden vom 15. Oktober 1940 bis zum 21. April 1945 in Weiden Fliegeralarm ausgerufen. Dabei wurde die Stadt zwischen Februar und April 1945 insgesamt acht Mal Ziel alliierter Luftangriffe. Die Attacken flogen Einheiten der amerikanischen Luftstreitkräfte United States Army Air Forces, wobei der schwerwiegendste Angriff auf Weiden am 5. April 1945 erfolgte. Dieser Angriff von einst holt die Stadt nun wieder ein.

Besteht doch der Verdacht, dass noch ein Blindgänger von damals nördlich beziehungsweise nordwestlich des Stadtfriedhofes in der Erde schlummert. Wegen der aktuellen Bauarbeiten an Kunstrasenplätzen für die SpVgg SV Weiden dort schaut die Stadt Weiden genau hin. Wird in diesen Tagen tatsächlich eine Weltkriegsbombe gefunden, müssen am Sonntag, 27. September, 1500 Menschen ihre Häuser verlassen.

In seiner Stadtchronik berichtet der damalige Stadtarchivar Hans Wagner von dem schwersten Fliegerangriff auf Weiden vom 5. April 1945 wie folgt: Gegen 11.15 Uhr sei eine Welle von 15 amerikanischen Flugzeugen – aus südöstlicher Richtung kommend – über der Stadt erschienen, die ihre Attacke gegen 11.25 Uhr begann. Hauptangriffsziel sei das östliche Stadtgebiet gewesen. Der Angriff habe insgesamt nur etwa zehn Minuten gedauert, wobei, so die Beobachtung vom Boden aus, 51 Sprengbomben, davon zwei Bomben mit Zeitzünder und zwei Blindgänger, sowie 1100 Brandbomben, darunter 120 Blindgänger, abgeworfen worden seien. Das Sterbebuch der Stadt Weiden verzeichnet laut Stadtarchiv für diesen Tag sieben Opfer, zwei weitere Menschen verstarben am 7. und 8. April im Krankenhaus.

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Dass die Stadt bei diesem schwersten Luftangriff relativ glimpflich davongekommen ist, verdankte sie der Tatsache, dass der Großteil der Bomben im Stadtriedhof und vor allem in den Wiesen östlich des Begräbnisplatzes niedergegangen war, resümieren die Mitarbeiter des Stadtarchivs. Die Schäden beliefen sich daher nur auf einige wenige Wohnhäuser und Städel, eine Baracke mit zwei Behelfswohnungen und auf viele Fensterbrüche. Leicht beschädigt wurde ebenso das alte Wasserwerk - und auch auf dem Sportplatz der Spielvereinigung schlugen die Bomben ein.

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Wie schwer es gewesen ist, alleine durch Beobachtungen vom Boden aus einen Luftangriff richtig einzuschätzen, zeigt ein Blick in das Archiv der amerikanischen Luftwaffe. Denn anders als vom Weidener Luftschutz gemeldet, bestand die amerikanische Einheit aus 30 B-17 Bombern, also doppelt so vielen Flugzeugen wie beobachtet. Abgeworfen wurden 116 Mal je 1000 Pfund Sprengbomben – also ebenfalls mehr als das Doppelte – sowie neben den leichten Stabbrandbomben 145 Mal schwere 500 Pfund Brandbomben.

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