Mann stirbt nach Lokalbesuch in Weiden an Schluck Champagner

Weiden in der Oberpfalz
13.02.2022 - 19:46 Uhr

Am frühen Sonntagmorgen spielen sich dramatische Szenen in der Weidener Altstadt ab. Acht Personen haben sich in einem Restaurant mit einer Substanz im Champagner vergiftet. Ein 52-jähriger Gast aus Pfreimd stirbt.

Der Untere Markt in Weiden wimmelte am frühen Sonntagmorgen vor Blaulichtfahrzeugen. Fast die gesamte Altstadt war abgesperrt. Acht Frauen und Männer zwischen 33 und 52 Jahren wurden nach Angaben der Rettungsleitstelle und der Polizei zum Teil schwer verletzt ins Klinikum und - aufgrund der angespannten Covid-Situation - in Krankenhäuser in der ganzen Oberpfalz eingeliefert, darunter die Wirtin des Speiserestaurants. Der Zustand dieser Personen soll nach Auskunft von Leitendem Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer zum Teil sehr kritisch sein.

Unbestätigten Informationen von Oberpfalz-Medien zufolge musste eine Frau auf der Intensivstation in Regensburg zeitweilig intubiert werden. Ein Gast des Lokals starb noch in der Nacht, bestätigte Schäfer. Es handelt sich um einen 52-jährigen Mann aus Pfreimd (Landkreis Schwandorf), der in leitender Position in einem Oberpfälzer Unternehmen tätig und privat ein leidenschaftlicher Golfspieler ist. Alle Verletzten zeigten Vergiftungserscheinungen, einige hatten krampfartige Anfälle.

Stammgäste schauen TV-Show

Folgendes soll sich zugetragen haben: Wie einer der Inhaber des Lokals am Sonntag auf Facebook schildert, hatte eine Gruppe von Stammgästen auf dem Fernseher des Lokals die Datingshow "Take me out" angesehen. Die Aufzeichnung wurde ab 23.45 Uhr auf RTL ausgestrahlt. Einer der Runde, ein Regensburger, war als Kandidat in der Sendung dabei. Die Stimmung war ausgelassen. Gegen Mitternacht bestellte der Freundeskreis Champagner, den die Chefin zum Tisch brachte. "Die Flasche wurde vor den Gästen am Tisch geöffnet und entkorkt. Dies wurde gefilmt."

Die 3-Liter-Flasche "Moët & Chandon" sei original verpackt gewesen. Auch die Wirtin schenkte sich ein Glas ein und trank. Innerhalb weniger Minuten seien alle Gäste, die von dem Champagner kosteten, zusammengebrochen. Zeugen fiel auf, dass die Farbe des Schaumweins nicht transparent, sondern blässlich lila gewesen sein soll. Gegen 0.30 Uhr wurde der Notruf abgesetzt. Rotes Kreuz und die Polizei waren schnell in der Fußgängerzone. Die Altstadt wurde abgeriegelt. Der Großeinsatz begann.

Die Kriminalpolizei Weiden ermittelt nach Aussage der Staatsanwaltschaft in alle Richtungen. Ermittler und die Spurensicherung gingen am Sonntag im Lokal ein und aus. Die Kripo hat eine Sonderkommission "Markt" gebildet. Die Ermittler bitten Passanten und Anwohner, die das Geschehen in der Nacht beobachtet haben, unter Telefon 09 61 / 401 22 22 um Hinweise.

In Gerüchten war von einem gezielten Blausäure-Anschlag auf den Geschäftsführer des Lokals die Rede. Das bestätigen weder Polizei noch Justiz. Laut Schäfer ist wahrscheinlich eine andere "giftige Substanz" im Spiel, die je nach Konzentration tödlich sein kann.

ABC-Alarm in Kliniken

Der anfängliche Verdacht auf Blausäure führte nachts dazu, dass die Kliniken Amberg und Regensburg aufgrund der eingelieferten Gäste aus Weiden ihre Notaufnahmen zeitweilig sperrten. In Regensburg dekontaminierte die Berufsfeuerwehr die Patientin aus Weiden. Ihr wurde unter anderem der Magen ausgepumpt. Eine erste Laboruntersuchung habe den Verdacht auf Blausäure aber nicht bestätigt, so Andrea Meier, Sprecherin des Polizeipräsidiums. Man stehe in engem Kontakt mit der Rechtsmedizin. Im Raum stand nach OM-Recherchen der Verdacht auf eine hohe Dosis einer chemischen Droge wie Ecstasy.

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