Weiden in der Oberpfalz
13.08.2023 - 11:11 Uhr

Max Reger in Gold und Rot: Kunstinstallation zieht Käufer an

150 Max-Reger-Figuren schufen ein beeindruckendes Bild vor dem Alten Rathaus in Weiden. Zum 150. Geburtstag des großen Musikers hatte sich der Künstler Ottmar Hörl ins Zeug gelegt. Sein Werk stieß auf Irritation und Kauflust.

"Können Sie mir bitte sagen, was das für Figuren sind?" Nicht alle waren eingeweiht. Manch einer hatte auch Berührungsängste. Diese Frau jedenfalls stand ratlos vor den Tischen. Sie kannte Max Reger nicht. Auch solche Fragen gab es am Samstag bei der imposanten Kunstinstallation "Unser Max" zu beantworten. Anlass war der 150. Geburtstag des großen Sohns der Stadt Weiden und das 200-jährige Jubiläum der Sparkasse Oberpfalz Nord, die 1823 noch unter anderem Namen im Alten Rathaus gegründet worden war. Die meisten Passanten wussten aber schon Bescheid. Konzeptkünstler Ottmar Hörl wollte mit seinen Arbeiten dem Komponisten eine verstärkte visuelle Präsenz verleihen.

150 serielle rote und goldene Max-Reger-Skulpturen – jeweils 46 Zentimeter hoch und knapp ein Pfund schwer – waren auf sechs schwarz lackierten Klavierflügel-Objekten ausgestellt und standen damit auf Augenhöhe mit dem Publikum. Alle waren vom Künstler signiert. Die roten Figuren waren auch nummeriert und damit etwas wertvoller als die goldenen. Er erhalte Einladungen aus ganz Europa, erklärte Hörl. Was gar nicht zu schaffen sei. "Ich muss mir immer aussuchen, welche Personen mich interessieren. Und Max Reger muss einen interessieren." Der Komponist sei nur 43 Jahre alt geworden, habe aber Hunderte Musikstücke geschrieben, vor dem Hintergrund des Übergangs von der Romantik in die Moderne.

Ein Musiker der Zeitenwende

Einschätzung von Hörl: "Das zeigt auch in gewisser Weise die Zerrissenheit dieser Persönlichkeit." Die Übergangsphase ins Industriezeitalter sei eine Zeitenwende gewesen, wie man sie sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen könne. Regers Zeitgenossen hätten mit dieser sprunghaften Entwicklung naturgemäß ihre größten Probleme gehabt. "Die Sensibilität dieses Musikers hat dazu geführt, dass er einige der vielseitigsten Werke in der Musik überhaupt geschrieben hat." In fast allen Gattungen. "Das was wir heute an modernen Komponisten haben, ist zum Großteil von ihm inspiriert."

Die Figuren zeigten einen Reger im Alter von etwa 30 Jahren, als er noch etwas schlanker gewesen sei, erklärte der Künstler auf Anfrage. Die rechte Hand steckt lässig in der Jackentasche. In der linken hält er etwas Rundes. Nicht etwa ein Geldstück, wie die Ausstellungsverbindung zur Sparkasse vermuten lässt. Sondern Regers Brille. "Die konnte ich ihm nicht aufsetzen, sonst wären die Augen weggewesen." Hintergrund der Aktion war, dass die Passanten mit der Installation in Berührung kommen sollten und damit Teil des Kunstobjekts wurden. Anschließend sollte die Installation von der Bevölkerung durch Kauf der Reger-Figuren aufgelöst werden. Die Verrückung vom öffentlichen in den privaten Raum gehörte zum künstlerischen Konzept.

In Gärten oder auf der Terrasse

Wie eine Sparkassen-Sprecherin betonte, wechselte bis zum Abend mehr als Hälfte der Skulpturen den Besitzer. Natürlich hatte auch Sparkassen-Vorstandssprecher Hans-Jörg Schön zugegriffen. "Der Max kommt auf die Terrasse." Angedübelt werde er dort nicht, trotz des Diebstahls von Wagner-Figuren in Bayreuth. "Das ist ein freistehendes Kunstwerk. Und ich freu mich schon drauf, wenn ich ihn von meiner Terrassencouch aus genießen kann."

Auch der Freundeskreisvorsitzende Horst Petzold hatte zwei signierte Figuren gekauft. Die rote werde er Stadtarchivarin Petra Vorsatz fürs Kulturzentrum überlassen. "Die goldene kommt in mein Wohnzimmer aufs Sideboard. Aufs Klavier kommt sie nicht. Da könnte sie runterfallen." Ihn inspiriere eine solche Reger-Figur. "Mit seiner Musik bin ich ja schon bestens vertraut." Petzolds Stellvertreter Gerd Galle möchte seinen "Max" im Garten aufstellen. "Ist sehr dekorativ", sagte er. Musikfreund Franz Lahm hingegen winkte ab. "Ich werde keine kaufen, weil ich mir lieber ein Bild an die Wand hänge."

"Das Konzept ist ein gutes", findet Sparkassenvorstandsmitglied Jens Michael Heine, der Initiator der Skulpturenausstellung, die unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Jens Meyer und Landrat Roland Grillmeier stand. Der dankte dem Künstler für sein Werk. Es sei endlich an der Zeit, Menschen, die für die Entwicklung ihrer Heimat stünden, darzustellen. Bürgermeister Reinhold Wildenauer rief die Bevölkerung auf, die Chance zu nutzen und "Unseren Max" käuflich zu erwerben. "Der Wert dieser tollen Figuren wird sich lange halten." Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger erinnerte an den 165.000-Euro-Scheck aus München zur Unterstützung des Max-Reger-Jubiläums. Er sprach von einem großen Baustein für die regionale Werbung. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Helmut Nake am Keyboard.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.