Unter dem neuem T-Shirt steckt sehr viel Kraft. Mit gewachsenem Selbstbewusstsein lässt der Franke am Mittwochabend das abgelaufene Jahr Revue passieren. Sein Spott trifft das Klima – "trotz Greta war ich in Kreta" – Trump und AKK, den "sprechenden Duschvorhang der Union". Sein „Großer Jahresrückblick 2019“ lockt 900 Besucher in die ausverkaufte Max-Reger-Halle. Zweieinhalb Stunden lang kommt Müller vom Hundertsten ins Tausendste. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, lässt kein brisantes Thema aus und sortiert sein Programm nach Politik, Gesellschaft und Boulevard: „Bei uns wird alles getrennt, sogar der Müll.“
Michl Müller erweist sich allein durch seine optische Präsenz als der richtige Mann für diesen Abend. Der 47-Jährige weiß nur zu gut, dass Jens Spahns – „der kleine Thrombosestrumpf“ – Organspendepläne in Bayern nicht zünden. „Ein CSUler lässt sich niemals eine Leber von einem SPDler einpflanzen.“ Zum Thema Impfzwang: „Bei uns gab’s keine Masern, Mumps und Röteln. Bei uns gab’s Kartoffeln.“
Und dann ist da noch Andi Scheuer, die „luftgekühlte Scheibenbremse“. Müller: „Ich möchte nicht wissen, wie oft der schon mit seinem E-Scooter an die Wand gedonnert ist.“ Scheuers Überraschung, dass ihn die Mautbetreiber jetzt zur Vertragseinhaltung zwingen: "Das ist genauso, als wenn ich mich im Puff darüber wundere, dass die Nutte plötzlich Geld von mir verlangt."
Der erhobene Zeigefinger macht vor gar nichts Halt. Über die "Fridays for Future"-Generation: „Lieber Geschichte schreiben, als Geschichte lernen.“ Und: „Wir haben früher auch Schule geschwänzt“. Die Kids demonstrierten gegen Fahrverbote, ließen sich dann aber von den Müttern in SUVs abholen.
Frühlingsgefühle für Frauen? „Der neue Thermomix war da.“ Koche jetzt auf 160 Grad. „Endlich werden die Unterhosen von Opa mal sauber.“ Müller über das deutsche Spitzenkandidatenpersonal bei der Europawahl: „Werbung für Schlafmatratzen.“ Dass die Brexit-Briten gewählt hätten, empfindet er so, „als würde man Frolic kaufen, ohne einen Hund zu haben“.
Und über die Kanzlerinnenaussichten der AKK: „In manchen Kliniken wird die Rede von Annegret Kramp-Karrenbauer inzwischen als Narkosemittel verwendet.“ Gleiches gelte für Bundespräsident „Schnarch“, Hans-Walter Steinmeier. Annalena Baerbock? „Wenn sie redet, drehen sich die Windräder noch, obwohl sie längst weg ist.“ Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner: "Die Schutzheilige der kastrierten Ferkel." Michl Müller ist gemein und grob. Aber er ist immer lustig. Und wenn er nicht gerade schwadroniert, dann singt er.
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