Die DAZ-Gruppe der Pestalozzi-Schule ist die einzige ihrer Art in Weiden. Konrektor Tobias Kick erklärt: "Wir haben keine Deutschklassen. Alle Schüler werden nach Altersklassen eingeteilt und unterrichtet. Nur in dem Fach "Deutsch als Zweitsprache" werden die Migrationskinder speziell auf Sprache und Kultur vorbereitet."
Die Gruppe besteht aus 35 jugendlichen Migranten zwischen 11 und 16 Jahren. Sie stammen aus Syrien, Kasachstan, Serbien, den USA, Kuba, Tschechien und dem Irak. Je nach Sprachniveau werden sie in drei unterschiedliche Gruppen sowie einer speziellen Quali-Gruppe eingeteilt.
Kein starrer Lehrplan
Die Gruppe wird von Andrea Schmöller, Marina Volkmer und Karin Wiesner geleitet. Seit Oktober bekommen sie spezielle Unterstützung von Günther Hanauer. Kick kennt den mittlerweile pensionierten Polizisten von früheren Schulprojekten. Aufgrund seiner rechtlichen Kenntnisse sei er der optimale Partner. Hanauer war sofort bereit mitzuwirken: "Meine Aufgabe ist die Hilfe zur Lebensbewältigung, die Sprache in Alltagssituationen lehren und Maßnahmen außerhalb des Pflichtunterrichts beibringen. Das Programm wird von den Jugendlichen gerne angenommen."
Es gibt keinen starren Lehrplan. Hanauer agiert flexibel, je nachdem was die Jugendlichen wissen wollen. Mal zeigt er im Klassenzimmer, wie man sich in Deutschland begrüßt, ein anderes Mal erklärt er draußen Busfahrpläne und wie man hinkommt, wohin man will. Nach dem kürzlichen Zugunfall am Brandweiher zog der 61-Jährige mit seinen Schützlingen los und beschrieb ihnen die Funktionen einer Bahnschranke.
Ängste abbauen
Lehrkraft Schmöller weiß vom praktischen Nutzen der Kurse: "Wir wollen Berührungsängste abbauen. Viele kommen aus einer Gegend, in der man Angst vor der Polizei haben muss. Also besuchten wir die örtliche Dienststelle und zeigten ihnen, wie die Polizisten hier arbeiten."
Die Schüler finden die DAZ-Gruppe gut. Tala Asalia lebt seit vier Jahren in Deutschland. Ihr gefällt es hier, auch wenn die Sprache schwer ist. Die 16-jährige Syrerin mag an DAZ, Dinge über den Schulunterricht hinaus zu lernen. Gerne würde sie mit der Gruppe einmal eine Hochschule sehen. In der Zukunft möchte sie etwas mit Fremdsprachen machen.
Nour Asalia ist auch aus Syrien. Der 14-Jährige findet DAZ toll, da er etwas über die Gesellschaft lernen kann. Er hatte vorher beispielsweise keine Ahnung, wie die Polizei arbeitet. Ihn würde ein Besuch bei der Feuerwehr interessieren. "Oder im Krankenhaus, denn ich möchte einmal Arzt werden."
Besuch bei der ILS
Ein Ort, den Hanauer nun seinen Schülern präsentieren wollte, war die Integrierte Leitstelle Nordoberpfalz. "Was passiert, wenn ich aus Spaß die 112 wähle?", "Wieviel verdient ein Disponent bei der ILS?", "Wie funktioniert die Handy-Ortung per GPS?" - die Fragen der Schüler der DAZ-Gruppe waren vielschichtig. Stellvertretender Dienststellenleiter Jürgen Meyer stand Rede und Antwort.
Meyer beschrieb ausführlich Aufbau, Zuständigkeit und Aufgaben der Leitstelle. Große Augen machten die Jugendlichen bei den Dimensionen: 210 000 Menschen und 2 585 Quadratkilometer fallen in den Aufgabenbereich der ILS. 900 Einsatzwägen fuhren 2018 über 15 000 Menschen ins Krankenhaus. "Jeden Tag passiert etwas", erklärt Meyer, "und wir koordinieren die Retter."
Besonderen Eindruck hinterließ der Dispositionsraum mit seinen sechs Computerplätzen. Sämtliche Notrufe kommen dort an, werden erfasst und weitergeleitet. Gerade die Ortung per GPS weckte Begeisterung: Zeigte der Computerscreen erst noch eine Europakarte, zoomte der Ausschnitt immer näher auf Weiden, bis zur Dienststelle.
Normalerweise führt Meyer nur selten Jugendgruppen herum. Für die DAZ-Gruppe und Hanauer machte er eine Ausnahme. Die ILS unterstützt Integrationsprojekte. Meyer erklärt: "Die Rettungsstellen gehen auf Zuwanderer ein. Ein Angebot, wie das der DAZ, die das Leben in Deutschland zeigt, ist etwas Besonderes."
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