Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig tschechische Arbeitskräfte für die Wirtschaft in der Oberpfalz sind. Krankenhäuser und Pflegeheime, aber auch in der Industrie oder im Handwerk wäre der Arbeitskräftemangel noch größer als er ohnehin schon ist. Allerdings leidet inzwischen auch das Nachbarland unter einem wachsenden Fachkräftemangel. Die Arbeitslosenquote in Tschechien liegt bei 3,5 Prozent, in Bayern bei 3,1 Prozent – nicht nur die Wirtschaft ist zusammengewachsen, auch der Arbeitsmarkt. Rund 23 000 Tschechen arbeiten im Freistaat.
Bei einem Gespräch in der Arbeitsagentur in Weiden tauschen sich am Montag die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) und der stellvertretende tschechische Ministerpräsident und Arbeitsminister Marian Jurečka, ein Christdemokrat, zum Thema Fachkräftemangel aus. Der Tenor: beide Länder müssen die Arbeitskräftereserven in ihren eigenen Ländern haben, ehe sich Fachkräfte aus anderen Ländern anwerben. Ausbilden und Qualifizieren sind zwei Schlagworte die in diesem Zusammenhang fielen. Die Beschäftigten müssen für die Digitalisierung und die Transformation der Wirtschaft fit gemacht werden. Scharf verwies dazu den Pakt für berufliche Weiterbildung 4.0 und auf das digitale Weiterbildungsportal www.kommweiter.bayern.de des Freistaats.
Zu Hause hatte Jurečka vor einer Woche eine Kürzung der Arbeitslosengeldes vorgeschlagen, um Arbeitslose zu einer schnelleren Aufnahme einer Arbeit zu bringen. In Weiden sprach er davon, dass auch die Thema Teilzeit sowie mehr Unterstützung für Familien dazu beitragen könne, mehr Fachkräfte zu finden. Ein Punkt, den auch Scharf betonte, gerade im Hinblick auf Frage der Pflege von Angehörigen, die in Bayern zu 90 Prozent zu Hause erfolge. Allerdings hatte Scharf vor einigen Tagen auch für eine Lockerung beim Arbeitsschutzgesetz plädiert, um längere täglichen Arbeitszeiten zu ermöglichen.
Für beide Länder steht auch das Thema leichtere Anerkennung von Berufsabschlüssen aus Drittstaaten, also aus Ländern die nicht zur Europäischen Union gehören, auf der Agenda. Das Anwerben Fachkräften soll Entlastung bringen. Arbeitsminister Jurečka berichtete, dass die tschechische Republik inzwischen rund 460 000 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen habe. Im Oktober waren knapp 90 000 in den Arbeitsmarkt integriert. Inzwischen dürften es noch einmal mehr sein.
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