Ein Zehnjähriger verbrachte 2020 einen Teil der Sommerferien bei seiner Mutter und ihrem neuen Lebensgefährten in der Oberpfalz. Die Eltern sind getrennt. Eigentlich lebt der Bub mit zwei jüngeren Geschwistern bei seinem Vater in Niederbayern. Die Ferientage im Landkreis Neustadt/WN sollte der Zehnjährige nie vergessen: Er wurde zum Hauptdarsteller in Pornofilmchen, die die Mutter für ihren neuen Freund (49) drehte.
Die Beweismittel sind erdrückend. Das verliebte Paar schickte sich tagsüber massenweise Whatsapp-Nachrichten, in denen die Nächte mit dem Kind gefeiert wurden. "Unser Dreier - sowas von geil", schreibt der 49-jährige Beamte während seiner Dienstzeit an seine Freundin. "Heute Nacht wieder." Während des Tages schickt sie ihm Videos ins Rathaus, die sie beim Sex mit ihrem Sohn zeigen. Er antwortet: "So geil. Ich kann gar nicht genug davon bekommen." Wohlgemerkt: Das sind nur die druckreifen Nachrichten.
Drei Tage und zwei Nächte erlebte der Zehnjährige im Juli 2020 den blanken Horror. Erst neun Monate später vertraute er sich Vertrauenspersonen an. Neun Monate später, im April 2021 - als seine Mutter ein Kind gebar, das angeblich per Vaterschaftstest eindeutig dem Lebenspartner zugeordnet werden kann.
Familienhelfer schockiert
Die Straftaten kamen eher zufällig auf. Der leibliche Vater hatte im Internetverlauf bemerkt, dass sein Sohn auf Porno-Seiten surfte. Er stellte ihn zur Rede und bekam die verstörende Antwort, dass der Sohn ähnliches mit der Mama gemacht habe. Der alleinerziehende Vater rief aufgelöst seinen Familienhelfer an, der ihm vom Jugendamt Straubing zur Seite gestellt worden war.
Der Sozialpädagoge hatte die "Teil-Familie" über ein Jahr lang betreut. Die Mutter hatte er dabei kaum kennengelernt. Sie habe im Leben der drei Kinder keine Rolle gespielt. Angekündigte Besuche habe diese oft abgesagt. Der alleinerziehende Vater habe sich wacker geschlagen. Auch den ältesten Buben kannte der Sozialpädagoge gut. Er versteht bis heute nicht, warum ihm der Zehnjährige zwar seine Stickeralben zeigte, aber über die schlimmen Erlebnisse schwieg. "Es gab keine Anzeichen. Nichts."
Nie und nimmer hätte der Familienhelfer aus heiterem Himmel eine solche Story erwartet: "Ich stand selbst unter Schock." Der Junge behauptete, seine Mutter habe in den Sommerferien 2020 in allen erdenklichen Varianten Sex mit ihm gehabt. "So authentisch, dass ich sagte: Das kann er nicht erfunden haben. Das ist nicht aus einem Film." Die Videos, die später auf dem Handy der Mutter gefunden wurden, bestätigten die Aussagen in allen unglaublichen Details.
Der Sozialpädagoge ging noch am gleichen Abend mit Vater und Sohn zur Straubinger Polizei. Dort schilderte der Schüler einem Polizeibeamten die Vorfälle "glaubhaft, nüchtern und trocken". Er rücke erst jetzt damit heraus, weil er Alpträume habe und es nicht mehr aushalte. Der Bub fragte laut Polizist: "Wer ist so krank im Hirn?"
Da liegt das Kind ganz richtig. Die 33-Jährige hat eine lange psychiatrische Vorgeschichte. Die vierfache Mutter war seit 2018 vier Mal stationär untergebracht. Sie ist alkoholkrank. Es gab etliche Suizidversuche, einmal stürzte sie sich von der Burg Kallmünz, einmal brach sie im Zuge eines Suizidversuchs zwei Hamstern das Genick. Nach eigener Aussage war sie selbst in ihrer Kindheit Opfer eines Missbrauchs. Eine Frau in labiler Lage - nur nahm der neue Partner darauf wenig Rücksicht.
Chatprotokolle als Beweis
Vor Gericht werden Chatprotokolle verlesen. Zum Großteil ist es der Beamte, der seine neue Freundin zu immer neuen Übergriffen befeuert: "Es ist phantastisch mit dir das alles auszuleben." Die Mutter macht mit: "Ich tue das nur für dich."
Prozess dauert an
- Dem Paar blühen mehrjährige Haftstrafen. In einem Verständigungsgespräch am ersten Prozesstag waren im Fall eines Geständnisses 7 (ohne 10) Jahre Haft für die Frau sowie 6 (statt 8) für den Mann in Aussicht gestellt worden.
- Beide sind seit Juni 2021 in Untersuchungshaft.
- Der Prozess wird am Montag, 14. März, um 9 Uhr mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Für Montag, 28. März, wird das Gutachten für die Angeklagte von Landgerichtsarzt Dr. Bruno Rieder erwartet. Dann folgen Plädoyers und Urteil.
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