Gerade ist Andreas Pohl noch Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Ab 1. März wird er der neue Chefarzt der Notaufnahme am Klinikum in Weiden. Der 52-Jährige hat schon viel erlebt, Arbeit auf Rettungshubschraubern, Truppenarzt in Sarajevo und Auslandseinsätze in Krisengebieten wie Afghanistan und Mali. Jetzt sucht er neue Herausforderungen in Weiden.
ONETZ: Herr Pohl, fangen wir mal ganz von vorne an. Wann und wo sind Sie geboren?
Andreas Pohl : Ich wurde am 11. Januar 1967 in Hamburg geboren, bin somit ein hanseatischer Steinbock.
ONETZ: Wie ging es dann weiter und wie sind Sie zur Notfallmedizin gekommen?
Andreas Pohl : Ich bin in Hamburg aufgewachsen und wohnte dort bis zum Abitur. Am Freitag war die Abi-Feier und am Montag darauf war der Dienstantritt bei der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München. Das war 1986, passenderweise war in dem Sommer "In the Army now" von Status Quo ein Hit. Nach 18 Monaten Offiziersausbildung folgte das Studium der Humanmedizin in Hamburg bis 1993. Die Doktorarbeit war auch fertig und ich begann als Arzt im Praktikum in der Anästhesie am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg.
ONETZ: Sie sind jedoch nicht nur Arzt, sondern auch Rettungsassistent. Wie kam das?
Andreas Pohl : Aus reinem Interesse habe ich die Ausbildung zum Rettungsassistenten gemacht und neben dem Studium auf allen Kfz-Arten des Rettungsdienstes gearbeitet, also Rettung von der Pieke auf angelernt. Am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg habe ich dann auch meinem Traum, auf dem Rettungshubschrauber SAR HH71 zu fliegen, verwirklichen können. Den kennen auch viele aus der ZDF-Serie „Die Rettungsflieger“. Mittlerweile habe ich auf drei Rettungshubschraubern gearbeitet (SAR HH71, SAR ULM75 und "Christoph 22" in Ulm). Jetzt freue ich mich auf den Vierten: "Christoph 80" in Weiden. Nach den ersten zwei Jahren in der Klinik gehört in die Laufbahn auch die Tätigkeit als Truppenarzt, die habe ich dann in Bremen und Hamburg abgeleistet. Hier habe ich 1996 meinen ersten von vielen Auslandseinsätzen absolviert. Nach einem zweiten Einsatz 1999 in Sarajewo wurde ich nach Ulm ans Bundeswehrkrankenhaus in die Anästhesie versetzt und bin vom Weiterbildungsassistenten bis zum Oberarzt aufgestiegen. Dort habe ich als Norddeutscher dann 20 Jahre "Entwicklungshilfe" auf der Schwäbischen Alb geleistet. In dieser Zeit habe ich zwischen 1996 und 2017 mehr als 1000 Tage in 16 verschiedenen Auslandseinsätzen verbracht.
ONETZ: Wow, spannend. Wo waren Sie überall im Auslandseinsatz und was haben Sie dort erlebt?
Andreas Pohl : In Summe war ich mehr als ein Jahr allein nur in Afghanistan. Außerdem war ich in Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Usbekistan, Kosovo und zuletzt Mali in Afrika. Einsätze haben immer etwas spannendes und im Kleinen für mich auch etwas befriedigendes: So konnten wir beispielsweise einem durch Verbrennungsnarben schwer geschädigten Mädchen durch wiederholte plastische Operationen wieder das Gehen und letztendlich das Arbeiten ermöglichen. Somit wurde das Mädchen aus ihrer Isolation in ihrer Familie wieder zu einem wertvollen Mitglied der Gemeinde gemacht. Auch war ich 2004 auf dem ersten "MedEvac"-Airbus. Das ist eine fliegende Intensivstation, die von der Bundeswehr nach Thailand zur Tsunami-Hilfe geschickt wurde. Hier musste ich viele schwere Schicksale miterleben, konnte aber gleichzeitig eine menschliche Solidarität erfahren, die bis dahin einzigartig geblieben ist. Auch Lehrgänge beim US-Militär in San Antonio, Texas, habe ich mitgemacht.
ONETZ: Wie ging Ihre Karriere dann weiter?
Andreas Pohl : In Ulm habe ich mich dann bewusst in Richtung Abteilungsleitung fortgebildet, unter anderem mit einem postgraduiertem Masterstudium BWL für Ärzte. Ich wollte unbedingt eine führende Position und die damit verbundene Verantwortung übernehmen. Parallel habe ich 13 Jahre lang die Auslandseinsätze für das Personal der Anästhesie in Ulm, aber auch in Verantwortung gegenüber den vorgesetzten Dienststellen und dem Ministerium für alle Anästhesisten und Fachkrankenpfleger der Bundeswehr, organisiert und geplant.
ONETZ: Wollen Sie uns auch was aus Ihrem Privatleben verraten? Sind Sie verheiratet, haben Sie Kinder?
Andreas Pohl : Im praktischen Jahr habe ich meine erste Frau kennengelernt und dann 1994 auch geheiratet. Aus dieser Ehe stammt meine große Tochter - welche in Neu-Ulm studiert - und ein Stiefsohn, der als Polizeikommissar in Bayern arbeitet und mich auch schon zum Stief-Opa gemacht hat. 2012 dann eine Scheidung und 2016 habe ich meine jetzige Frau geheiratet. Sie ist auch Anästhesistin und arbeitet zurzeit am Bundeswehrkrankenhaus Ulm als Honorarärztin. Im gleichen Jahr kam unsere kleine Tochter zur Welt. Wir erziehen die junge Dame zweisprachig, da meine Frau gebürtige Ungarin ist. Birgt allerdings die Gefahr, dass der Papa später nicht versteht, was die Damen bequatschen ....
ONETZ: Hatten Sie vorher schon Kontakt nach Weiden?
Andreas Pohl : Nein. Weiden kannte ich bis dato nur von meiner Gehaltsbescheinigung, da die Staatsoberkasse ihren Sitz in Weiden hat. Wir kennen hier - wie man so schön sagt - kein Schwein. Wir werden uns ein Haus oder Baugrundstück in Weiden suchen.
ONETZ: Wie kam es, dass Sie sich für das Klinikum in Weiden als neuen Arbeitsort entschieden haben?
Andreas Pohl : Da eine führende Perspektive seitens der Bundeswehr mir nicht angeboten werden sollte oder konnte, habe ich im Mai 2018 begonnen, den zivilen Markt zu sondieren und habe mich auch mehrfach beworben. Die freie Position in Weiden war dann die interessanteste Stelle: Großes Haus, Schwerpunktversorger, kommunales Haus mit dem Ziel, der eigenen Bevölkerung eine hochwertige Gesundheitsversorgung zu bieten. Dazu eine neugebaute zentrale Notaufnahme mit eigenem ärztlichen und nicht-ärztlichem Personal. Da kann man als Team schon Ziele verwirklichen. Die Krankenhausführung hat Ideen und Ziele für die Zukunft, quasi eine Vision, die ich gut mittragen kann und will. Diese neue Position wird mich herausfordern und sich einer solchen Herausforderung zu stellen habe ich in drei Jahrzehnten gelernt.














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