Weiden in der Oberpfalz
20.11.2018 - 16:37 Uhr

Neunkirchen wirft ersten Stein

Die Schule verloren, die beide Gaststätten und Schönheitssalon geschlossen, keine Dorfmitte und kein Festplatz, kein Jugendtreff, aber vom Verkehr geflutet. Eine Westumgehung muss her. Die Liste der Defizite, die in Neunkirchen abgearbeitet werden muss, ist ellenlang. Die Städtebauförderung soll helfen.

Jetzt dranbleiben. Die Vertreter der Dorfgemeinschaft Neunkirchen und Umgebung zeigen mit ihrer Anwesenheit bei der Stadtratssitzung, wie wichtig es ihnen ist, die Strukturen in ihrem Stadtteil zu erhalten, zu verbessern und Defizite zu beheben. Bild: wd
Jetzt dranbleiben. Die Vertreter der Dorfgemeinschaft Neunkirchen und Umgebung zeigen mit ihrer Anwesenheit bei der Stadtratssitzung, wie wichtig es ihnen ist, die Strukturen in ihrem Stadtteil zu erhalten, zu verbessern und Defizite zu beheben.

(wd) Die Neunkirchener Stadträte Karl Bärnklau (Grüne), Alois Schinabeck und Josef Gebhardt (beide SPD) sowie CSU-Fraktionschef Wolfgang Pausch begrüßten in der Stadtratssitzung am Montagabend ausdrücklich die Initiative des Vereins Dorfgemeinschaft Neunkirchen und Umgebung, mit öffentlichen Geldern den Stadtteil zu entwickeln und aufzuwerten.

Bürger belohnen

Bärnklau verwahrte sich dagegen, den gemeinsamen Antrag aller vier Fraktionen für Neunkirchen zu verwässern, indem auf die "Entwicklungsbedarfe" in anderen Stadtteilen verwiesen werde. Die Dorfgemeinschaft Neunkirchen habe den ersten Stein in Wasser geworfen und sei deshalb bei der geplanten Städtebauförderung zu priorisieren. Bärnklaus Forderung unterstützten Pausch und Christian Deglmann (Bürgerliste): Gerade Bürger, die sich für die Zukunft ihres Ortsteils engagierten, sollten auch belohnt werden. "Neunkirchen ist das Pilotprojekt", betonte Pausch. "Dort sollten wir beginnen."

Da alle Fraktionen das Anliegen der Dorfgemeinschaft unterstützen, sprach Obürgermeister Kurt Seggewiß von einem "legendären Antrag". Die Regierung zeige sich für die Aufnahme Neunkirchens ins Städtebauförderprogramm aufgeschlossen, berichtete Baudezernent Oliver Seidel. Ohne förmliche Festlegung eines Sanierungsgebietes sei die Förderung Neunkirchens als "Einzelmaßnahme" möglich. Nötig sei allerdings eine städtebauliche Konzeption ebenso wie die enge Zusammenarbeit mit den Bürgern. Seidel befürchtete, dass nach Neunkirchen in weiteren Stadtteilen Wünsche entstünden. "Wie gehen wir damit um?"

Mittel beantragen

Da die Anträge zur Städtebauförderung erst Ende November bei der Regierung vorliegen müssen, hofft Stadtkämmerin Cornelia Taubmann, noch für 2019 Gelder für die Planung bekommen zu können. Das Bauamt könne bereits im nächsten Jahr über das nötige Budget verfügen, versicherte Taubmann, auf Nachfrage Deglmanns, der im Beschlussvorschlag konkrete Angaben zur Umsetzung der Städtebauförderung in Neunkirchen vermisst hatte .

Nach Alois Schinabeck schilderte auch Josef Gebhardt die "Defizite". Das Leben in Weiden finde nicht nur in der Innenstadt statt, sondern auch in den Stadtteilen und eingemeindeten Ortschaften. Überall sei die Nachversorgung (Dorfladen, Landärzte, Gasthäuser, weitere Dienstleister) zu diskutieren. Menschen im Alter seien wenig mobil. "Warum wohl zieht es sie dann in die Innenstadt?" Aber auch vor Ort müssten Seniorenwohnanlagen entstehen, um das Altern im gewohnten Umfeld zu ermöglichen. Über den ÖPNV sei ebenso zu reden wie über den Hochwasserschutz, über Geschwindigkeitsbeschränkungen, Grünflächen, Aufenthaltsräume und Treffpunkte.

Strukturen in den Ortsteilen erhalten:

Neunkirchen habe die Schule und die Wirtshäuser verloren, müsse wohl mittelfristig auch um den Dorfladen und Arztpraxis bangen, betont Stadtrat Alois Schinabeck. Er legt den Finger in die Wunde: Es liege an den Bewohnern selbst, ob die Strukturen erhalten bleiben.

„Die ganzen Programme nutzen nichts, wenn die Bürger nicht durch ihr eigenes Verhalten dazu beitragen, dass sich Wirtshaus oder Lebensmittelladen tragen“, unterstrich Schinabeck. „Dazu reicht es nicht, dass da mal die Schafkopfrunde vier Halbe trinkt und ein Neunkirchener das drunten in Weiden vergessene halbe Pfund Butter in unserem Laden holt.“

Schinabeck hofft, mit den Maßnahmen, die mit der Städtebauförderung umgesetzt würden, komme endlich auch ein neuer Aufschwung nach Neunkirchen. „Sonst bleibt uns nur der Kindergarten und der Friedhof.“

Westumgehung nötig:

Weiden. (wd) Neunkirchen wird vom Verkehr geflutet. Und der Pegel droht weiter zu steigen – „ins Unerträgliche, wenn das Gewerbegebiet Weiden-West IV kommt“, befürchtet SPD-Stadtrat Josef Gebhardt. Er rechnet mit einer Verdoppelung des Verkehrsaufkommens. In der Stadtratssitzung forderte er in der Diskussion um den Einsatz von Städtebaufördermittel, um die Strukturen in Neunkirchen zu erhalten und zu verbessern, „vorrangig eine funktionierende Verkehrsregelung“. Höchste Priorität habe dabei der Bau einer Umgehungsstraße im Westen des Ortsteils. „Ich habe den Eindruck, dass wir bisher nicht gehört werden“, klagte er. Eine Verbindung von der Staatsstraße nach Weiherhammer zur B 470 in Weiden-West entlaste auch die Dr.-Müller-Straße und den Knoten bei der Alpenrose, pflichtete ihm CSU-Fraktionschef Wolfgang Pausch bei.

 
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