(swi) Anlass für das Gespräch im Café Mitte war die „Berliner Erklärung zum Flüchtlingsschutz“, die im Vorfeld des EU-Gipfels zur gemeinsamen Asylpolitik erschien. Unter der Überschrift „Verfolgte Menschen brauchen Schutz auch in Europa“ warnt ein Bündnis von 17 renommierten Flüchtlingshilfe-, Menschenrechts- und Wohlfahrtsorganisationen die Bundesregierung vor einer massiven Einschränkung des Flüchtlingsschutzes.
„Wir können doch nicht zu Menschen sagen, die einen ganz fürchterlichen Weg hinter sich haben, bei uns nicht“, meinte Jost Hess, Leiter des Arbeitskreises Asyl. Dass ein solches Vorgehen menschenunwürdig sei, darüber sind sich die Herren einig. Seit Jahrzehnten arbeiten sie täglich mit Flüchtlingen zusammen und kennen deren Schicksale persönlich. Daher platzt ihnen der Kragen, wenn ein Innenminister von „Asyltourismus“ spricht. „Es reicht! Was Horst Seehofer macht, ist ungeheuerlich“, sagte der Integrationsbeauftragte des Dekanats, Pauckstadt-Künkler. Auch der „unschöne“ Begriff „Zwischenlager“ stößt in der Runde auf Ablehnung. „Die Unterbringung von Schutzsuchenden vor den Grenzen Europas ist lediglich eine Verlagerung des Problems“, bemerkte Bernhard Uhl, Geschäftsführer des Kreis-Caritasverbandes Weiden-Neustadt/WN.
Bei aller Kritik gab es beim Pressegespräch auch Positives zu hören. „Es gibt ganz viele Menschen, die ganz ähnlich denken wie wir“, freute sich Hess. Das habe der Großteil der Bevölkerung 2015/16 bewiesen. Doch diese Leute hätten sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Daher verstehe sich die „Berliner Erklärung zum Flüchtlingsschutz“ mit ihren deutlich formulierten Forderungen auch als Mut-Macher: „Die Leute sollen wieder öffentlich auftreten, aufschreien und ihre positiven Erfahrungen kundtun“, so der Leiter des AK Asyl. Damit könne man auch die Kreise erreichen, die uninformiert in den allgemeinen Chor mit einstimmen“, fügte Wagner von Amnesty International Weiden hinzu. Für Shakhob Akramov von der Asyl-Sozialberatung des Caritasverbandes ist es wichtig, dass man offen über die Schwierigkeiten spricht. „Anstatt über Flüchtlinge zu reden, sollte man mit ihnen sprechen“, forderte Wagner am Ende des Gesprächs.
Weiden in der Oberpfalz
02.07.2018 - 10:56 Uhr
Offen miteinander reden
von Silke Winkler
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