"Sein oder nicht sein?" Diese bange Frage stand am Freitagabend nicht nur bei Shakespeare im Raum, sondern gleich mittendrin in der Regionalbibliothek Weiden. Im Franz-Joachim-Behnisch-Saal gastierte das OVIGO-Theater mit seiner Produktion „Hamlet for you“ und verwandelte den ausverkauften Saal für 90 Minuten in eine quirlig-chaotische elisabethanische Bühne.
Max Hegner aus Weiden und Katharina Mühln aus Oberviechtach stemmten das Shakespeare-Monumentalwerk zu zweit. Inklusive sämtlicher Rollen, Kostümwechsel, Erklärungen und Eskalationen. Sie spielten Friedrich und Johannes, zwei Schauspieler, die unterschiedlicher kaum sein konnten: Der eine Shakespeare-belesen bis ins Mark, die andere deutlich skeptischer und lieber in Musical-Gefilden unterwegs. Aber genau aus dieser Dauerreiberei bezogt der Abend seine Energie.
Blitzschnell wechselten die beiden Rollen, Geschlechter, Temperamente. Hamlet, Claudius, Gertrud, Ophelia, Polonius, Laertes, Horatio: Sie alle tauchen auf, manchmal nur kurz, oft herrlich überzeichnet. Slapstick traf Textsicherheit, Klamauk traf Bildung. Und immer wieder wurde das Publikum direkt angesprochen, eingebunden und provoziert. Ganz so, wie es zu Shakespeares Zeiten im Globe Theatre üblich war. Buh-Rufe? Mitmachen? Improvisation? Alles erlaubt. Auch wenn die Weidener etwas zurückhaltender waren als das Publikum vor 400 Jahren in London.
Regisseurin Cora Wein, die mit „Hamlet for you“ ihr Regiedebüt feierte, hatte genau dieses Ambiente gewollt, agierte selber aus dem Hintergrund. Das Stück von Sebastian Seidel erklärte „Hamlet“, ohne belehrend zu sein, und parodiert Theater, ohne es lächerlich zu machen. Nebenbei gab es Fun Facts zur Theatergeschichte, Einblicke in die Entstehungszeit und die beruhigende Gewissheit: Am Ende sterben tatsächlich alle, die sterben müssen.
Gefeiert wurde Katharina Mühln, die nicht nur schauspielerisch, sondern auch musikalisch glänzte. Max Hegner wiederum führte als erklärender, oft zappeliger Zeremonienmeister souverän durch das Chaos. Das Weidener Publikum dankte mit viel Gelächter, Szenenapplaus und langanhaltendem Schlussbeifall. "Theater muss sein", hieß es auf der Bühne. Und dieser Abend bewies dies eindrucksvoll: Ja, es muss. Und es darf und soll auch Spaß machen.













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