Panzerbrigade 12 bildet ukrainische Soldaten aus

Weiden in der Oberpfalz
29.03.2023 - 10:34 Uhr
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Die Zeitenwende bringt für die Heerestruppen in Bayern einige Veränderungen. Die Gebirgsjäger werden künftig von Hessen aus geführt. Für die Panzerbrigade 12 "Oberpfalz" gibt es neue Partner und neue Aufgaben mit Blick auf die Ukraine.

Der russische Überfall auf die Ukraine hat innerhalb der Nato und auch in der Bundeswehr einige Prozesse beschleunigt. Das trifft auch die Panzerbrigade 12 "Oberpfalz". Ein Jahr nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Zeitenwende ausgerufen hat, werden nun erste Veränderungen sichtbar. Ab diesem Samstag gehört das Panzerbataillon 363 in Hardheim in Baden-Württemberg zur Brigade. Diese verfügt damit neben dem Panzerbataillon 104 in Pfreimd (Landkreis Schwandorf) wieder über ein zweites Panzerbataillon. Zudem ist für die Soldatinnen und Soldaten der "Zwölfer" ein Auftrag im Baltikum weggefallen und eine neuer in der Heimat hinzugekommen.

Noch bis Sommer ist die Panzerbrigade 12 mit der Ausbildung der ukrainischen Soldaten betraut. Dazu gehörte zuletzt unter anderem die Ausbildung der Ukrainer am Kampfpanzer Leopard in Niedersachsen. Für die Soldatinnen und Soldaten, die in die Ausbildung eingebunden sind, bedeutet dies eine ähnliche Belastung wie in einem Einsatz. Allerdings sind sie nicht im Ausland, sondern in Norddeutschland. Die Ausbildung geht in der Regel sechs Tage die Woche von 8 bis 20 Uhr. Dazu kommen die Vor- und Nachbereitung. Der Sonntag ist in der Regel frei, außer die Ausbildung ist sehr dringend, dann läuft diese sieben Tage die Woche.

Die Ausbildung der Ukrainer beeinträchtigt weder die Einsätze noch den Umbau zur Division 2025, machte Generalmajor Ruprecht von Butler, Kommandeur der 10. Panzerdivision, auf eine entsprechende Frage beim "Außen- und Sicherheitspolitischen Dialog 2023 zum Thema Zeitenwende" des Bezirksverbands Oberpfalz der Arbeitskreise für Außen-und Sicherheitspolitik der CSU in Vilseck (Landkreis Amberg-Sulzbach) deutlich. Zu seiner Division gehört die Panzerbrigade 12. Priorität habe der derzeit gefährlichste Einsatz der Bundeswehr, der Einsatz in Mali. An zweiter Stelle nannte der Kommandeur die Ausbildung der Ukrainer.

Ausbildung psychisch fordernd

Die Ausbildung der Ukrainer beschreibt der Divisionskommandeur als "fordernd". Die Truppe wisse aber genau, wie wichtig diese Aufgabe gerade jetzt sei. Die Männer seien einige Wochen in Deutschland, dann gingen sie zurück in die Ukraine an die Front. Die Ausbilder wüssten, dass in ein paar Wochen ein Teil möglicherweise verwundet oder tot sein könne, dies sei menschlich-psychisch nicht einfach. So ähnlich hatte sich auch der Kommandeur der Panzertruppenschule, Brigadegeneral Björn Schulz, am Rande des Besuches von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei der Ausbildung der Ukrainer auf dem Truppenübungsplatz Bergen geäußert. Die Ausbilder lasse es nicht kalt, zu wissen, dass die Schüler einen Krieg vor sich haben, "der brutaler kaum sein kann", sagte Schulz, der bis Oktober 2021 die Panzerbrigade 12 geführt hatte, und fügte hinzu: "Dass es dort natürlich Gefallene und Verwundete geben wird, das tut uns auch weh."

Nach der Panzerbrigade 12 werde ein anderer Verband die Ausbildung der Ukrainer übernehmen, und die Brigade könne sich auf ihren Teil des Projektes Division 2025 konzentrieren. Seine Division sieht er auf einem guten Weg zur geforderten Kaltstartfähigkeit, und mit ihr die "Zwölfer", macht Generalmajor von Butler im Gespräch mit Oberpfalz-Medien deutlich. Unter Kaltstartfähigkeit wird in der Bundeswehr verstanden, dass in den Verbänden alles da ist, was die Soldaten benötigen, um in einen Einsatz auszurücken. Also Personal, Fahrzeuge und Panzer, Ersatzteile und Munition sowie persönliche Ausrüstung für jeden Soldaten. Generalmajor von Butler zieht einen Vergleich zur Feuerwehr: "Sie erwarten, wenn sie bei der Feuerwehr anrufen, dass diese ausrückt, also kaltstartfähig ist und nicht erst eine Brandschutztruppe zusammenstellen muss."

"Einsatzbereite Kräfte machen sich an drei Dingen fest: an Personal, Material und Ausbildung. Wenn sie die drei Dinge zusammenbringen, haben sie kaltstartfähige Kräfte, dann können sie anrufen wie bei der Feuerwehr", erläutert der Divisionskommandeur. Auf die Frage, wie viel er davon bereits erreicht habe, antwortet er: "Eine ganze Menge. Das Erste, was ich habe, ist: Ich habe tolles Personal – und das habe ich schon fast in kaltstartfähigem Umfang." Die Panzergrenadierbrigade 37, die derzeit die Nato-Speerspitze, die VJTF stellt, sei komplett kaltstartfähig. Wenn der Nato-Oberbefehlshaber in Europa (SACEUR) anrufe, dann könne Brigadegeneral Alexander Krone in weniger als einer Woche verlegebereit mit allen Kräften am Kasernentor stehen – "das nennen wir dann kaltstartfähig“. Wenn die Panzerbrigade 12 ähnlich ausgerüstet sei, wie die VJTF, dann sei diese auch kaltstartfähig. "Wir haben das klare Ziel ,Division 2025', also im 2025 wollen wir soweit sein", sagt von Butler.

Mindestens 250 zusätzliche Soldaten für Weiden

Dazu gehört, dass die Zahl der Soldatinnen und Soldaten in Weiden um mindestens 250 zulegen wird. Das Artilleriebataillon 131 in Weiden wird geteilt, zu einem Panzerartilleriebataillon umgebaut und im Herbst der Panzerbrigade 12 unterstellt. Zudem wird in der Major-Radloff-Kaserne ein zweites Panzerartilleriebataillon aufgestellt. Das neue Bataillon erhält die Nummer 375, wobei die Ziffer "37" für die Zugehörigkeit zur Panzergrenadierbrigade 37 und die Ziffer "5" für Artillerie steht.

Zugleich warnt Generalmajor von Butler davor, die Bundeswehr nur als Trümmertruppe zu sehen. "Wenn wir heute unmittelbar gebraucht werden, dann können wir vielleicht weniger als am 31. Dezember 2024, aber wir können schon heute viel machen", betont der Divisionskommandeur. Zugleich sagt er, hundert Prozent werde es nie geben. Es könne immer ein Panzer oder ein Funkgerät oder ein Teil des Personals fehlen. "Zur Division gehören circa 20.000 Soldaten. Nehmen wir an, es fehlen zukünftig noch 2000. Melde ich dann jetzt, wir haben keine einsatzbereite Division? Nein. Selbst mit den 18.000 sind wir voll einsatzbereit, nur eben in einer gewissen Abstufung", betont der Divisionskommandeur und verweist auf den Nato-Standard, der 90 Prozent fordert.

An diesem Donnerstag wird der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim (Landkreis Würzburg) mit der 13. Lichte Brigade (13. Leichte Brigade) aus dem niederländischen Oirschot eine von drei Kampfbrigaden des niederländischen Heeres unterstellt. Einen Schritt auf dem Weg zur "Division 2025". Zur Zeremonie kommen die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren und ihr deutscher Amtskollege Boris Pistorius in den unterfränkischen Bundeswehrstandort. Künftig ist damit in jeder der drei deutschen Heeresdivisionen eine niederländische Heeresbrigade integriert. Die niederländische 43. Mechanised Brigade (43. Mechanisierte Brigade) gehört seit sieben Jahren zur 1. Panzerdivision im niedersächsischen Oldenburg. Die luftbewegliche, leichte niederländische Brigade mit ihren Kampf-und Transporthubschraubern, die 11. Luchtmobiele Brigade, untersteht seit dem Jahr 2014 der Division Schnelle Kräfte (DSK) im hessischen Stadtallendorf. Dorthin wechselt im April auch die Gebirgsjägerbrigade 23 "Bayern" aus Bad Reichenhall, die bisher zur 10. Panzerdivision gehörte. Die 10. Panzerdivision umfasst dann neben den Niederländern, die Panzerbrigade 12 und die Panzergrenadierbrigade 37 sowie die deutsch-französische Brigade. Ein multi-europäischer Großverband.

 
 

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