Die Arbeit mit dem Handmixer geht den beiden jungen Köchinnen aus der Ukraine leicht von der Hand. Die Vermutung liegt ja eigentlich nahe, dass die Mädchen in der Küche der Volkshochschule die Ökotrophologin Christina Heinze-Neumann mit dem ukrainischen Nationalgericht Borschtsch beeindrucken wollen. Aber Pustekuchen. Das Verrühren von Eiern und Mehl und der Duft aus dem Ofen passen nämlich gar nicht zur ukrainischen Gemüsesuppe aus roten Rüben, Weißkraut, Erdäpfeln und Tomaten. "Die bereiten hier zu, was alle Kinder gerne mögen: Pizza, Pudding, Kräuterquark und Kuchen."
Der krönende Abschluss werde das gemeinsame "Festmahl" sein, berichtet die Kursleiterin. „Die Kinder freuen sich schon drauf.“ Im Nebenzimmer gestaltet derweil eine größere Gruppe von rund 20 Kindern Mehrweggläser zu Windlichtern um. „Die werden mit Papier und Wolle beklebt und mit Farbe bemalt“, erzählt Sara Schwarz, die über die evangelische Jugendarbeit von dem Projekt erfahren hat und jetzt mithilft. Wer schon fertig sei, knüpfe sich aus dem übriggebliebenen Material Armbänder. Letzte Woche hatte man auch schon gemeinsam gebastelt.
Deutschkurs für die Eltern
Noch bis Freitag veranstaltet die Volkshochschule Weiden-Neustadt für ukrainische Kinder und Jugendliche, die in der Max-Reger-Stadt und dem Landkreis Aufnahme gefunden haben, ein buntes Osterferienprogramm. Auch die Eltern, meist die Mütter der Sieben- bis 15-Jährigen, sind eingebunden. Für die ist allerdings schräg gegenüber ein Deutschkurs anberaumt. Gefördert wird die Aktion aus Bundesmitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Programm "Kultur macht stark", unterstreicht die pädagogische Leiterin Tanja Fichtner.
"Wir hatten viele Ideengeber und das war gut so, weil wir jetzt ein Partnernetzwerk haben", berichtet Fichtner. "Wir als Volkshochschule haben über den deutschen Volkshochschulverband die Möglichkeit, einen Talentcampus für Kinder in schwierigen sozialen Situationen zu veranstalten." Wegen des Flüchtlingsstroms aus der Ukraine habe man sich darauf verständigt, dass ukrainische Kinder mit ins Programm aufgenommen werden sollten. "Natürlich sind wir uns bewusst, dass wir als Volkshochschule nicht die Nummer 1 sind, was die Kompetenz für Jugendarbeit angeht. Deshalb sind wir auch drei Partner."
"Auf andere Gedanken kommen"
"Wir wussten nämlich, dass die Evangelische Jugend im Dekanat Weiden und der Verein Neue Zeiten in die gleiche Richtung denken." Deshalb habe man sich innerhalb von nur zehn Tagen zusammengeschlossen und das Programm gemeinsam auf die Beine gestellt. "Uns ging es darum, den Kindern und Jugendlichen eine Tagesstruktur anzubieten. Kinder brauchen einfach andere Kinder." Beabsichtigt war, dass sich die Buben und Mädchen in den Osterferien treffen können und sich daraus Freundschaften entwickeln. "Sie sollen auf andere Gedanken kommen, soweit das momentan überhaupt möglich ist."
Natürlich habe man als Volkshochschule auch einen ganz klaren Bildungsauftrag zu erfüllen. "Der Talentcampus vermittelt sowohl kulturelle Bildung, wie auch Sprachförderung." Vom Kunstworkshop über Tanzkurse, Theater, Stadtrallye mit Fotosessions bis hin zu einer Führung durch die Regionalbibliothek. "Wir vermitteln natürlich auch auf spielerische Art Deutschkenntnisse. Die Kinder haben schon viel Deutsch gelernt." Aktuell gebe es fünf Kinder- und zwei Elterngruppen. Der Verein Neue Zeiten betreue eine Gruppe mit Erwachsenen.
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