Da reißt die Geschichte mal wieder eine Packung Ironie auf: Ein Raubüberfall mit Körperverletzung gab im Herbst 2017 für Werner Schlegel endgültig den Ausschlag, sein Juweliergeschäft Uhren-Heinz in der Ringstraße 12 zu schließen. Zuvor war es 68 Jahre lang eine gute Adresse im Weidener Einzelhandel gewesen. Danach fiel der Laden mit dem großen Schaufenster und dem markanten Werbeschild in den Dornröschenschlaf.
Das Aus nach dem Kriminalfall beendet nun ausgerechnet die Kripo Weiden. Sie ist neue Mieterin des Objekts und will darin ihre sicherheitsstechnische Ausstellung unterbringen, sprich: Die Beamten zeigen künftig in der Innenstadt, wie Türen und Fenster am besten vor Einbrechern geschützt werden können und welche Alarmanlagen sich am besten eignen. "Wir sind in der Vorbereitung, haben aber noch keinen konkreten Termin und keinen Zeitdruck", bestätigt Erster Polizei-Hauptkommissar Karl-Heinz Grundler. "Es wird aber noch im Sommer eröffnet."
Platznot in der Inspektion
Hintergründe sind Platznöte im Hauptquartier der Polizeiinspektion an der Ecke Leimberger-/Regensburger Straße. "Wir hatten die Ausstellung dort im Foyer, aber es ist nicht wirklich gut geeignet, daher haben wir uns schon länger nach einem geeigneten Objekt umgeschaut", sagt PI-Leiter Markus Fuchs.
Also bekommt die Polizei eine weitere Adresse in der Ringstraße. Beamte sollen zwei- bis dreimal pro Woche vor Ort im Geschäft sein, um Bürger beraten zu können. Ferner ist dort ein Treffen nach telefonischer Terminvereinbarung möglich. Zudem soll es in den Räumen Veranstaltungen geben, etwa Vorträge zu Einbruchsvorbeugung mit Spezialisten der Kripo Weiden.
Dass die Polizei so eine Ausstellung in einem Einzelhandelsgeschäft zeigt, ist ungewöhnlich. "Das gibt es vereinzelt im Bundesgebiet, in Nordbayern fällt mir aber kein Beispiel ein", sagt Grundler. Die Kripo will mit dem Schritt auch Bürgernähe demonstrieren. Ebenso wie mit ihrem Kontaktbeamten, der ein Büro im Alten Rathaus hat. Er soll dort bleiben, erklärt die Polizei, selbst wenn sie nun 150 Meter Luftlinie weiter ein weiteres Domizil eröffnet.
Auch wenn die Zahl der Einbrüche in Weiden und Umgebung keineswegs explosionsartig anstieg, bleibt das Thema ein Dauerbrenner und treibt viele Bürger um, nachdem die Corona-Lockdowns die Quote in den vergangenen Jahren kräftig gedrückt haben. Oberpfalzweit verzeichnet die Statistik in den vergangenen fünf Jahren einen Wert, der bei etwas über 250 Wohnungseinbrüchen pro Jahr pendelte. Die sanken 2021 auf 160 Fälle, die 2022 schon wieder auf 201 Einbrüche anstiegen. Für 2023 liegen noch keine aktuellen Zahlen vor. Die Aufklärungsquote liegt nach Polizeiangaben bei knapp 25 Prozent.
Weniger Delikte
In Weiden gingen die ungebetenen Besuche von Dieben zwischen 2019 und 2022 von 17 auf 12 zurück. Ähnlich verhält es sich im Rest der Oberpfalz. Nur die Landkreise Neustadt/WN und Tirschenreuth, die im Bereich der Kripo Weiden liegen, verzeichnen auffällige Ausreißer. In Neustadt schnellte die Kurve von 11 (2019) auf 25 Fälle (2021) und sank dann 2022 wieder auf 11 Einbrüche. In Tirschenreuth stieg die Zahl im gleichen Zeitraum von 9 auf 14.
Wachsamkeit ist gut, die Statistik gibt aber keinen Anlass zur Panik. Vor zehn Jahren sah es zwischen Waldsassen und Regensburg schon mal übler aus. 429 mal hatten sich Kriminelle 2013 über Wohnungen und Häuser hergemacht, davon 36 mal in Weiden. Die Aufklärungsquote lag bei rund 15 Prozent. Und 2003 schlugen Einbrecher in der Max-Reger-Stadt noch fast doppelt so oft zu.
Ansprechpartner zu Einbruchsprävention
- Kriminaloberkommissar Dieter Melzner, Telefon 0961/401-2710; Kriminaloberkommissarin Gloria Görner-Degasperi, Telefon 0961/401-2711
- Auf Wunsch auch Vor-Ort-Beratung zu Hause
- E-Mail-Anfragen zum Thema an kripo-praevention-weiden[at]polizei.bayern[dot]de oder an kripo-beratungsstelle-weiden[at]polizei.bayern[dot]de
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