Der Pflegenotstand ist groß, auch in der nördlichen Oberpfalz. Monat für Monat zählt die Arbeitsagentur Weiden Dutzende unbesetzter Stellen. Längst haben Pflegeinrichtungen auch resigniert und melden ihre freien Stellen schon gar nicht mehr. Damit aber Heimbewohner und Patienten nicht leiden, müssen die vorhandenen Pflegekräfte das Defizit ausgleichen.
Weil die Situation immer angespannter wurde und der einheimische Arbeitsmarkt total leergefegt ist, startete die Arbeitsagentur Weiden im Sommer vergangenen Jahres ein ungewöhnliches Experiment. Hilfe sollte aus Spanien kommen. Schließlich liegt dort die Arbeitslosenquote junger Menschen über 30 Prozent, und die aller Arbeitnehmer bei fast 15 Prozent. „Wir haben den internationalen Personalservice der Bundesagentur für Arbeit beauftragt, Arbeitslose in Spanien für eine Pflegeausbildung im Arbeitsagenturbezirk Weiden zu gewinnen", berichtet Projektleiter Richard Murr vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur. Nach drei Monaten gelang es in Zusammenarbeit mit der spanischen Arbeitsverwaltung, dass 25 freiwillige Meldungen vorlagen. Die Namensliste wurde an den Arbeitgeberservice in Weiden übermittelt, damit von hier im Einzelfall die Förderungsvoraussetzungen geprüft werden konnten. „In dem Moment waren wir sehr optimistisch, denn genau 20 Personen konnten wir auswählen“, berichtet Murr rückblickend.
Rasch wurden die Kontakte in Sachen Ausbildung mit den regionalen Pflegeeinrichtungen geknüpft. Die 20 ausgewählten jungen Spanier wurden dann alle zu einem „Speed-Dating“ mit zehn Ausbildungsbetrieben am 27. September vergangenen Jahres in die Arbeitsagentur eingeladen. Doch an diesem Tag gab es bei den Projektverantwortlichen erstmals enttäuschte Gesichter. „Trotz Übernahme von Flug und Anreise- und Übernachtungskosten konnten wir gerade einmal neun junge Spanier in Weiden begrüßen“, berichtet Murr. Nach den Vorstellungsgesprächen am Speed-Dating-Tag wurde allen neun Bewerbern von Pflegeeinrichtungen eine Einstellungszusage gegeben. Hoffnung auf einen zwar kleineren, aber noch immer vorzeigbaren Erfolg, keimte wieder bei der Arbeitsagentur auf.
Die Bewerber konnten sich nach dem Speed-Dating sogar weitgehend ihren Ausbildungsbetrieb aussuchen. Zwei Ausbildungsbetriebe gingen deswegen dabei leer aus. Der Projektplan sah anschließend Deutsch-Sprachkurse im Heimatland Spanien bis zum 31. Dezember 2019 vor. Ziel war, das Sprachniveau A2 zu erreichen. Danach waren Umzug nach Deutschland und ab 1. Februar wöchentlich abwechselnd Sprachkurse beim BFZ bis zum erforderlichen B2-Niveau in Weiden und Helfereinsatz im zukünftigen Ausbildungsbetrieb vorgesehen.
Ausbildungsbeginn sollte der 1. September dieses Jahres sein. Doch erneut enttäuschte Gesichter: Gerade einmal fünf junge Spanierinnen reisten im Februar an und begannen die Ausbildungsvorbereitungen. Für finanziellen Unterhalt war durch Ausbildungsvergütung und Entgeltersatz der Arbeitsagentur gesorgt. Für Unterkünfte und Anmeldeformalitäten sorgten Ausbildungsbetriebe und BFZ. Nach wenigen Wochen meldete sich eine der verbliebenen fünf wegen Schwangerschaft ab, da waren es nur noch vier. Ende Juli stellte sich dann heraus, dass auch diese nicht auf der Erfolgsliste des Projekts erscheinen. „Keine einzige hat im Sprachkurs das erforderliche B2-Niveau erreicht“, bedauert Projektleiter Murr. Wenigstens eine junge Spanierin beginnt eine Ausbildung als Altenpflegehelferin, eine andere wird als ungelernte Hilfskraft beschäftigt. Trotz aller Enttäuschung sagt Arbeitgeberservice Teamleiter Klaus Gredinger: „Wir haben den Mut nicht verloren. Beim nächsten Versuch werden wir uns noch stärker darum kümmern, dass mehr Deutschkenntnisse bereits in Spanien vermittelt werden.“ Und er zieht noch eine weitere Konsequenz aus der Erfahrung. „Wir müssen noch intensiver die wirklich allerletzten Qualifikationsreserven in Deutschland erschließen.“














Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.