Der Fall von Andrea Forster steht für Tausende ähnlicher Lebensverläufe. „Zuerst kam das erste Kind, zwei Jahre später dann das zweite und dann kam Corona“, erzählt die 41-jährige Logistik-Disponentin. Rasch waren sechs Jahre vergangen, in denen sie nicht mehr im Berufsleben stand. Rückblickend stellt die Fachhochschulabsolventin fest: „Corona hat mir dann den Boden unter den Füßen weggezogen, ich bin endgültig zur Hausfrau geworden.“
Zehn Jahre, bis zum Jahr 2015, hatte die Mutter zweier Töchter von knapp sechs und drei Jahren bei einem Automobilzulieferer gearbeitet. Aber nach sechs Jahren Unterbrechung fehlte der Mut, wieder an den alten Arbeitsplatz zurückzukehren. Und sie stellt heute fest: „Ich war absolut unsicher, wie ich die Doppelbelastung Kinderbetreuung und Beruf schultern soll.“ Über einen Zeitungsbericht habe sie im vergangenen Herbst von dem Projekt „Frauen können mehr“ erfahren. Der Blick auf das Programm hat sie überzeugt und sie hat sich nach kurzer Überlegung angemeldet.
Dabei ist es ihr weniger um den Erwerb neuer beruflicher Kenntnisse gegangen, betont Forster ausdrücklich. „Mir ging es vor allem um die Fähigkeit die Doppelbelastung zu steuern.“ Und genau das sei in der Maßnahme geboten worden. Gemeinsam mit anderen Frauen in einer ähnlichen Situation, „aber auch mit deren unterschiedlichen Lebensgeschichten“, hätten individuelle Lösungsmöglichkeiten erarbeitet werden können. Die Frauen hätten sich auch gegenseitig unterstützt. Im Resilienz-Training wurde Stressresistenz gelernt. „In Vorträgen und Workshops habe ich Antworten zur Frage entwickelt, was traue ich mir zu“, lobt die Projektteilnehmerin.
Seit wenigen Tagen arbeitet Foster wieder auf ihrem früheren Arbeitsplatz. Und sie empfiehlt die Teilnahme auch ausdrücklich anderen Frauen in einer ähnlichen Situation.
Ab sofort können sich Interessentinnen für die nächste Projektstaffel anmelden. Am 20. Mai findet der erste Gruppentermin im Online-Format statt. Projektträger ist das Zentrum für regionale Bildung gGmbH der Volkshochschule Weiden-Neustadt (Zrb) in Kooperation mit Jobcenter Weiden-Neustadt und Agentur für Arbeit Weiden. Zu den Elementen des vorerst virtuellen Coaching-Programms gehört unter anderem eine regelmäßige Einzelberatung zur Klärung der individuellen Situation, ein regelmäßiges Gruppenangebot, ein sechswöchiger Online-EDV-Grundlagenkurs, ein dreiwöchiges Seminar zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine vierwöchige begleitete Praktikumsphase.
Für erforderliche Kinderbetreuung wird gesorgt. Frauen aus dem östlichen Landkreis können auch von der VHS Vohenstrauß betreut werden und dort auch das Praktikum absolvieren, erklärt VHS-Geschäftsführerin Erika Grötsch. Zrb-Pädagogik-Leiterin Tanja Fichtner brauchen interessierte Frauen keinesfalls befürchten überfordert oder unterfordert zu werden. „Für jede ist etwas dabei“, sagt sie. Das Programm könne auch individuell angepasst werden. Technische Ausstattung kann erforderlichenfalls bereitgestellt werden. Ansprechpartner sind Barbara Nickl (Telefon: 0961/48178-64, E-Mail: Barbara.Nickl[at]zrb-weiden[dot]de) und Alena Kellner (Telefon: 0961/48178-66, E-Mail: alena.kellner[at]zrb-weiden[dot]de) sowie Sigrid Vogl, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt beim Jobcenter Weiden-Neustadt, Telefon 0961/409-1506.
Wie ist die Situation für Frauen am Arbeitsmarkt?
- Langzeitarbeitslosigkeit steigt um 24,3 Prozent im Vergleich zu 2020
- Steigerungsrate der Langzeitarbeitslosen im Harzt-IV-Bereich: 18,5 Prozent
- Frauen besonders betroffen: 53 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsempfänger sind Frauen
- Anteil der Langzeitarbeitslosen unter Frauen: zwischenzeitlich bei steigender Tendenz fast 80 Prozent
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