Seit 1964 besteht der Einkaufsmarkt an den nördlichen Toren Weidens, zunächst als der von Ludwig Meister gegründete "Cash-&-Carry-Markt" (C&C), dann als "Meister" und "Extra", seit 2004 als "Real". Wie lange es den noch gibt? Die Karten sind neu gemischt, seitdem der russische Finanzinvestor SCP die Supermarktkette im Juni vom Metro-Konzern übernommen hat. Noch im vierten Quartal will SCP laut "Lebensmittelzeitung" 72 der insgesamt 276 Real-Märkte in Deutschland an Marktführer Edeka verkaufen, 101 weitere soll "Kaufland" übernehmen. Zumindest Edeka scheidet als Käufer des Weidener Marktes wohl aus – einen Edeka-"Generationenmarkt" gibt es nur einen Steinwurf entfernt auf der anderen Straßenseite.
Wie Real auf Nachfrage informiert, arbeiten in der Filiale 58 Beschäftigte auf einer Verkaufsfläche von 5200 Quadratmetern. Der erste Kelch ist an ihnen vorübergegangen: Schon kurz nach dem Besitzerwechsel gab die Kette die Schließung von 8 Filialen im kommenden Jahr bekannt. Weiden ist nicht dabei, betroffen sind Märkte in Berlin-Spandau, Duisburg-Süd, Herten-Westerholt, Leißling-Weißenfels, Mönchengladbach-Rheydt, Bitterfeld-Wolfen, Frankenthal und Goslar.
Ob Weiden aber auf den aktuellen Einkaufslisten von Kaufland und Edeka steht, bleibt vorerst unklar. Derzeit prüft das Bundeskartellamt die geplanten Übernahmen. "Sämtliche Anpassungen am Marktnetz stehen immer unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamtes", erklärt Real-Pressesprecher Markus Jablonksi. "Bitte haben Sie daher Verständnis dafür, dass wir keine standortbezogenen Informationen herausgeben, bevor nicht eine finale Entscheidung dieser Behörde vorliegt." Auch Verdi hält sich aus diesem Grund bedeckt. Solange die Prüfung laufe, "gibt es keinen definitiven Sachstand", stellt Hubert Thiermeyer, Verdi-Fachbereich Handel, fest. Und: "An Spekulationen oder Vermutungen beteiligen wir uns nicht."
Konkreter wurde die Gewerkschaft gegenüber den Amberger Kollegen. Für den Real in der Vilsstadt (105 Beschäftigte, 7700 Quadratmeter Verkaufsfläche) "gibt es derzeit keinen Interessenten", informierte Monika Linsmeier vom Verdi-Fachbereich. Märkte, die vorerst nicht verkauft werden, würden längstens drei Jahre weitergeführt, um doch noch einen Käufer zu finden.
Nach Informationen der "Lebensmittelzeitung" kursiert eine inoffizielle Liste, auf der bereits die Nachfolger für die bayerischen Real-Märkte aufgeführt sind. 6 Filialen gehen demnach an Edeka, 11 an Kaufland, 3 würden geschlossen. Was mit den restlichen 14 passiert, sei ungeklärt. Die "Lebensmittelzeitung" berichtet ferner, dass SCP in der Übergangszeit bis zu einem möglichen Verkauf einen harten Sparkurs fahren wolle – unter anderem beim Kassenpersonal. Das Sortiment solle reduziert, Käste- und Fleischtheken womöglich geschlossen werden. Im Weidener Real lesen Kunden derweil weiterhin einen Aushang, mit dem der Markt zahlreiche neue Mitarbeiter sucht. Er dürfte mittlerweile veraltet sein.
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