Seit über 29 Jahren touren Alexander Pavlovsky (Violine), Sergei Bresler (Violine), Ori Kam (Viola) und Kyril Zlotnikov (Violoncello) als Jerusalem Quartet rund um den Globus und auf allen Kontinenten, schreibt Alexander Pavlovsky auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. In Weiden werden die vier Musiker am Sonntag, 12. Mai, allerdings zum ersten Mal Station machen: „Wir freuen uns immer sehr darauf, an neuen Orten für ein neues Publikum zu spielen. Manche kennen uns vielleicht bereits von den vielen Aufnahmen, die wir gemacht haben, aber die einzigartige Kombination aus Musikern, Zuhörerinnen und Zuhörern und Akustik bei Live-Konzerten ist unbezahlbar.“
Den untrennbar mit Weiden verbundenen Komponisten Max Reger habe man zwar – noch – nicht im Repertoire, seinen romantischen Kompositionen, die auch zahlreiche, unterschiedliche Kammermusik-Werke beinhalten, lauscht Pavlovsky aber gerne: „Sein Kompositionsstil ist sehr interessant, seine musikalischen Ideen bestechen mit kompliziertem Kontrapunkt und einer reichhaltigen harmonischen Sprache.“
Lyrik, Drama und Virtuosität
Für das Weidener Gastspiel hat das Jerusalem Quartet zum einen Felix Mendelssohn Bartholdys Streichquartett op. 12 ausgewählt, dessen Eröffnungsmotiv sich nicht ohne Grund an den Beginn von Beethovens "Harfenquartett" anlehnt: Der damals 20-jährige Komponist sandte damit einen letzten Gruß an den nicht lange zuvor verstorbenen Meister. Darüber hinaus kontrastieren viele gesangliche Momente mit Rezitativen, dramatische Momente werden mit wundervollen Melodien austariert, so Pavlovsky: „Dieses Quartett des so jungen Komponisten steckt voller Lyrik, Drama und jeder Menge Virtuosität.“
Als geradezu magische Komposition charakterisiert der Violinist Debussys einziges Streichquartett: „Es hat viele Verbindungen und Wurzeln in die Vergangenheit, während der Komponist gleichzeitig eine völlig neue Sprache entwickelt und unzählige wundervolle Texturen und unvergessliche Momente kreiert. Es wäre ein Traum, wenn Debussy mehr solcher Quartette oder gar einen ganzen Satz aus sechs Quartetten geschrieben hätte.“
Komplettiert wird das Komponisten-Trio des Abends von Paul Ben-Haim, der 1897 als Paul Frankenburger in München zur Welt kam, unter anderem bei einem Bruckner-Schüler studierte und seinen beruflichen Weg als Assistent der berühmten Dirigenten Hans Knappertsbusch und Bruno Walter begann. 1933 wanderte er ins damalige Palästina aus, wo er unter dem Namen Ben-Haim zum wohl berühmtesten israelischen Komponisten des 20. Jahrhunderts werden sollte, so Pavlovsky.
"Krieg" aus menschlicher DNA löschen
Nach Einschätzung des Violinisten war Ben-Haim eher Handwerker als Genie: „Nicht alles, was er geschrieben hat, war göttlich inspiriert, aber es ist immer wie eine Brise frischer mediterraner Luft.“ Das 1937 entstandene Werk, das das Jerusalem Quartet dem Weidener Publikum vorstellen wird, sei das extrovertierteste unter Ben-Haims Stücken, an einigen Stellen warm und freundlich, zerschmetternd und eigensinnig an anderen. Auf jeden Fall aber eine der Kompositionen, mit denen der Schöpfer am zufriedensten war.
Das Wissen ums Ankommen in Israel verbindet die Musiker mit Ben-Haim: „Drei unserer damals zwischen 12 und 13 Jahre alten Gründungsmitglieder kamen Anfang der 1990er-Jahre zusammen mit ihren Familien aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel.“ Alle vier studierten an der Jerusalem High School und am Conservatory of the Jerusalem Music Academy und starteten zwei Jahre später die gemeinsame musikalische Reise als Quartett.
Befragt nach seinen Empfindungen angesichts des Ukraine-Krieges und des terroristischen Überfalls der Hamas auf Israel, bleibt Pavlovsky diplomatisch: „Als in Kiew geborener israelischer Bürger finde ich, dass Worte wie ‚Aggression‘ oder ‚Krieg‘ aus unseren Leben und der menschlichen DNA gelöscht werden sollten.“ Im Übrigen sehe man sich als musikalische Botschafter jedes Komponisten, den man spiele.
Zum Konzert
- Saison-Abschlusskonzert Weidener Meisterkonzerte mit dem Jerusalem Quartet: Alexander Pavlovsky (Violine), Sergei Bresler (Violine), Ori Kam (Viola) und Kyril Zlotnikov (Violoncello)
- Wann? Sonntag, 12. Mai, um 18 Uhr in der Max-Reger-Halle in Weiden
- Was? Werke von Mendelssohn Bartholdy, Ben-Haim und Debussy
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