Während der Reporter am Mittwochvormittag vor der überfüllten Wertstoffinsel in der Königsberger Straße steht und sich Notizen macht, kommen die Anwohner auf ihn zu und lassen ihrem Frust freien Lauf. Zahlreiche Bürger beschweren sich über die Zustände bei der Müllentsorgung. Grund ist der zehn Meter lange Müllhaufen vor der Wertstoffinsel. Diesen entsorgt die Stadt zwar am Nachmittag, jedoch verspätet. Bis dahin lag er stinkend auf der Straße – und gefährdete Verkehr wie Gesundheit.
Der Unmut in der Bevölkerung ist deshalb groß, weil es bereits in der Vergangenheit Probleme an der besagten Entsorgungsstelle gab. Reinhard Weindl schimpft über die mangelnde Disziplin anderer Bürger: "Es gibt Leute, die hauen alles rein, ohne Rücksicht auf die Trennungsvorschriften. Da stehen Kinderwagen drin und Plastik. So kann das nicht mehr weitergehen."
Kennzeichen von Müllsündern aufschreiben
Weil sich nichts bessert, will der 55-Jährige zukünftig selbst aktiv werden und damit beginnen, die Kennzeichen von Müllsündern zu notieren: "Ich schreibe ab jetzt jedes Nummernschild von denen auf, die illegal ihr Zeug da rein schmeißen. Der Müll hat sich in der Vergangenheit hier schon oft gestapelt, aber so extrem war es noch nie." Auch gegenüber der Stadt hegt der Weidener Groll. "Ich habe dort schon mehrfach angerufen. Teilweise drei Mal am Tag. Aber nichts ist passiert, und hier stinkt es wie die Sau."
Andere Bürger, die den Müll ordentlich trennen und sich an die Entsorgungsvorschriften halten, leiden auch unter der Problematik in der Königsberger Straße. So berichtet Siegfried Heuberger: "Bei mir zu Hause stapeln sich schon die gelben Säcke, weil ich sie hier nicht mehr herbringen kann." Der 65-Jährige wohnt in der Nachbarschaft und meint, dass die Entsorgung besser funktionieren sollte, denn "wir zahlen ja auch dafür". Weindl ergänzt: "Ich erwarte, dass die Stadt was tut. Ständig sehe ich nagelneue Müllautos. Für die scheint Geld da zu sein, aber um bei uns den Müll zu entsorgen, dafür reicht das Geld nicht. Das ist eine Schande."
Gefahren wie Pilze und Schimmel lauern im Müll
Die Stadt ließ den Müllhaufen am Mittwochnachmittag zwar abtransportieren. Doch zuvor lag er dort vier Tage in der prallen Sommerhitze auf dem Asphalt. "Ich sorge mich schon, dass sich hier Krankheiten ausbreiten können", sagt Swetlana Kleiner. Auch, wenn der Müll nun entsorgt ist, eine Gefährdung für die Gesundheit sei unter solchen Bedingungen nicht ausgeschlossen, meint Johannes Weig dazu. "Müll, der nicht ordnungsgemäß entsorgt wird, kann zur Entstehung von Infektionserregern führen. Insbesondere Bakterien und Schimmelpilze können sich verbreiten. Die momentanen Temperaturen sind der ideale Nährboden dafür", erklärt der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamtes. "Gesundheitlich bedenklich" sei dies bei "unsachgemäßer Müllentsorgung bereits vom ersten Moment an".
Ein Risiko bestehe besonders bei unbeaufsichtigten Kindern. Zusätzlich würden Schädlinge und Ungeziefer angezogen. Über frei laufende Haustiere besteht damit laut Weig auch eine "indirekte Gefahr" für die Bewohner. Zudem seien Chemikalien eine Gefahrenquelle. "Oft sind im Hausmüll auch Reinigungsmittel oder andere Gefahrstoffe enthalten, die bei direktem Kontakt gefährlich sein können." Über die Luft selbst habe für die Bewohner der Königsberger Straße jedoch keine Infektionsgefahr bestanden, beruhigt der Gesundheitsexperte.
Die Stadt selbst hat sich bisher zu den Missständen nicht geäußert. Bekannt ist nur, dass sich die Abholung wegen "personellen Engpässen" verzögert hatte. Wie das dauerhafte Problem mangelhafter Müllentsorgung in der Wertstoffinsel gelöst werden soll, ist unklar.
Offen ist auch, ob die Entsorgung des Problemmülls am Mittwochnachmittag auf eine Intervention des Gesundheitsamtes zurückzuführen ist. Die Behörde zeichnet für die Einhaltung des Infektionsschutzgesetzes verantwortlich. Laut Johannes Weig ist das Amt dazu "verpflichtet, auf Hygienemissstände hinzuweisen und erforderliche Maßnahmen zu ergreifen. Ich werde deshalb mit der Stadt telefonieren und sie bitten, umgehend Maßnahmen zu ergreifen. Meistens geht das auf dem kleinen Dienstweg." Der stellvertretenden Amtsleiters telefonierte am Mittwochvormittag mit der Stadt. Am Nachmittag war der Müll weg.
Der Müll hat sich hier schon oft gestapelt, aber so extrem war es noch nie.
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