Das vom großen Orchester gespielte Leitmotiv des russischen Ballettkomponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowsky für den "Schwanensee" hatte Ohrwurmpotential. Und den ausgebildeten Tänzerinnen und Tänzern merkte man die schweißtreibende Arbeit überhaupt nicht an. Federleicht, mit Eleganz und Anmut, machten die Balletteusen und Tänzer die exakte Arbeit und athletische Strenge vergessen und schwebten, fast echten Schwänen gleich, über den Bühnenboden. Im Publikum herrschte fassungsloses Staunen über die tänzerischen Fähigkeiten.
Es gab keine Experimente bei der Geschichte um Prinz Siegfried und die verwunschene Odette. Die Dresdner Konzertproduktion setzte auf Mitwirkende, die überwiegend aus Osteuropa stammten und ihr Fach von der Pike auf gelernt hatten. Sie bewegten sich eng im klassischen Korsett. Wer sich an die Aufführung vor zwei Jahren erinnerte, erkannte auch sofort die märchenhaften Kulissen von damals wieder. Sie schafften es mühelos, die Bühne in eine ausgelassene höfische Stimmung zu versetzen oder in die düstere Atmosphäre des Schwanensees einzutauchen.
Um den Inhalt zu begreifen, half es, vorher das Libretto zu lesen. Die Geschichte von Prinz Siegfried, der seine Volljährigkeit feiert, und von den Damen umgarnt wird. Doch er träumt von der vollkommenen Liebe. Mit seinen Freunden besucht er einen märchenhaften See im Wald, der vom Zauberer Baron von Rothbart beherrscht wird. Dort entdeckt er unter den Schwänen die verwunschene Odette, die dem Prinzen erklärt, dass sie nur ein Schwur ewiger Liebe vom Zauber entbinden könne.
Doch der hat die Rechnung ohne Rothbart gemacht. Beim Ball im Schloss jubelt er dem Prinzen mit Odile eine Doppelgängerin unter, in die sich Siegfried verliebt. Im Glauben, es sei Odette. Es kommt am Schwanensee zum Duell zwischen dem Prinzen und dem Zauberer. Der Fluch ist gebrochen. Dem Glück von Siegfried und Odette steht nichts mehr im Wege.
Das neben dem "Nussknacker" wohl berühmteste Ballett wurde 1877 ohne nachhaltigen Erfolg uraufgeführt, weil Dirigent und Choreograf bei der Umsetzung der Handlungsstränge überfordert waren. Das Werk wurde bis 1894, ein Jahr nach Tschaikowskys Tod, auf Eis gelegt. Lew Iwanow und Marius Petipa entwickelten auf Basis der Märchenmotive und der hochwertigen Originalpartitur endlich eine künstlerisch anspruchsvolle Choreografie.
Die ist bis heute in den Soli, im berühmten Pas de deux, Pas de trois und dem Pas de quatre der kleinen Schwäne erhalten geblieben. Ballettdirektorin Katsiaryna Fadzeyeva ließ ihre Talente nicht in Kitsch baden, sondern verstand es, ihr Publikum mit stimmiger Tanzsymbolik zu verzaubern.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.