Von Wolfgang Winter
Hier gibt es zwei natürlich vorkommende Arten: Sommer- und Winter-Linde. Die Sommer-Linden begannen Anfang Juni zu blühen, die Blüten der Winter-Linde folgen zwei Wochen später. In Städten und Parks kommen weitere Linden-Arten vor, die im Landschaftsbau verwendet werden, wie die Silber-Linden in Weidens Fußgängerzone. Eine Zeitlang dachte man, die Blüten dieser Silber-Linden seien für Insekten, insbesondere Hummeln giftig, da häufig große Mengen toter Exemplare unter den blühenden Bäumen lagen. Dieser Verdacht konnte aber widerlegt werden: die Silber-Linde blüht zu einer Zeit, in der es sehr wenig Blüte in der Landschaft gibt. Viele Insekten wurden vom intensiv duftenden Blüten-Nektar von weit her angelockt, schafften es gerade nicht mehr, und verhungerten buchstäblich kurz vor dem Mahl.
Die beiden einheimischen Arten sind sich sehr ähnlich und unterscheiden sich nur in wenigen Merkmalen: so bilden fünf bis neun kleine, blassgelbe Blüten den Blütenstand der Winter-Linde, bei der Sommer-Linde sind es nur drei bis fünf. Und erstere hat an der Unterseite des herzförmigen Blattes kleine Büschel aus rötlichen Härchen, bei der sommerlichen Schwester sind diese weiß. Und die kleine runden Früchte lassen sich bei der Winter-Linde mit den Fingern zerdrücken, die der Sommer-Linde sind so hart, dass das nicht möglich ist.
Beide Arten kommen in ganz Europa vor, nachdem sie sich nach dem Ende der Eiszeiten von Süden her wieder verbreiten konnten. Vermutlich hat der Mensch wesentlich zur Verbreitung beigetragen: Die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten dieser Bäume machten sie zu einem wichtigen Begleiter des Menschen. Ob in der Heilkunde (die Blüten wirken antibiotisch und schweißtreibend) oder im Handwerk: Die Wachstumsschicht (Bast genannt) zwischen Rinde und Holz ist bei den Linden-Arten besonders zäh und faserig. Weshalb in erster Linie Linden-Bast zum Binden von Kleidung und Werkzeugen verwendet wurde. Heute kommt dieses Material im Wesentlichen nur noch in Gärtnereien und an Geschenk-Päckchen zum Einsatz. Da das Lindenholz beständig aber leicht und relativ weich ist, wurde und wird es bevorzugt für Schnitzereien verwendet.
Neben den praktischen Verwendungen einzelner Baum-Teile aber waren und sind Linden häufig von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung: Als Dorf-Linde, unter der getanzt und Gericht gehalten wurde. Oder als Allee, die Prachtstraßen säumen.
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