"Wirf das nicht weg, das könnten wir vielleicht nocheinmal brauchen." Wie oft habe ich diese Worte von meiner Mutter gehört. Bei manchen Sachen konnte ich zustimmen, bei manchen nicht. Doch auch wenn ich vieles anders handhaben würde, kann ich verstehen, dass Menschen, die den Zweiten Weltkrieg und die schwere Zeit danach erlebt haben, nichts leichtfertig in den Müll geben können.
Als ich mich vor wenigen Tagen über einen alten Schrank hermache, der im Keller ganz hinten steht, überkommt auch mich das Staunen. Hinter einer der Türen liegen feinsäuberlich gestapelt Unmengen von bunten Plastiktüten. Neugierig hebe ich den Stoß heraus und blättere die Auswahl durch. Sofort fällt mir eine Tüte des Bekleidungshauses Dänner in Weiden ins Augen. Dort haben wir in den 70er Jahren mein Kommunionkleid gekauft. Dänner gibt es längst nicht mehr. Dort, wo das Gebäude einmal stand, befindet sich jetzt das NOC. Meine Gedanken schweifen in die Kindheit zurück. Eine Tüte nach der anderen weckt mehr und mehr Erinnerungen. Bei Samen Noack habe ich immer die vielen Aquarien bestaunt. Ein Einkauf bei Eisen Knorr, damals noch am Oberen Markt, heute steht hier das Markthaus, war für mich als Mädchen eine Wanderung durch unzählige verwinkelte Gängen. "Sei kein Frosch, geh zu Fröschl. Denn Fröschl ist für alle da." Ja, klar! Elektro-Fröschl auf der Allee. Ebenfalls der Vergangenheit gehören Blumen Plank am Hauptbahnhof, die Taubaldsche Buchhandlung in der Postgasse, Obst Grillmayer oder der unvergessene Hertie an. Auch bei der Tüte von Mode Bauer Floß bekommen ich nostalgische Gefühle. Der "Bauernschneider" hatte Anfang der 80er Jahre eine richtig gute Jeansauswahl.
Mein absoluter Favorit ist und bleibt das Schuhhaus Sauer am Oberen Markt. Nicht wegen der Schuhe, die ich dort bekomme, sondern wegen dem roten Elefanten, der groß und glänzend in der Kinderabteilung stand. Auf ihm zu reiten oder besser zu schaukeln, war der Höhepunkt eines jeden Einkaufs. Beseelt von all den Erinnerung lege ich die Tüten zusammen und packe sie wieder in den Schrank. Manche Dinge muss man einfach aufheben und wenn es nur aus Gründen der Nostalgie ist.
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