Seit über zehn Jahren erforscht und erkundet der Mittelalter-Archäologe Privatdozent Hans Losert mit seinem Wissenschaftlerteam von der Universität Bamberg frühzeitliche Grabstätten hauptsächlich in der nördlichen Oberpfalz und in angrenzenden Regionen. In einem Vortrag beim Freundeskreis Weiden der Evangelischen Akademie Tutzing berichtete er ausführlich darüber. Für die Zuhörer gab es im vollen Martin-Schalling-Haus manches Überraschende zu hören. Dazu zählt, dass sich die Slawen zuerst in der Oberpfalz angesiedelt hatten und erst dann 100 Jahre später auch das nördliche Böhmen besiedelten. Gräber, die in der nördlichen Oberpfalz gefunden wurden, seien rund 100 Jahre älter als die in Böhmen, stellte Losert fest.
Erste Spuren der Slawen in der Oberpfalz fanden sich in einem Brandgräberfeld im Alten Kloster Großprüfening bei Regensburg. Losert datiert die Gräber in etwa auf das Jahr 550 nach Christus. Es soll sich um Angehörige slawischer Eliten gehandelt haben, denn die Gräber seien „sehr gut ausgestattet“ gewesen. Die slawischen Eliten seien für den Kriegsdienst engagiert gewesen. Brandgräber lassen laut Losert eindeutig auf Slawen schließen, denn nur bei ihnen war diese Bestattungsart üblich. Im Vortrag schilderte er, dass sich die Slawen rasch an der Naab entlang nach Norden ausgedehnt hätten. Ein slawisches Gräberfeld mit 80 Gräbern wurde zum Beispiel in Iffelsdorf bei Pfreimd gefunden. Es stammt aus dem 7. und 8. Jahrhundert und wird derzeit von Losert und seinem Team erforscht. Auch viele Kindergräber seien dort gefunden worden, berichtet der Wissenschaftler.
Weil der Sandboden sehr wasserdurchlässig ist, blieben die Knochen nicht erhalten, die Zähne dagegen schon. Slawische Grabstätten in der Oberpfalz fand der Forscher auch in Matzhausen am Truppenübungsplatz Schmidtmühlen, in Lauterhofen, Burglengenfeld, Theuern, Dietstätt bei Nabburg und im Bereich des Rauhen Kulms. Losert zeigte Bilder vieler Fundgegenstände aus den Gräbern, zum Beispiel einen silbernen Armreif, gefunden im Bereich Rauher Kulm. Ein gut erhaltener Holzbrunnen aus Eichenholz wurde in Dietstätt gefunden und konnte exakt auf das Jahr 765 datiert werden. Bleikreuze, Silberknöpfe, Ohrringe,Tongefäße, Perlenschmuck, Glöckchen und Holzeimer aber auch Pfeilspitzen waren andere Fundgegenstände.
Slawen lebten in der Oberpfalz und im nördlichen Franken friedlich mit den einheimischen Volksgruppen zusammen. Dies sei gegenüber anderen Regionen die Ausnahme gewesen. Losert geht davon aus, dass es damals zwei Sprachen gegeben haben muss. Viele slawische Spuren finden sich für den Wissenschaftler auch in den Ortsnamen. Er nannte als Beispiele Trauschendorf, Trebsau, Tremmersdorf und Theisel. Laut Losert blieb slawische Kultur und ihr Glaube in der Oberpfalz und Nordfranken etwa bis zum Jahre 1000 erhalten. „Ihre Sprachlichkeit ging im hohen Mittelalter verloren“, stellte der Wissenschaftler fest. Interessierten Zuhörern empfahl Losert den Besuch der zweisprachigen Ausstellung im Westböhmischen Museum in Pilsen unter dem Namen „Slawen in Ostbayern und Westböhmen“. Sie wird dort bis 9. Juni gezeigt.











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