Weiden in der Oberpfalz
20.08.2024 - 10:36 Uhr

So will der Weidener Comic-Club Kinder zum Lesen motivieren

Die bunten Heftchen mit den Sprechblasen haben ihr negatives Image längst verloren. Im Gegenteil: Comics können beim Nachwuchs Leseschwächen abbauen und Interesse am Lesen wecken.

„Wir sollten uns viel intensiver mit den Leseschwächen unserer Kinder beschäftigen“, unterstrich Jürgen Metzger am Samstag beim Regionaltreffen des Hansrudi-Wäscher-Fanclubs beim Weidener Comic-Club. Im Garten von Ulrich Narr am Hammerweg machten sich die Sammler und Comic-Experten am Rande ihrer Fachsimpelei auch Gedanken darüber, wie man junge Youtuber, Whatsapp- und Tiktok-Nutzer zum Lesen motivieren könne. Natürlich sei man sich bewusst, dass sich das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen lasse.

Er habe sich dazu einige Methoden einfallen lassen, erklärte der Sammler aus Fürth. Es gehe doch darum, das Lesen von Büchern zu erlernen, textliche Zusammenhänge begreifbarer zu machen. Dies könne ergänzend über die Comic-Literatur gelingen. Natürlich sei das nur ein Baustein von mehreren. „Vieles von dem, was Kinder im Abendprogramm oder samstagfrüh im Fernsehen sehen, sollte in Comics verpackt werden.“ Einige Geschichten gebe es ja schon. „Wenn mal ein Spiderman herumhüpft, dann kann ich ihnen Spinnenheftchen kaufen.“ Metzger betrachtete es als Vorteil, wenn sich Kinder mit ihren Comicfiguren identifizierten.

Häufiger Gast in Weiden

Metzger ist ein häufiger Gast beim Weidener-Comic-Club und vertreibt selbst Comics über das Internet. Seine Frau übersetzt die Inhalte der Sprechblasen ausländischer Ausgaben ins Deutsche. „Zu unserer Zeit, als wir Kinder waren, gab es ja auch die Fernsehabenteuer als Comics. ‚Texas Ranger‘, ‚Wyatt Earp‘, ‚Sprung aus den Wolken‘. Alles, was man vom Fernsehen her kannte. Ich glaube, da könnte man sie abholen. Das ginge am leichtesten“, meinte Metzger, ohne dabei nostalgisch zu werden. Die „Simpsons“ gebe es ja auch als Comics zum Nachlesen. „Das wäre der Einstieg. Ich achte immer darauf, wenn Sammler zu mir kommen, dass sie ihre Kinder mitbringen.“

Die bunte Welt der Bildergeschichten mit ihren Sprechblasen sei unglaublich vielfältig. Leider sei das Schmökern aufgrund der inzwischen niedrigen Auflagenhöhen aber auch sehr teuer geworden. Auf Messen und Börsen beobachte er das Interesse von Kindern an den Abenteuerheftchen. Oft würden sie von ihren Eltern vom Stand weggezogen. Wegen der Kosten. „Ich kann das verstehen.“ Aber man müsse ja nicht die horrenden Preise für neue Comics zahlen. Gebrauchte Heftchen täten es doch auch und die gebe es oft schon für unter einem Euro das Stück. „Ich denke da an den Garagenverkauf. Da bekommst du einen Stapel Heftchen für fünf Euro für dein Kind. Und das kann die Einstiegsdroge sein. Hauptsache ist doch: Sie lesen wieder. Das ist wichtig.“

Nicht mehr verteufelt

Heute würden Comics nicht mehr verteufelt wie früher, als es sogar Comicheftchenverbrennungen gegeben habe. Selbst Lehrer sagten: Die Kinder sollten wieder mehr lesen. „Es kann doch nicht sein, dass die schon in der ersten Klasse mit dem Smartphone herumlaufen.“ Das Internet sei nicht nur ein Segen. Comics könnten ein Lied davon singen. „Selbst wenn wir die Verbreitung von Comics im Internet unterstützen würden: Auf den kleinen Smartphone-Monitoren hat doch keiner Spaß daran.“

Kinder bräuchten die Berührungen zum Papier. Comics müsse man riechen. "Was wir machen: Wir geben alte Heftchen an Kitas ab. Bei uns in Franken liegen Comics wieder vereinzelt in den Buchhandlungen auf. Und nicht nur Asterix und Lucky Luke. Sondern querbeet. Die bringen die Leute vorbei, sagen: Geben's die den Kindern zum Lesen mit."

Er selbst sei von Kindesbeinen an begeisterter Comic-Leser. „Die Oma hat mir vorgelesen und ich habe mir die Bilder dazu angeschaut. Ich habe die Hefte sogar in die Schule mitgenommen. Dann habe ich im Aufsatz und in Rechtschreibung immer gute Noten bekommen. Warum? Weil ich wusste, dass ich das Wort schon irgendwo gelesen hatte. Ich konnte mir die Buchstabenreihung bildlich vorstellen.“ So sollte es wieder sein.

 
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