Es rappelte in der Kiste. Fast exakt vor einem Vierteljahrhundert zog die Regionalbibliothek im Waldsassener Kasten ein. Darauf weisen die goldfarbenen "25"-Luftballons hin. Wo früher Häftlinge hinter Gittern residierten, werden heute Bücher und andere Medien verliehen. Am Samstag starteten mit dem kultigen Wein-Lese-Fest, das unter Federführung des Fördervereins "Pro Libris" in der Neuauflage ins zweite Jahr ging, die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum. Das „Strompost Kollektiv“ nahm die Besucher mit auf eine musikalische Entdeckungsreise.
An Speis' und Trank gab es Weinlesefest-Klassiker: Obatztn, Schmalzbrot, Brezen, spanischen Wein und Mineralwasser. „Unser Weinlesefest wird angenommen wie in alten Zeiten", schwärmte Pro-Libris-Chef Stefan Kunnert. Er freute sich über „viel mehr Besucher als noch vor einem Jahr". „Das neue Konzept zaubert diese Super-Atmosphäre. Davon sind wir überzeugt", sagte Kunnert. Und der Entwurf sehe so aus: „Weniger ist mehr. Back to the roots.“ Also guter Wein, tolle Lesung, nette Gespräche und eine passende, begleitende Musik. Man setze beim Ambiente voll auf die Offenheit der Bibliothek. Feiern zwischen Büchern. „Klein und fein.“ "Regi"-Leiterin Sabine Guhl sprach von einem „Bürgerfest für Intellektuelle.“ Für ihr Haus sei das der "Ritterschlag".
Am Weinstand bedienten unter anderem OB-Gattin Maria Seggewiß und Landtagsabgeordneter Christoph Skutella. Die Veranstalter arbeiteten mit einem gesunden Preis-Leistungsverhältnis. Sie hatten aber unterm Strich schon auch ihre Einnahmen im Blick. „Am Schluss soll doch auch was für die Regionalbibliothek übrig bleiben. Wir arbeiten heute alle ehrenamtlich.“ Nicht ans Fest gekoppelt war der Start für ein Preisrätsel zum Jubiläum, das noch bis Ende November abgegeben werden kann.
Sie konnte es gar nicht glauben. Aber Berechnungen hätten ergeben, dass in den 25 Jahren fünf Millionen Menschen diese Räumlichkeiten besucht hätten, sagte Sabine Guhl. Eröffnet wurde das Fest von Bürgermeister Jens Meyer, der als Kriminalhauptkommissar beruflich bedingt vor allem in Krimiautor Horst Eckert einen Seelenverwandten sah. Im Smalltalk der beiden ging es vor allem um unaufgeklärte Kriminalfälle in Weiden – wie der von Walter Klankermeier.
Eckert hatte zuvor aus seinem 2018 erschienen Roman „Der Preis des Todes“ gelesen. Der Nebenraum war vollbesetzt, einige Zuhörer mussten sogar stehen. Die Geschichte des studierten Politikwissenschaftlers handelt von einer TV-Politmoderatorin, deren Lebensgefährte, ein Staatssekretär in der Berliner Bundesregierung, einem Mordanschlag zum Opfer fällt. Die Protagonistin beginnt zu recherchieren und kann zeitweise nicht mehr unterscheiden, ob ihr Geliebter einer von den Guten oder von den Bösen gewesen ist.
Moderiert wurde die Lesung vom Kulturchef der Oberpfalz-Medien, Stefan Voit. Der wies auf den Werdegang des Autors hin: gebürtiger Weidener, aufgewachsen in Pressath, Abitur in Eschenbach, Wahl-Düsseldorfer seit 30 Jahren. Im Moment stecke sein Herzblut in seinem neuen Krimi, der im Frühjahr erscheint, sagte Eckert. Gefeiert wurde bis 22 Uhr.
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