(vok) Nur 9,4 Prozent zum Geburtstag: Statt dieses schlimmen Wahlergebnisses hätte sich OB Kurt Seggewiß ein anderes Geschenk zum 61. Geburtstag gewünscht. Und Geschäftsführerin Gisela Birner hätte sich nie und nimmer auch nur in entferntester Weise vorstellen können, dass sie in 45 Jahren Arbeit für die SPD in ihrem letzten Wahlkampf diese schreckliche Erfahrung machen müsse. Ihre SPD verliert bei der Landtagswahl so viel Stimmen, dass sie bayernweit mit 9,4 Prozent im nur noch einstelligen Bereich landet. Man sah Birner beim Wahlnachtreffen in der Almhütte (Wahlparty wäre wohl das falsche Wort) an, dass ihr das körperlich weh tat. Trotzdem bescheinigte sie den Kandidaten, Annette Karl (Landtag) und Sabine Zeidler (Bezirkstag), einen hervorragenden Wahlkampf geführt zu haben. "Ihr seid nicht verantwortlich für das Ergebnis."
Auch Oberbürgermeister Kurt Seggewiß bat die Kandidatinnen, das Ergebnis nicht persönlich zu nehmen. Er wurde am Wahltag 61 Jahre alt und hätte sich auch gern ein schöneres Geburtstagsgeschenk gewünscht. Und er geißelte die Berliner Genossen, die sich in einer Vielzahl von Problemen völlig beratungsresistent gezeigt hätten. Seggewiß verwies beispielhaft auf die Personalie Maaßen und den sozialen Wohnungsbau. Und mit der Altersarmut ticke die nächste Zeitbombe. "Das Problem ist nicht gelöst."
Annette Karl, die aller Voraussicht nach den Sprung in den Landtag wieder schafft, zeigte sich nach dem ersten Schock schon wieder kämpferisch. Auch sie sprach von einem tollen Wahlkampf, man habe sich aber nicht vom Bayern- und Berlintrend lösen können. Vor allem aus Berlin sei kräftig Gegenwind gekommen. "Dort wurde nicht nur schlecht, es wurde grottenschlecht regiert." Sie appellierte an Gemeinsamkeit und Solidarität. Jetzt müsse alles auf den Tisch. Es dürfe weder inhaltliche noch personelle Tabus geben. Auch wenn man vielleicht keine Volkspartei mehr sei, gebe man den Anspruch nicht auf, die gesamte Bevölkerung zu vertreten. An den Infoständen habe man feststellen können, dass der Vertrauensverlust bei einem Großteil der Bevölkerung auf die Zeit Schröder und die damalige Sozialgesetzgebung mit Hartz IV zurückgehe.
Die Direktkandidatin für den Bezirkstag, Sabine Zeidler, forderte dazu auf, den Zusammenhalt zu fördern. Die starke Präsenz der Jusos an diesem Abend mache ihr Mut.
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