Eine Schatzsuche im Tempel, eine Mosaikwand fliesen und ein Team-Experiment – das sind die Nominierten für das Spiel des Jahres 2018. Vergangenen Montag hat die Jury den Sieger gekürt. Die Redakteurinnen Lena Schulze, Miriam Wittich und Eva-Maria Hinterberger haben die Spiele „Luxor – Schatzsuche im Tempel“, „Azul“ und „The Mind“ selbst getestet und ihren ganz eigenen Sieger gekürt.
Legespiel "Azul"
Im taktischen Legespiel "Azul" beauftragt der portugiesische König Manuel I. Handwerker, die Wände seines Palasts mit schönen Mosaiken zu verzieren. Dafür sollen sie nicht irgendwelche Keramikfliesen verwenden, sondern die sogenannten Azulejos.Eine coole Idee finden wir. Und von den Steinen bis über das Spielbrett ist das Spiel sehr schön gestaltet. Noch mit der Anleitung in der Hand legen wir einfach los, nach und nach wird uns das Regelwerk vertraut. Unter uns Fliesenlegern entsteht ein Wettbewerb, die besten Fliesen zum richtigen Zeitpunkt aus den Manufakturen zu erhalten. Es ist Strategie gefragt. Eine Runde besteht aus dem Musterphase und der Fliesungsphase, wer zuerst eine Reihe seiner Wand vollständig gefliest hat, gewinnt. Dann werden Punkte gezählt. "Azul" hat etwas von "Scrabble" und "Sudoku", nur mit bunten Mustern anstatt Buchstaben und Zahlen.
Faktencheck: Verlag: Next Move, ab 8 Jahren, 2 bis 4 Spieler, Spielzeit: 30 bis 40 Minuten, 39,95 Euro
Kartenspiel "The Mind"
(ehi) Das Kooperative Kartenspiel „The Mind“ ist anders, als die meisten anderen Gesellschaftsspiele. Wir spielen miteinander anstatt gegeneinander. Unser gemeinsames Ziel: In zwölf Leveln unsere Handkarten in aufsteigender Reihenfolge ablegen – ohne dabei über unsere Karten zu reden. Die Spielanleitung ist schnell gelesen, wir verstehen sofort, was zu tun ist. Trotzdem brauchen wir ein wenig, bis wir ins Spiel kommen. Jeder Mitspieler soll die rechte Hand auf die Tischplatte legen und sich konzentrieren, erst dann startet das Level. Eine Anweisung, die wir zu erst komisch, fast schon lächerlich finden. Im Laufe des Spiels merken wir dann: Das macht Sinn. „The Mind“ ist kein Spiel für nebenbei. Wir müssen uns wirklich konzentrieren. Spielt einer von uns eine Karte aus, obwohl ein Mitspieler eine niedrigere Karte auf der Hand hat, verlieren wir ein Leben. Sind alle Leben weg, war’s das. In der ersten Runde schaffen wir es bis Level 4, dann bis 5. Unser Ehrgeiz ist geweckt. Die letzte Runde endet in Level 9. Langsam haben wir den Dreh raus. Wir haben gelernt die so genannten Wurfstern-Karten, die uns helfen sollen, richtig einzusetzen. Und vor allem: Wir können uns gegenseitig besser einschätzen und bekommen ein Gefühl dafür, welche Zahlenkarte wir schneller ausspielen sollten und bei welcher es sinnvoll ist zu warten, ob jemand anderes vielleicht eine niedrigere ausspielt. „Lasst uns eins werden ...“ verspricht die Verpackung. Und irgendwie funktioniert das tatsächlich. Ein weiterer Pluspunkt: „The Mind“ besteht nur aus Karten in einer kleinen Schachtel. Ideal für den Strand oder eine lange Zugfahrt. Für uns ein klares Siegerspiel.
Faktencheck: Nürnberger-Spielkarten-Verlag, ab 8 Jahren, 2 bis 4 Spieler, Spielzeit: 20 bis 40 Minuten, 7,99 Euro
Brettspiel "Luxor"
(wmi) Mit unseren Spielfiguren – kleinen Abenteurern – betreten wir einen altägyptischen Tempel. Ein langer Gang führt zur Grabkammer des Pharao, dort warten zwei wertvolle Sarkophage. Auf dem Weg dorthin können wir aber schon Punkte sammeln, indem wir uns Vasen, Statuen oder Schmuckstücke sichern. Ein bisschen erinnert uns das Spiel "Luxor" an "Monopoly". Kommt uns ein Mitspieler mit seinen Abenteurern zuvor, ist der ersehnte Schatz vielleicht schon weg. Denn um die Schatzplättchen aufnehmen zu dürfen, müssen bis zu drei eigene Figuren auf demselben Feld stehen. Am Anfang erscheint uns das Spiel mit seinen über 180 Einzelteilen sehr kompliziert. Das Spielfeld, die Karten, die Horus- und Osiriplättchen, die Skarabäen und Figuren brauchen viel Platz, auch die Anleitung ist umfangreich. Hat man das Prinzip aber einmal verstanden, dann macht es richtig Spaß – auch wenn wir uns die vielen fremden Begriffe nicht auf Anhieb merken können. Doch genau die machen das Spiel auch aus: Luxor ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet und gut durchdacht. Uns gefällt, dass wir strategisch vorgehen müssen und viele Schritte vorausplanen können. Bei jedem Zug haben wir mehrere Optionen, es gilt, die beste Wahl zu treffen – das erfordert Konzentration.
Faktencheck: Verlag: Queen Games, ab 8 Jahren, 2 bis 4 Spieler, Spielzeit: 45 Minuten, 29,99 Euro
Fazit
„Azul“ ist zwar der Gewinner des Titels „Spiel des Jahres“, in unserer Wertung landet das Brettspiel dennoch auf dem letzten Platz. Wir finden es nicht so spannend wie „The Mind“ und nicht so abwechslungsreich wie die Schatzsuche bei „Luxor“. Unser persönlicher Favorit ist das Kartenspiel. „The Mind“ landet für uns auf Platz 1. Es ist handlich, praktisch und weckt Ehrgeiz – das Level ist der Gegner, den es gemeinsam zu besiegen gilt. Ein Experiment, das Spaß macht.
Was es mit dem "Spiel des Jahres" auf sich hat:
Neue Akzente für das Gesellschaftsspiel: Deshalb schlossen sich 1977 führende Spielekritiker Deutschlands zu einer Arbeitsgruppe zusammen, aus der dann der Verein "Spiel des Jahres e.V." entstand. Die erste richtige Wahl mit anschließender Preisverleihung fand 1979 statt. Seit knapp vierzig Jahren unterstreicht der Kritikerpreis, dass es jedes Jahr neue herausragend gute Spiele gibt.
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