Weiden in der Oberpfalz
15.05.2019 - 17:10 Uhr

Sprache lernen und Geborgenheit erfahren

"Ich habe mir ein Buch mit Oberpfälzer Wörtern gekauft, damit ich die Senioren im Altersheim besser verstehe." Abdullah Almuntafik ist seit drei Jahren in Deutschland. Margot Käßmann sieht bei ihm den energischen Willen, Deutsch zu lernen.

Margot Käßmann (Mitte) hört sich beim AK Asyl die Geschichte von Samira Aghadadashova (rechts) an. "Wenn Menschen Namen und Geschichten von anderen kennenlernen, dann ändert sich Stimmung", dann ist der Fremde nicht mehr bedrohlich, sagt die Botschafterin des Kinderhilfswerks terre de hommes. Bild: Gabi Schönberger
Margot Käßmann (Mitte) hört sich beim AK Asyl die Geschichte von Samira Aghadadashova (rechts) an. "Wenn Menschen Namen und Geschichten von anderen kennenlernen, dann ändert sich Stimmung", dann ist der Fremde nicht mehr bedrohlich, sagt die Botschafterin des Kinderhilfswerks terre de hommes.

Die Terre-des-Hommes-Botschafterin hörte sich beim AK Asyl die Geschichte, Probleme, Chancen und Erzählungen von Almuntafik, der aus dem Irak stammt und von Samira Aghadadashova an, die bereits vor 17 Jahren mit den Eltern aus Aserbaidschan geflohen ist. Mittlerweile studiert sie in Weiden Internationales Technologiemanagement und steht kurz vor dem Abschluss. Dass sie soweit kam, habe sie ebenso wie Almuntafik dem Engagement von Ursula und Jost Hess und dem AK Asyl zu verdanken.

Für Käßmann waren die beiden jungen Leute Beleg, dass die Arbeit des Arbeitskreises Früchte trägt. Sie habe schon viele Asylprojekte besucht, doch das in Weiden sei allein durch seine Beständigkeit seit Mitte der 80er Jahre etwas besonderes. Dennoch stelle sich die Frage, wie kann man so etwas weiterlaufen lassen, wenn irgendwann die Menschen, die es verkörpern, irgendwann nicht mehr weitermachen können. Denn: "Das Thema Integration wird uns bleiben."

In Deutschland brauche man Menschen wie Almuntafik. Er habe damit begonnen, Altenpfleger zu lernen, bis er die Pflege seiner krebskranken Mutter übernommen habe. Das tut er derzeit immer noch und finanziert sich mit Minijobs, um nicht auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein. Hier zeige sich der richtige Weg des AK Asyl, der Zuwanderern Wege öffne, sich in der Gesellschaft einzubringen und sich zu integrieren, so Käßmann.

"Politisches Ziel muss sein, dass diese Menschen, die schon da sind, auch hier bleiben dürfen." Die Entscheidung darüber sollte auf unterster Ebene geschehen. Käßmann nennt es eine Fehlentwicklung, stattdessen Menschen aus irgendwelchen Ländern zu holen und die gesamte Integration und Ausbildung neu zu beginnen. "Es wäre gut, wenn das jemand in sein Parteiprogramm schreibt. Wir würden das unterstützen."

Von bürokratischen Hürden bei der Begleitung von Flüchtlingen berichteten neben den Betroffenen auch Jost Hess, Klaus Kahbey, Regionalkoordinator von Terre des Hommes, und Hans-Peter Pauckstadt-Künkler. So klagte Pauckstadt-Künkler über unterschiedliche Verfahrensweisen nicht nur in einzelnen Bundesländern, sondern sogar in verschiedenen Regierungsbezirken. In der Oberpfalz habe man einem Äthiopier eine Ausbildung nicht zugestanden, in Mittelfranken schon, berichtete der Rothenstädter Pfarrer. "Wo sind eigentlich die Gesetze, die für alle gelten?"

Jost Hess nannte es eine merkwürdige Situation, dass Bayern mit einem 42-seitigen Erlass voller spezifischer Anforderungen ein eigentlich positives Bundesgesetz aushebeln könne. Für eine Ausbildung und anschließend zwei bis drei Jahre, um Berufserfahrung zu sammeln, gebe es in anderen Bundesländern eine Duldung für Flüchtlinge.

"Wir müssen fühlen, dass man uns braucht und uns auch mag." Erwartet hatte Alexandra Brühler von der Beurer-Stiftung in Ulm von Almuntafik eher eine Antwort wie bestimmte Sportangebote oder Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie hatte gefragt, was junge Männer im künftigen Ankerzentrum in Neu-Ulm dringend bräuchten, um sich wohl zu fühlen. Käßmann nannte diese Einrichtungen tragisch, weil sie kaum Kontakte zwischen Flüchtlingen und Bevölkerung ermöglichen. "Gelungen ist Integration dagegen dann, wenn Kinder von Zuwanderern bei Kindergeburtstagen dabei sind."

Für Abdullah Almuntafik (links) ist die Sprache der Schlüssel zur Integration. Nicht nur für die Möglichkeit Deutsch zu lernen, ist er Jost Hess und dem AK Asyl sehr dankbar. Bild: Gabi Schönberger
Für Abdullah Almuntafik (links) ist die Sprache der Schlüssel zur Integration. Nicht nur für die Möglichkeit Deutsch zu lernen, ist er Jost Hess und dem AK Asyl sehr dankbar.
Margot Käßmann (Mitte) spricht mit Katharina Ohmayer (links) und Alexandra Bühler von der Beurer-Stiftung in Ulm, die über Terre des Hommes auch den AK Asyl unterstützt. Bild: Gabi Schönberger
Margot Käßmann (Mitte) spricht mit Katharina Ohmayer (links) und Alexandra Bühler von der Beurer-Stiftung in Ulm, die über Terre des Hommes auch den AK Asyl unterstützt.
Jost Hess (von links), Klaus Kahbey, Terre-des-Homes-Pressesprecherin Insa Steinmeier, Alexandra Bühler, Katharina Ohmayer, Margot Käßmann und Samira Aghadadashova beim AK Asyl. Mit dabei waren auch noch die Vorsitzende von Terre des Hommes Birte Kötter sowie Veit Wagner, Hans-Peter Pauckstatt-Künkler, Ursula Hess und Abdullah Almuntafik. Bild: Gabi Schönberger
Jost Hess (von links), Klaus Kahbey, Terre-des-Homes-Pressesprecherin Insa Steinmeier, Alexandra Bühler, Katharina Ohmayer, Margot Käßmann und Samira Aghadadashova beim AK Asyl. Mit dabei waren auch noch die Vorsitzende von Terre des Hommes Birte Kötter sowie Veit Wagner, Hans-Peter Pauckstatt-Künkler, Ursula Hess und Abdullah Almuntafik.
Katharina Ohmayer (von links), Margot Käßmann und Samira Aghadadashova. Bild: Gabi Schönberger
Katharina Ohmayer (von links), Margot Käßmann und Samira Aghadadashova.
 
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