Weiden in der Oberpfalz
25.03.2021 - 17:10 Uhr

Stadt Weiden greift für Jugendhilfe tief in die Tasche

Viel Arbeit für die Jugend- und Sozialhilfe gab es im vergangenen Jahr. Insgesamt 6,3 Millionen Euro liefen 2020 bei der Stadt Weiden an Ausgaben für ambulante, stationäre und sonstige Erziehungshilfen auf.

8 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 0 und 18 Jahren in Weiden wurden im vergangenen Jahr durch Jugendhilfemaßnahmen in ihrer Erziehung unterstützt. Symbolbild: Sina Schuldt
8 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 0 und 18 Jahren in Weiden wurden im vergangenen Jahr durch Jugendhilfemaßnahmen in ihrer Erziehung unterstützt.

Heimunterbringung, teilstationäre Hilfen, Tagesgruppen oder Pflegeeltern: Die Mitarbeiter der Jugendhilfe sind in vielfacher Hinsicht gefordert. Die passende Unterstützung für jedes Einzelschicksal zu finden, mache es nicht einfacher. Und dann sei da auch noch die Corona-Pandemie, die manches häusliche Problem verstärken könne, wie Sozialdezernent Wolfgang Hohlmeier und sein Mitarbeiter Tobias Ebnet vom Controlling im Ausschuss für Jugendhilfe und soziale Fragen verdeutlichten. Ebent stellte den Stadträten und Ausschussmitgliedern die Fallzahlenauswertung für das Jahr 2020 vor.

6,3 Millionen Euro für Jugendhilfe

Insgesamt 6,3 Millionen Euro gab die Stadt im vergangenen Jahr für Erziehungshilfen aus, was in etwa dem Ansatz entsprach. Davon entfielen rund 1,9 Millionen Euro auf ambulante und 4,4 Millionen auf stationäre Maßnahmen. 2019 lagen die Ausgaben bei rund 5,9 Millionen Euro. Bei der stationären Unterbringung habe es etwas weniger Fälle gegeben, dafür seien diese kostenintensiver. 105 Kinder wurden 2020 in einem Heim (ohne Vollzeitpflege) untergebracht. Im Durchschnitt beanspruchten pro Monat 63 Kinder und Jugendliche einen Heimplatz. Die Tagessätze variieren je nach Einrichtung, Art der Hilfe und Ort und liegen laut Hohlmeier aktuell zwischen 70 und 431 Euro pro Tag.

Die durchschnittliche Laufzeit beendeter Hilfen zur Erziehung betrug 25 Monate. Im ambulanten Bereich nahmen zum Beispiel Schulbegleitungen mit knapp 38 Monaten eine lange Zeit in Anspruch. Im stationären Bereich schlug die Vollzeitpflege (das kann in einem Heim, einer Pflegefamilie oder einer betreuten Wohneinrichtung sein) mit 74 Monaten zu Buche.

Beim Blick auf die Kosten, aufgeschlüsselt nach Hilfearten, nimmt die Erziehung in einer Tagesgruppe mit Eingliederungshilfe für ein seelisch behindertes Kind bzw. Jugendlichen einen Spitzenplatz ein. Hier liegen die durchschnittlichen Ausgaben bei 3800 Euro. Im stationären Bereich verursacht die Heimerziehung (inkl. Eingliederungshilfe für seelisch behindertes Kind) mit rund 9000 Euro die höchsten Kosten.

Wer sind die Hilfeempfänger? 55 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind männlich, 39 Prozent haben einen Migrationshintergrund. 45 Prozent sind weiblich, 31 Prozent haben einen Migrationshintergrund. Das durchschnittliche Alter bei Hilfebeginn liegt bei 8 Jahren.

Zugenommen hat die Anzahl laufender Hilfen pro Monat: Ambulant wurden 193 Hilfen geleistet, im stationären Bereich 106. 105 Mal war in weiteren Fällen Unterstützung notwendig, z. B. in Verfahren vor Familiengerichten oder wenn das Wohl des Kindes in Gefahr war. Insgesamt gab es zum Stichtag Dezember 2020 eine Zunahme von 43 Vorgängen, die vor allem in der ambulanten Hilfe aufliefen. Dies könnte, so das Sozialdezernat, auf akute familiäre Krisensituationen in der Corona-Pandemie zurückzuführen sein.

Jugendhilfe nach Stadtteilen

8 Prozent der insgesamt 6917 Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 bis 18 Jahren in Weiden nahmen Jugendhilfe in Anspruch. Das waren 544. Bezogen auf die Stadtteile ergibt sich folgendes Bild:

  • Stockerhut: 87 Hilfeempfänger (13 Prozent)
  • Lerchenfeld: 95 (13 Prozent)
  • Scheibe: 33 (11 Prozent)
  • Bahnhof-Moosbürg: 25 (10 Prozent)
  • Fichtenbühl: 16 (9 Prozent)
  • Hammerweg: 63 (8 Prozent)
  • Rehbühl: 75 (7 Prozent)
  • Altstadt: 39 (7 Prozent)
  • Rothenstadt: 33 (7 Prozent)
  • Weiden-West: 15 (5 Prozent)
  • Mooslohe: 27 (4 Prozent)
  • Weiden-Ost: 30 (4 Prozent)
  • Neunkirchen: 6 (2 Prozent)
  • Weiden-Land: 0

Zahlen seien immer eine Momentaufnahme, aber dahinter stehen Betroffene, sagte Oberbürgermeister Jens Meyer. „8 Prozent der Kinder und Jugendlichen brauchen unsere Hilfe. Das ist eindeutig zu viel.“ Dieser hohe Prozentsatz entsetze ihn regelrecht. „Und das in einer Stadt, die eigentlich im Wohlstand lebt. Wir müssen dringend daran arbeiten, dass es weniger werden und Präventivmaßnahmen fördern.“ Florian Graf (SPD) und Stefanie Sperrer (CSU) sahen dies genauso und betonten, wie wichtig eine gute und nachhaltige Jugendarbeit sei.

Weiden in der Oberpfalz23.03.2021
 
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