Beim der Stromtrasse Süd-Ost-Link soll es schnell gehen. Noch nicht mal von der Coronapandemie lässt sich die Bundesnetzagentur im Planfeststellungsverfahren bremsen. Eine Antragskonferenz musste wegen der Kontaktbeschränkungen zwar entfallen. Stattdessen aber sammelte die Behörde schriftliche Stellungnahmen ein, welche Sachverhalte bei der weiteren Planung innerhalb eines 1000 Meter breiten Korridors zu berücksichtigen wären. Auch die Stadt Weiden äußerte sich – und meldete grundsätzliche starke Bedenken gegen den vorgesehenen Trassenverlauf im Osten an. Dieser, so heißt es in der Stellungnahme, "belastet die Landschaft (...) und tangiert direkt einzelne Häuser bei Tröglersricht (am Fischerberg)".
Die Verwaltung fordert einen ausreichenden Abstand zu Wohngebieten sowie zum Kleingartengebiet südlich des Heindlkellers, nördlich des Schirchendorfgrabens. Zudem erinnert sie an eine Feststellung der Regierung der Oberpfalz, wonach "die Waldquerung bei Almesbach durch einen naturschutzfachlich sehr sensiblen Bereich führt". Hier sollten andere mögliche Trassenvarianten geprüft werden, um einen Verlauf mit möglichst geringen Eingriffsfolgen zu finden. "Bei der geschlossenen Querung des biotopkartierten Waldstücks im Trassenvorschlag muss mit einer großen Bohrtiefe gerechnet werden, weil ein Geländesprung von ca. 15 Metern Höhe zu überwinden ist sowie alte, tiefwurzelnde Eichen am Waldrand." Für die Trassenalternative solle ein paralleler Verlauf zu einer ausgebauten Forststraße untersucht werden, "um eine weitere neue Walddurchschneidung zu vermeiden".
Da die Abgabefrist am 10. Juli endete, liegt der Bundesnetzagentur die Weidener Stellungnahme bereits vor. Allerdings unter Vorbehalt: Der Stadtrat muss sie am Montag, 27. Juli, noch nachträglich absegnen. Die öffentliche Sitzung beginnt um 15 Uhr in der Max-Reger-Halle. Ausdrücklich weist die Stadtverwaltung darauf hin, dass mit der Stellungnahme keine Zustimmung zur Bundesfachplanung verbunden sei. "Die Stadt Weiden behält sich vor, diese inzident mit einer Klage gegen Planfeststellungsbeschluss anzugreifen."
Aktualisierung: Mit großer Mehrheit hat der Stadtrat die Stellungnahme nachträglich abgesegnet. Mehrere Redner begrüßten ausdrücklich, dass die Stadt eine Klage erwägt. Grün.Bunt.Weiden-Chef Karl Bärnklau bezeichnete die Stellungnahme allerdings als "zu harmlos": "Ich hätte mir eine deutlich schärfere Formulierung gewünscht." Denn nach seiner Überzeugung ist die Trasse nicht erforderlich. Auch als "direkt Betroffener" warnte Alois Lukas einmal mehr vor den Folgen des Projekts in Weiden-Ost: Auf dem Fischerberg werde es "Windwurf noch und nöcher" geben, zudem rückten die Leitungen weniger als 100 Meter an Wohnhäuser heran. "Wir müssen alles tun, um die Trasse insgesamt zu Fall zu bringen." Bei neun Gegenstimmen aus Reihen von Grün.Bunt.Weiden, Bürgerliste, ÖDP und Freien Wählern/FDP gab das Gremium der Stellungnahme grünes Licht.
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