Ohne Überzieher geht's nicht bei der ersten Sitzung des neuen Weidener Stadtrats. Und so nesteln die Stadträte mehr oder minder geschickt mit ihren Fingern an den Plastiktüten, die sonst in der Obstabteilung zu finden sind, nun aber neben dem Rednerpult in der Max-Reger-Halle liegen. "In der Obstabteilung wird jetzt Mangel herrschen", scherzt Oberbürgermeister Jens Meyer. "Ich dachte, wir wollen ein plastikfreies Weiden", meint SPD-Fraktionschef Roland Richter. Dennoch stülpt er dem Mikrofon geschickt seine Tüte über, um sie nach Ende seines Wortbeitrags mit zu seinem Einzeltisch zu nehmen. Denn dieser Überzieher ist anders als andere Überzieher nachhaltig: Er soll als Spuckschutz fürs Mikrofon wiederverwendet werden.
Professionell und Problematisch
Sehr professionell zieht auch Christoph Skutella (FDP) die Tüte übers Mikrofon. Wenig Gepfrimel, kaum Geraschel, los geht die Wortmeldung. Schwieriger wird die Plastikentfaltung etwa für Sonja Schuhmacher. Doch sie nestelt geduldig am feinen Plastik und lässt sich nicht dazu verleiten, die Finger mit Spucke zu befeuchten. Geduldig wartet auch der Stadtrat ab: Einer Grünen-Stadträtin nimmt es eben niemand krumm, wenn sie mit Plastik hadert. Nimmt sie doch ansonsten sicher nur den Stoffbeutel für den Obsteinkauf.
Überzieher wieder mitnehmen
Doch auch das Abziehen tut Not, um den Überzieher wiederverwenden zu können. Nur denken viele nicht dran. Dafür setzt es mahnende Nachrufe wie "Tüte mitnehmen" - und schon hetzen die Stadträte gebeutelt zurück zum Mikrofon. Im Sitzungsverlauf klappt's aber immer besser mit den Stadträten und ihren Tüten. Mit den politischen Entscheidungen übrigens auch. Bis auf eine hat das Gremium alle einstimmig eingetütet.
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