Minutenlang bedankte sich das Weidener Publikum am Freitag zum Auftakt des Konzertjahres mit Standing Ovations beim Bayerischen Landesjugendorchester (BLO) für einen außergewöhnlichen musikalischen Abend, in dessen Mittelpunkt der Solo-Oboist Albrecht Mayer von den Berliner Philharmonikern stand. "Ich persönlich bin sehr bescheiden, was Applaus angeht", räumte der gebürtige Schweizer Dirigent Nicolas Rauss hinterher ein. "Ein Dirigent muss eines wissen: Ohne die anderen ist er nichts."
Wichtig sei die homogene Einheit mit dem Orchester. Organisiert wurde das spannende Konzerterlebnis in der vollbesetzten Max-Reger-Halle von Peter Pollinger. Dazu eingeladen hatte der Rotary Club Weiden unter seinem amtierenden Präsidenten Karl-Heinz Dietl und Clubsekretär Max Wies. Seit vielen Jahren schon setzt sich der Service-Club für die Förderung junger Musikerinnen und Musiker ein. Von 1995 bis 2019 unterstützte er die Internationale Junge Orchesterakademie, die regelmäßig an Ostern im Gustl-Lang-Saal auftrat. Seit 2023 fördert der Rotary Club Weiden das BLO, das heuer sein 50-jähriges Bestehen feiert.
Temperamentvoll und spritzig
Jubiläumsgast Albrecht Mayer zählt zu den Besten weltweit. 2022 erhielt er den "Opus Klassik" und damit den wichtigsten deutschen Preis für klassische Musik. Mayer hatte beide, auf die Oboe fixierten Eingangswerke, höchstpersönlich für diese Tournee ausgesucht. Als meditative Einführung wählte er ein intimes "Selbstgespräch", das der Dirigent wiederum als große Herausforderung an sich und sein Ensemble ansah.
Denn Edward William Elgar hatte sein "Soliloquy für Oboe und Orchester" 1933 unter dem negativen Eindruck des Nationalsozialismus komponiert. Und ein solches Stück an der Seite eines Ausnahme-Oboisten wie Mayer aufzuführen, verlangte allen Mitwirkenden absolute Perfektion ab. Mayer interpretierte auch das anschließende, temperamentvolle und spritzige Oboenkonzert des ungarischen Komponisten Frigyes Hidas.
113-köpfiges Orchester
Das 113-köpfige Orchester zeichnete sich vor allem durch seine Kompetenz und Leidenschaft aus. Zehnmal habe man vorher gemeinsam geprobt, rechnete Rauss nach. Aber ein so riesiges Ensemble lasse sich natürlich nicht allein durch Probenarbeit zusammenführen. Dazu brauche man hochkarätige Dozenten vom Bayerischen Rundfunkorchester, den Bamberger Symphonikern und der Stuttgarter Staatsoper. Die hätten die Hauptarbeit geleistet, indem sie einzelne Instrumentengruppen wie Geigen, Hörner, Trompeten oder Holz in Sachen Orchesterkommunikation schulten. Es sei nämlich ein Riesenunterschied, ob jemand nur hervorragend spielen oder sich in ein Ensemble einbringen könne.
Nach der Pause brachte das BLO die "Alpensinfonie op. 64" mit Momenten des Bergwanderns aus der Feder von Richard Strauss auf die Bühne. Ein Werk mit musikalischen Untiefen und Fallstricken, das besonders junge Musiker gerne verunsichere, wie Rauss wusste. Neben den für ein Symphonieorchester typischen Instrumenten verlangte Strauss, weil die "Alpensinfonie" zur Gattung der Programmmusik zählt, auch Geräuschmaschinen, wie man sie vom Theater her kennt: Wind- und Donnermaschinen, auch Kuhglocken. Das BLO nahm die Hürden mit Bravour.
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