(jkt) „Wir sind keine Kinder mehr, auch wenn wir immer die Töchter unserer Eltern bleiben werden.“ Mit diesen Worten beginnt Abiturientin Katrin Groß die Abschiedsfeier für die Absolventinnen des Elly-Heuss-Gymnasiums. Während sie sich selbst auf der Gitarre begleitet, singt sie das französische Lied „Je vole“. Es handelt von einem Kind, das erwachsen geworden ist und sich nun von seinen Eltern verabschiedet. Ein Schritt, der den Abiturientinnen in ihrem neuen Lebensabschnitt ebenfalls bevorstehen wird.
Stellvertretend für Oberbürgermeister Kurt Seggewiß gratuliert Stadtrat Alois Schinabeck den Absolventinnen zum Abitur. „So manches Gelerntes werden Sie vergessen. Der Umgang mit Musik, Kunst und Poesie erbrachte Ihnen jedoch ein Stück Kultur, das Ihnen niemand mehr nehmen kann“, hebt Schinabeck die Bedeutung der kreativen Fächergruppen hervor. „Mutter Courage und ihre Kinder von Bertolt Brecht ist eben doch etwas anderes als ein Theaterstück aus Hinterdupfing.“
Die ehemalige Schülerin des Elly-Heuss-Gymnasiums, Dr. Susanne Holzgartner, spricht als Vorstandsmitglied für den Förderverein der Schule. „Das ‚Elly‘ hat eine tolle Schulfamilie. Ich hoffe darauf, dass Sie dem ‚Elly‘ als Ehemalige weiterhin verbunden bleiben“, wirbt sie für den Förderverein. Weiterhin rät Sie den Absolventinnen, sich weder von ihren Familien und Freunden noch von aktuellen Trends oder den sozialen Medien bei ihren weiteren Lebensentscheidungen beeinflussen zu lassen. „Werden Sie starke Frauen.“
Wie stolz die Abiturientinnen auf sich sein dürfen und sollen, betont Frank Holzförster, Vorsitzender des Elternbeirats. „Ihr habt das Ziel erreicht. Nehmt euch jetzt eine verdiente Auszeit und setzt danach ein, was ihr in den vergangenen 2160 Schultagen gelernt habt.“
Die Absolventinnen wählten den Slogan „Abier – wenigstens das Bier hat 1,0“ als Thema ihrer Abschlusszeitung. „Es ist jedoch nicht immer drin, was draufsteht“, gibt Oberstudiendirektor Reinhard Hauer zu Bedenken. Demnach seien in einem Maßkrug durchschnittlich nur 0,86 Liter Bier enthalten. „Betrogen wird nicht nur bei Lebensmitteln, sondern in vielen Lebensbereichen“, so Hauer. Als mögliche Gründe für die fehlende Gleichberechtigung nennt der Oberstudiendirektor emanzipationsfaule Männer und die weibliche Vorstellung von einem erlösenden Prinzen und Vollversorgung. Bis diese Hürden überwunden seien und es keine Benachteiligung für Frauen mehr gäbe, werde es noch Jahrzehnte dauern. Ein Wandel der Wertemuster und Normalitätsvorstellungen sei hierfür nötig. „Sie müssen also selbst dafür sorgen, dass Sie bekommen, was Ihnen zusteht“, ermutigt Hauer die Abiturientinnen.
Im Sinne dieses starken Auftretens als Frauen stimmten Laura Attiq, Marie Geuß und Antonia Ostermeier das Lied „Supergirl“ an. „Ich denke, wir haben heute das Recht, uns als Supergirls zu betiteln“, lacht Antonia. Im Anschluss erhalten 59 Supergirls ihre Zeugnisse der allgemeinen Hochschulreife. 21 von ihnen können sich über eine eins vor dem Komma freuen. Mit der Bestnote 1,0 schloss Julia Fleischmann das Abitur ab.
Bevor die Absolventinnen ihren Erfolg feierten, sangen und tanzten sie gemeinsam zu „High School Musical Medley“. Begleitet wurden sie von Katrin Groß und Marie Geuß auf der Gitarre. „Das ist unser letztes Stück, das wir zusammen aufführen dürfen“, so Katrin wehmütig. Auf den neuen Lebensabschnitt blickt Schulsprecherin Laura Attiq zuversichtlich: „Wir warten auf einen Zug. Wohin er genau fahren wird, wissen wir nicht, aber wir werden immer zusammen sein. Denn wir haben zusammen gebangt, gehofft, gezittert und letztlich das Abitur bestanden.“
21 Einser-Abiturientinnen
Mit einer Eins vor dem Komma schlossen 21 Absolventinnen ihr Abitur ab: Laura Attiq (1,5), Julia Bäumler (1,5), Anna Christina Baisch (1,2), Julia Fleischmann (1,0), Marie Geuß (1,8), Katrin Groß (1,3), Ellen Heimburger (1,8), Luisa Kaiser (1,8), Merve Karabiber (1,9), Gina Kastner (1,3), Christina Koch (1,6), Alina Kühnl (1,9), Antonia Kurz (1,2), Celine Market (1,8), Lena Meixner (1,9), Amelie Oheim (1,4), Ann-Katrin Preißinger (1,8), Alexandra Pröls (1,1), Johanna Schmauß (1,6), Lea Summerer (1,4), Lea-Marie Weigelt (1,8).













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