Weiden in der Oberpfalz
15.01.2019 - 19:51 Uhr

Syrer eröffnet neue Kaffeerösterei in Schulgasse

"Paradebeispiel für gelungene Integration": Mohammad Tarek Hajj Younis eröffnet eine Kaffeerösterei mit arabischen Spezialitäten.

Mohammad Tarek Hajj Younis (Dritter von rechts) freut sich besonders auch auf Kundschaft, die sich auf Tradition und Geschmack des Orients einlassen will. Bild: Kunz
Mohammad Tarek Hajj Younis (Dritter von rechts) freut sich besonders auch auf Kundschaft, die sich auf Tradition und Geschmack des Orients einlassen will.

Die Hajj Younis gelten als syrische Vorzeigefamilie. 2014 waren die Eltern mit drei Söhnen und einer Tochter aus Homs als Kontingentkriegsflüchtlinge nach Deutschland gekommen. Nach 14 Tagen im Aufnahmelanger Friedberg fanden sie in Altenstadt/WN ein neues Zuhause.

Zwei Söhne studieren inzwischen, einer besucht das Kepler-Gymnasium, und die Tochter ist im Libanon verheiratet. Vor vier Tagen gebar sie Enkeltochter Hannah, was so viel wie "wohlfühlen" bedeutet. Ein gutes Omen für das 62-jährige Familienoberhaupt Mohammad Tarek Hajj Younis, das am Dienstag in der Schulgasse 8 die Kaffeerösterei "Orientalischer Genuss" eröffnete. Er wolle selbstständig sein, um nicht auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein, begründete er seinen Entschluss, wie schon in Syrien, sein eigenes Geschäft zu eröffnen. "Ich will mich schnell integrieren und meine Steuern bezahlen."

Kaffee und mehr

Hier gebe es hauptsächlich Kaffee, beschreibt Sohn Mohammad Saad die Geschäftsidee seines Vaters. "Natürlich gibt es auch Süßigkeiten und arabische Spezialitäten, die man in Deutschland so leicht nicht findet." Die Rösterei heiße auch arabische und deutsche Kunden gleichermaßen willkommen. "Wir wollen, dass unsere deutschen Mitbürger mehr über unsere Traditionen und unsere Kultur in Erfahrung bringen, indem sie unser Essen kosten."

In den Auslagen finden sich neben Kaffee auch Nüsse, Mandeln, getrocknete Datteln, Rosinen und Aprikosen. Oberbürgermeister Kurt Seggewiß sprach von einer "Belebung der Schulgasse" und einer tollen Geschäftsidee. Die Familie sei immer positiv eingestellt und durch ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber anderen aufgefallen. "Ein Paradebeispiel für gelungene Integration."

Allein die Söhne bewiesen, wie schnell man Deutsch lernen und weiterführende Schulen meistern könne. "Einer studiert Bauingenieurwesen. Das ist ein Beruf, den wir bei unserem Fachkräftemangel in Deutschland brauchen." Seggewiß ging auch auf das Räderwerk der Helfer und Unterstützer ein. Allen voran nannte er Eugen Schmidt, Förderlehrer an der Mittelschule. Er hatte sich von Beginn an der Familie angenommen. "Wir haben in Altenstadt/WN aus dem Kontingent der Bundesregierung von 10 000 Kriegsflüchtlingen dreimal sechs Familien zugewiesen bekommen" erklärte Schmidt.

Eine "super nette Familie"

Auch Bürgermeister Ernst Schicketanz habe geholfen. Er sprach von einer "super netten Familie", die sich prächtig entwickelt habe. "In Syrien hatten sie auch ein Café. Hier können sie das wieder verwirklichen."

Unter die Arme gegriffen hatten den Hajj Younis auch das Arbeitsamt und das Gründerzentrum Grafenwöhr. Berater Heinz Rausch: "Ich habe das Projekt von Anfang an begleitet. Tarek Haii Younis kam ins Gründerzentrum und hat sich über die Formalitäten erkundigt." Er habe diesen Mix aus arabischem Geschäftssinn und deutschem Handeln als ideal empfunden.

 
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