Rositha Kett und Monika Goritzka waren die einzigen beiden Mitarbeiterinnen, die sich an ihre Tätigkeit im ehemaligen Witt-Kaufhaus erinnerten. Ihr Zeitzeugenbericht war allerdings vorher aufgezeichnet worden und wurde am Sonntagvormittag beim "Tag des offenen Denkmals" im Glasbau der Firma Witt Besuchern per Video vorgespielt. Früher habe es noch keinen Personaleingang von außen gegeben, erzählten sie. "Da mussten wir durch den Keller durchgehen. Das war sehr spannend. Ich denke immer an ein dunkles Gebäude ohne Tageslicht zurück."
Das Gebäude habe drei großräumige Etagen umfasst, mit Fenstern, die von Regalen zugestellt waren. "Es gab in meiner Erinnerung immer nur dunkles Licht." Was sie auch nie vergessen könne, sei diese große, schwarze Ledercouch, die in der Mitte gestanden habe und auf der Witt öfter Platz genommen habe um die Lage zu beobachten. Im Haus habe es das komplette Katalogsortiment gegeben. "Von außen war das Gebäude nicht als Kaufhaus zu erkennen."
Erika Steger schilderte, wie traurig sie bei Rentenantritt gewesen sei, ihren geliebten Arbeitsplatz räumen zu müssen. "Die Sehnsucht nach den Kolleginnen und Kollegen war groß." Deshalb habe sie mit Rita Schell einen "Witt-Stammtisch" gegründet, den es 20 Jahre lang gab. "Eine wunderbare Zeit", sagte sie. Alle drei Monate habe man sich getroffen. "Wir hatten sogar Weihnachtsfeiern und zu unseren Zusammenkünften sind viele, auch prominente Leute gekommen." Maria Seltmann, Bürgermeister, hohe Angestellte und ein gewisser Thomas Groß.
Auch Anke Reiß brachte sich ein, obwohl sie selber nie bei Witt gearbeitet hatte. Sie hatte ihr Brautkleid dabei, das ihr ihre Mutter, Rita Reil, weiland zur Hochzeit geschneidert hatte. Eine ehemalige Näherin in der Witt-Außenstelle Ullersricht hatte sich zur Schneiderin weitergebildet. Noch heute sei Witt eine erste Adresse auf dem Arbeitsmarkt, machte Reiß deutlich. Erst Samstagabend habe sie im Gespräch mit Auszubildenden gespürt, wie wohl sich Menschen fühlten, die in diesem Unternehmen arbeiteten.
Der Vormittag, der von Christine Doss moderiert wurde, begann mit einem interessanten Vortrag von Sebastian Schott über das Weiden in den 1920er Jahren. Auch Weiden sei im Umbruch gewesen. In dieser spannenden Zeit habe Josef Witt 1924 den Grundstein für sein Kaufhaus gelegt. Der Historiker und Chef des Stadtmuseums erinnerte an die Folgen des Ersten Weltkriegs, die Hyperinflation, die Währungsreform und die anschließenden Goldenen Zwanziger.
Architektin Kerstin Harms-Sudarma berichtete über die mehrmals verworfenen Entwürfe des Kaufhauses und seiner Außenfassade, das auf dem ehemaligen Siechenweiher erbaut worden sei. "Ich möchte nicht wissen, wie es drunter aussieht. Man könnte durchaus im Wasser stehen." 1927 jedenfalls seien die Bauarbeiten fertiggestellt worden. Ursprünglich im Neobarock geplant, könne das Gebäude dem expressionistischen Heimatstil Bayerns zugeordnet werden. Mit zwei Türmen und sechs allegorischen Figuren an der Fassade.
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