"Als wir ihn bekommen haben, war er erst so groß." Wenning zeigt auf Hüftlänge. "39 Mark hat er damals gekostet." Jetzt misst der Baum in der Mooslohe mehr als 10 Meter. Forstwirtschaftsmeister Markus Bächer packt die Motorsäge aus und legt die unteren Äste frei. Alexandra Wenning streift die Nadeln mit der Hand. "Mhm, wie das duftet." Als Bächer dann den Stamm absägt und der Kran ihn langsam nach oben hievt, muss sie kurz ins Haus gehen. Mit Tränen in den Augen und ausgestattet mit Taschentüchern kommt sie wieder heraus. "Er hat halt schon dazugehört", sagt sie. "Bei uns ging es immer lustig zu. Viele Festler haben wir um die Tanne herum gefeiert."
Bis vor sechs Jahren haben die Wennings den Baum zu Weihnachten auch noch selbst geschmückt. Doch irgendwann wurde sie dann doch zu groß, hat schon das Pflaster angehoben, nimmt viel Licht weg. Vergangenes Jahr hat sich die Familie bei Stadtförster Wolfgang Winter gemeldet, sie kam auf die Warteliste. Im September hat er den Baum inspiziert und für geeignet befunden. "So eine Colorado-Tanne ist schon ein Glücksfall. Mit den langen Nadeln und dem schimmernden Blau", schwärmt er. Stadt und Bürger machten dabei einen guten Deal. "Die Besitzer sparen sich die Fällung und wir bekommen kostenlos unsere Weihnachtsbäume." Geschmückt werden sie vor dem Kathreinsonntag und stehen bis nach Heilig-Drei-König. Danach werden sie zu Brennholz verarbeitet.
Mit Hilfe von Feuerwehr, Bauhof und einer privaten Firma werden die Bäume stehend abgesägt, auf einem Kran in die Stadt transportiert und wieder aufgestellt. Absägen, Abholen und Aufbauen dauert höchstens eine Stunde. Das Team ist top eingespielt. Seit 35 Jahren erledigt Bächer den Job an der Motorsäge. "Sonst sieht es schon immer etwas weihnachtlicher aus", bemerkt er. Der warme November lässt noch keine weihnachtliche Stimmung aufkommen. Auch vor dem Neuen Rathaus steht nun eine Korea-Tanne. Der Baum für die Freitreppe auf dem Alten Rathaus sei auch schon ausgesucht, informiert Förster Winter. Eine serbische Fichte. Doch ob sie da wirklich stehen wird, hänge davon ab, ob das Gerüst rechtzeitig abgebaut werden kann.
Als die Bauarbeiter die Tanne am Unteren Markt aufstellen, dort, wo der Maibaum stand, sammelt sich wieder eine Menschenmenge. Ein Trost für Alexandra Wenning. "Das ist ein schöner Platz für ihn." Und fügt voll Besitzerstolz hinzu: "Und endlich mal wieder eine Weihnachtsbaum am Unteren Markt, der richtig schön ausschaut."




























Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.