Eigentlich hat Lena Daubitzer noch ein ganzes Jahr Zeit, um sich Gedanken über ihren künftigen Ausbildungsberuf zu machen. Aber die Realschülerin hat bereits eine Vorstellung davon, was sie werden will. Die Konnersreutherin freut sich narrisch über das riesige Angebot, wie es sich ihrer Schülergeneration momentan präsentiert. „Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass einem als Frau die ganze Welt offensteht und dass heute unterschiedliche Geschlechter auch in für sie nicht typische Rollen schlüpfen und darin erfolgreich sein können.“ Ihr schwebe ein Beruf vor, der sie sprachlich fordere. Sie könne sich aber auch einen kaufmännischen Beruf oder den einer Polizeibeamtin vorstellen. Gemeinsam mit ihren Eltern besucht Lena am Samstag mit 4000 anderen die Ausbildungsmesse in der Max-Reger-Halle.
"Anstieg auf Rekordniveau"
„Ich bin überrascht, dass ich so viel machen kann“, staunt Raffael Albrecht. Zurzeit absolviert der Weidener ein soziales Jahr in der Altenpflege. Er möchte in diesem Beruf bleiben und eine Ausbildungsstelle antreten. Er sei gekommen, weil er sich von berufener Seite über eine entsprechende Ausbildung im sozialen Bereich informieren will. "Der Ausbildungsmarkt entwickelt sich nach wie vor glänzend", sagt der Leiter der Arbeitsagentur, Thomas Würdinger. Der Arbeitsmarkt in der Nordoberpfalz ist überproportional gut gewachsen. Und dies spiegle sich auch im Angebot an Ausbildungsplätzen wider. Er spricht sogar von einem "Anstieg auf Rekordniveau".
Andererseits müsse er aber festhalten, dass die Zahl an Jugendlichen sinke. "Die Nordoberpfalz wird älter." Und von den Jugendlichen, die dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stünden, wechselten immer mehr an weiterführende Schulen. "Wir hätten Ausbildungsmöglichkeiten, aber momentan fehlen uns ganz einfach die Auszubildenden." Die Veranstaltung dieser Messe halte er deshalb für äußerst wichtig. Weil sich hier junge Menschen an die Berufswelt herantasten könnten. "Wir betreiben hier Berufsorientierung."
Auch bei den 113 regionalen Ausstellern kommt die Messe, die sich über drei Etagen erstreckt, an. "Wir erwarten, dass bei uns viele Leute in den Betrieben auftauchen, sich bei uns vorstellen und als neue Lehrlinge ausbilden lassen, im Verkauf, in der Bäckerei oder in der Konditorei", erklärt Florian Pappenberger, der im Obergeschoss die Bäckerinnung vertritt. Die Voraussetzung, die von den Bewerbern erwartet werde? "Viel Freude an der Herstellung von Lebensmitteln." Aktuell verzeichne sein Handwerk einen Mangel an bereitwilligen Auszubildenden. Was vielleicht auch daran liege, dass viele heimatnah ausgebildet werden wollten, leider aber nicht in jedem Ort eine Bäckerei sei.
Duale Ausbildung gefragt
Wer sich bei der Polizei bewirbt, weiß, dass er versetzungsbereit sein muss. "Die Bewerbungslage ist hier bei uns im Bereich Weiden sehr gut. Die hat sich nicht verändert", betont der stellvertretende Einstellungsberater bei der Polizeiinspektion Weiden, Siegfried Diduch. Bayernweit sei der Wille, Polizist oder Polizistin zu werden, allerdings leicht gesunken. Nebenan haben sich Zoll und Landesamt für Finanzen, zuständig für Besoldung und Beihilfen, in Schale geworfen und werben um Nachwuchs.
Fabian Bartelmann von Roger Corporation setzt auf die Mechatronik-Fans im Publikum. "Die Nachfrage ist gut. Es waren schon einige bei uns am Stand, die uns mitgeteilt haben, dass sie sich wirklich bei uns bewerben wollen." Auch das Logistikunternehmen Simon Hegele mit Sitz in Forchheim freut sich über Resonanz. "Die Nachfrage, gerade von Abiturienten, nach der dualen Ausbildung ist sehr groß", erklärt Katrin Clary vom Kemnather Standort.
Zupacken auf der Messe
"Sei schlau, geht zum Bau." Der Stand von Johannes Frank von der Baufirma Bäuml in Dippersreuth sei sehr gut besucht, sagt Frank. Es sei einer der wenigen Stände, wo der jugendliche Besucher tüchtig zupacken könne. Tatsächlich kann man sich hier die Hände schmutzig machen und Mauerteile schlichten. "Den Leuten gefällt das", meint der Maurergeselle.
Hauptmann Ronny Kühnel ist Einstellungsberater bei der Bundeswehr. Die hat vor der Halle schweres Gerät aufgefahren, um Schulabgänger zu beeindrucken. "Wir haben Interessenten, weil die Bundeswehr ein attraktiver und abwechslungsreicher Arbeitgeber ist. Wir bieten 50 Ausbildungsberufe und bis zu 30 Studiengänge an." Er spreche für einen Arbeitgeber, der seine Soldaten gut bezahle und ihnen Sicherheit biete. "Wir sind Teamplayer." Es gebe durchaus Stimmen derer, die sich für ihr Land und für den Heimatschutz einsetzen wollten.
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