Normalerweise sei ein Jahrestag etwas Erfreuliches, unterstrich Günter Reiß, der für sein Engagement für ukrainische Geflüchtete schon mit dem Integrationspreis der Oberpfälzer Regierung ausgezeichnet worden ist. "Leider ist dies hier nicht der Fall. Dieser verfluchte Krieg begann vor zwei Jahren, und niemand weiß, wie lange er noch dauert." Nachts könne er nicht schlafen, weil ihm die Gedanken an die betroffenen Soldaten an der Front verfolgten. "Zwei Jahre Krieg in der Ukraine, zwei Jahre Angriffskrieg, zwei Jahre totale Verletzung der Menschenrechte. Die Berichte über Menschenrechtsverletzungen der russischen Streitkräfte füllen Archive." Auch Amnesty-International-Sprecher Veit Wagner brachte es am Samstag auf den Punkt: "Es bleiben die grauenvollen Bilder zerstörter Städte, leer gefegter Siedlungen, es bleiben schreckliche Bilder von zerfetzten Menschen, von Toten, von zerstörter Natur, von zerstörter Zivilisation und Kultur."
Seit zwei Jahren sicher in Deutschland
Die ukrainische Gemeinde hatte sich an diesem Jahrestag aus zwei Gründen vor dem NOC versammelt: um gegen einen starken Feind zu demonstrieren und aus Dankbarkeit. "Seit zwei Jahren fühlen die Ukrainer sich wohl und sicher in Deutschland. Unsere Kinder haben die Möglichkeit, deutsche Schulen zu besuchen. Zwei Jahre Hoffnung. Zwei Jahre Freundschaft", hieß es. Auf dem Macerata-Platz demonstrierten Ukrainer und Deutsche gegen Krieg, Besatzung und die Verschleppung ukrainischer Staatsbürger. Und auch gegen die Deportation von Kindern, Folter bei Befragungen, Massenerschießungen, Vergewaltigungen, Plünderungen, Diebstahl, Ermordung von Kindern und alten Menschen, wie Veit Wagner aufzählte. "Putins Politik fördert Angst und Vertreibung. Es kommt zu Millionen von Flüchtlingen."
"Wir fühlen mit all denen, die darunter leiden, ganz besonders mit denen, die bei uns hier Zuflucht gefunden haben mit all ihren Ängsten und Schmerzen und Sehnsüchten nach Frieden und Heimat. Ja, wir spüren etwas, wohl nur etwas, von ihrer Not." Amnesty und viele andere Organisationen, Menschen und Gruppen forderten ein Ende der Aggressionen. "Wir sind gegen den Krieg", "Freiheit für die Ukraine" oder "Stoppe Krieg", hieß es auf mitgebrachten Schildern.
Laut Polizeiangaben versammelten sich vor dem NOC hundert Menschen. Aufgerufen hatte dazu Iuliia Kumanska, die in Kürze den Verein "Ukrainische Gemeinde" gründen will. Für die Volkshochschule sprach Tanja Fichtner. "Wir sind an eurer Seite", sagte sie. "Die Ukrainer verteidigen ihr Land gegen Aggressoren. Seid so mutig wie möglich."
Zu Tränen gerührt
Die neunjährige Yana sang das Lied "Lache für mich". Und Hanna Rydkina spielte auf der Geige eine Komposition von Myroslaw Skoryk, was so manchen zu Tränen rührte. "Ich bin der Meinung, dass wir es zumindest hier in Weiden geschafft haben, die ukrainische Bevölkerung zu integrieren", betonte Grünen-Stadtrat Ali Zant. "Wir tun unser Möglichstes dafür, dass es uns auch weiterhin gelingt." Natürlich wusste Zant auch um die Probleme: "Die haben wir bei den Wohnungen und bei den Lehrkräften." Ein herzliches Vergelt's Gott galt deshalb den ukrainischen Lehrern, die die Schulen kräftig unterstützten.
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