Weiden in der Oberpfalz
17.02.2022 - 17:39 Uhr

Umgestürzte Bäume und ein Stromausfall: Sturm fegt durch Weiden und den Landkreis Neustadt/WN

Blechdächer, Werbeschilder und umgestürzte Bäume wirbelt Sturmtief "Ylenia" am Donnerstag umher. Die Integrierte Leitstelle zählt bis zum frühen Abend insgesamt 87 Einsätze. Sämtliche Schüler verbringen den Tag im Distanzunterricht.

Die Orkanböen, die am Donnerstag über das Stadtgebiet und den Landkreis Neustadt/WN fegten, rüttelten ordentlich an Gebäuden, Baustellkränen und Baumkronen. Die eindringlichen Warnungen des Deutschen Wetterdienstes vom Vorabend waren nicht übertrieben. Ab 5 Uhr morgens waren die Einsatzkräfte der Feuerwehren im Dauereinsatz. Vor allem Alarmierungen aus dem Landkreis Neustadt/WN gingen bei der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz (ILS) ein, wie deren Leiter Jürgen Meyer auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien mitteilte. Der Sturm entwurzelte viele Bäume, die auf Kreis- oder Bundesstraßen wie die B22 und B470 fielen, knickte Strommasten oder wehte lose Planen auf die Autobahn A93. Bis zum Mittag zählte Meyer 6 Einsätze in Weiden und 54 im Kreis Neustadt/WN. Die gute Nachricht: Es gab keine Verletzten oder sturmbedingte größere Verkehrsunfälle.

Regen, Graupelschauer mit heftigen Windböen kamen den ganzen Tag über in Wellen. Gegen 14 Uhr war auch ein kurzes Gewitter dabei. Im Laufe des Nachmittags wurde es etwas ruhiger, aber es blieb stürmisch. Noch am Mittwochabend hatte die ILS nach der Unwetterwarnung das Team um weitere vier Kräfte aufgestockt. Das blieb auch den ganzen über so. Laut Meyer gab es diesmal keinen ausgemachten Schwerpunkt. "Der Sturm fegte kreuz und quer über Weiden und durch den Landkreis. Troschelhammer im Westen, Miesbrunn im Osten oder Luhe im Süden. Einzig der nördliche Raum um Neustadt/WN blieb relativ verschont."

Im Stadtgebiet Weiden verliefen die Einsätze glimpflich:

  • Zwischen Neunkirchen und Trippach stürzten drei Bäume auf die Straße.
  • Auf Höhe Industriegebiet Am Forst blockierten Bäume das Bahngleis.
  • Im Edeldorfer Weg fiel eine Birke in einen Schrebergarten.
  • In der Meilerstraße hob das Dach eines Carports ab
  • In der Bahnhofsstraße/Ecke Brenner-Schäffer-Straße wehte es Werbetafeln davon.
  • Beim Modellflugplatz Maierhof fiel ein Baum um.
  • Auf dem Dach des Neuen Rathauses lösten sich vier Abdeckungen.

In Schwand rollte der Sturm das Blechdach einer Scheune auf wie eine Sardinenbüchse, und bei Unterwildenau verfing sich gegen 9.30 Uhr ein Baum in einer Stromleitung. Weite Teile des Marktes Luhe waren daraufhin ohne Strom.

Luhe ohne Strom

Die Bergung der abgebrochenen Fichte war für die Einsatzkräfte der Feuerwehr Luhe nicht einfach, da der Baum in vier Metern Höhe hing. "Wir mussten erst einmal absichern und auf die Techniker der Bayernwerk AG warten, die den Strom abklemmen müssen", erklärte Kommandant Dieter Müller auf Nachfrage. Bei Strom bestehe immer Lebensgefahr, und so eine Leitung könne auch jederzeit reißen. Gegen 11 Uhr gab es Entwarnung, und der Ort hatte wieder Strom. Müller bestätigte, dass vor wenigen Monaten an gleicher Stelle ebenfalls ein Baum auf die Leitung gefallen war. "Vielleicht sollte hier mal ausgeschnitten werden." Nach Auskunft von Pressesprecher Michael Bartels von der Bayernwerk AG gab es bis zum Nachmittag ansonsten keine weiteren Stromausfälle im Raum Weiden.

Reisende, die vom Bahnhof Weiden aus starten wollten, mussten sich in Geduld üben. Auf zahlreichen Bahnstrecken in der Oberpfalz gab es Verspätungen. Vorsorglich eingestellt hatte am Donnerstag die Länderbahn ihren Bahnbetrieb auch auf Strecken von "Alex" und Oberpfalzbahn. Betroffen war unter anderem der Abschnitt Hof - Weiden, der gesperrt war.

Schüler im Distanzunterricht

Sturmtief "Ylenia" sorgte am Donnerstag außerdem für (fast) leere Klassenzimmer in der Stadt und im Landkreis. Aufgrund der besonderen Witterungsverhältnisse wurden die Schüler in den Distanzunterricht geschickt. Wer dazu keine Möglichkeit hatte, für den gab es an den jeweiligen Schulen Notbetreuungen. "Die Entscheidung fiel am Vorabend recht kurzfristig", sagte Christine Söllner, Direktorin des Staatlichen Schulamtes Weiden-Neustadt/WN auf Nachfrage. "Nachdem gegen 20 Uhr klar war, dass sich das Wetter nicht bessern wird, setzte sich die lokale Koordinierungsgruppe Schulausfall zusammen, um eine Entscheidung zu treffen." Zu der Gruppe zählen neben Söllner, die Schulleiter Anton Hochberger stellvertretend für die Gymnasien, Michael Meier für die Realschulen und Rainer Hetz für die Sonderpädagogischen Förderzentren. "Danach werden der Oberbürgermeister, der Landrat und die Regierung der Oberpfalz benachrichtigt und die Meldung über den Schulausfall geht über die digitalen Kanäle an die Eltern und die Telefonkette an alle Schulen raus."

Die Schüler hatten aber mitnichten frei. Für sie galt Distanzunterricht. Für Irritationen hatte hier die Meldung auf der Internetseite des Bayerischen Kultusministeriums gesorgt, der Schulunterricht würde ausfallen. "Das darf er gar nicht, wie seit kurzem die bayerische Schulordnung vorgibt", erklärte Söllner dazu. In Paragraph 19 heißt es unter anderem, dass ein Wechsel in Distanzunterricht nur dann zulässig ist, wenn " aufgrund außergewöhnlicher witterungsbedingter Ereignisse der Präsenzunterricht ausfällt". Das gelte seit 1. August 2021, so Söllner. "Es ist das erste Mal, dass wir ihn in unserem Schulamtsbezirk anwenden".

Schulen und Schüler hatten sich schnell auf die neue Situation eingestellt. Die Schulamtsdirektorin überzeugte sich am Donnerstagvormittag persönlich davon, dass alles klappt. Während Grundschüler vor allem Material online zur Verfügung gestellt bekamen, trafen sich die älteren Klassen zu Online-Konferenzen. "In der Pandemie haben ja alle gelernt damit umzugehen", sagte Söllner.

Laut Oberpfalz-Medien Wetterexperte Andy Neumaier bleibt es auch in den nächsten Tagen sehr stürmisch, weitere Orkanböen drohen am Wochenende. Ausgedehnte Waldspaziergänge sind nicht zu empfehlen, meint Stefan Stangl vom Forstrevier Vohenstrauß. "Die Lage ist schon gefährlich. Es können jederzeit noch Äste herabfallen oder Bäume umstürzen. Den Wald sollte man jetzt erstmal meiden", sagt der Forstamtmann. "Der Boden ist aktuell feucht und durchgeweicht, so dass flach wurzelnde Fichten leichter umkippen." Auch er und seine Kollegen würden noch mindestens bis Dienstag zuwarten, bis sie ihre wieder Reviere betreten. Erst dann könnten auch die Sturmschäden begutachtet werden.

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Oberpfalz17.02.2022
 
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