Weiden in der Oberpfalz
22.04.2020 - 16:10 Uhr

Unverpackt-Laden in Weiden: Zwei junge Frauen starten Crowdfunding

Sarah Bauer und Anett Hartenstein haben eine große Vision. Sie wollen in der Weidener Einkaufswelt eine Trendwende einleiten. Die jungen Frauen starteten ein Crowdfunding für einen Unverpackt-Laden.

Sarah Bauer (26, links) will mit Anett Hartenstein (31) in Weiden einen Unverpackt-Laden eröffnen. Die 26-Jährige aus dem Frankenwald zog am Wochenende nach Pressath. Anett Hartenstein lebt in der Nähe von Bayreuth. Bild: Bauer/Hartenstein/exb
Sarah Bauer (26, links) will mit Anett Hartenstein (31) in Weiden einen Unverpackt-Laden eröffnen. Die 26-Jährige aus dem Frankenwald zog am Wochenende nach Pressath. Anett Hartenstein lebt in der Nähe von Bayreuth.

„Es ist uns eine riesige Herzensangelegenheit, eine Wahlmöglichkeit zu erschaffen, um plastikfrei einkaufen zu können“, erklärt Sarah Bauer die Motivation hinter der Geschäftsidee. Zusammen mit Anett Hartenstein möchte sie den ersten Unverpackt-Laden der Region eröffnen. „Wir möchten eine Trendwende einleiten. Wir würden es lieben, wenn irgendwann unverpackt das neue Normal wäre.“

Für die Eröffnung des Ladens bitten die jungen Frauen die Bürger um finanzielle Unterstützung. Auf der Crowdfunding-Plattform Startnext starteten sie deshalb eine Kampagne. Bis zum 1. Juni sollen 35.000 Euro zusammenkommen. 120 Unterstützer hat die Aktion, die am 14. April startete, bisher. Sie gaben bisher knapp 7000 Euro.

„Das ist anfangs komplett explodiert“, so Sarah Bauer. Inzwischen ist der Geldfluss etwas langsamer geworden. „Es gibt gute und schlechte Tage. Wir sind in der Stadt noch unbekannt. Wir sind beide keine Oberpfälzerinnen“, erzählt die 26-Jährige, die aus dem Frankenwald kommt und am Wochenende nach Pressath gezogen ist. Ihre Kollegin, seit 2017 ihre Arbeitskollegin, lebt in der Nähe von Bayreuth. „Weiden haben wir gewählt, weil es als Oberzentrum ein sehr großes Einzugsgebiet hat und wir sehen konnten, dass der Bevölkerung das Thema biologisch und regional am Herzen liegt“, so Bauer.

Beruflicher Neuanfang

Ein Unverpackt-Laden wäre für beide Frauen eine berufliche Neuorientierung. „Mit Lebensmitteln hatten wir bisher noch nichts zu tun“, sagt Bauer. Sie habe BWL mit Schwerpunkt Controlling studiert, die 31-jährige Anett Hartenstein sei Rechtsanwalts-Fachangestellte und mache eine Ausbildung zur Betriebswirtin. Der erste Anstoß für ein plastikarmes Leben habe sich für Bauer bei einem Waldspaziergang ergeben, bei dem sie hinter einem unbewohnten Haus Unmengen von Plastikmüll gefunden und später entsorgt habe. „Ich habe probiert, Zero Waste (mit möglichst wenig Müll-Produktion; Anmerkung d. Redaktion) zu leben“, erzählt Bauer. „Aber ich bin ein Ganz-oder-gar-nicht-Mensch. Es ist schwierig umzusetzen. Dann habe ich einen Monat lang mit so wenig Plastik wie möglich gelebt. Um den Jahreswechsel herum kam eine Nachricht von meiner Kollegin, ob wir einen Unverpackt-Laden eröffnen wollen.“ Für diesen haben die Frauen bereits konkrete Pläne.

Crowdfunding bei Startnext für den Unverpacktladen in Weiden

Bio, fair, regional

Angeboten werden sollen Lebensmittel, Haushalts- und Kosmetikprodukte, entweder in Mehrweggläsern oder in Behältern, aus denen man sie in mitgebrachte Behältnisse abfüllen kann. Die Ware muss also nicht angefasst werden, betont Bauer im Hinblick auf das Coronavirus. Es gibt aber noch weitere nachhaltige Aspekte im Konzept.

„Es wird ein bio-zertifizierter Laden sein. Und wir wollen so viel wie möglich aus der Region anbieten. Ich habe auf der Jahreshauptversammlung vom Bioland-Verband Kontakte knüpfen können. Wir haben Kontakt zu Bauern, die uns teilweise beliefern wollen, teilweise holen wir die Ware ab.“ Bei bestimmten Produkten wie Cashewkernen und Kakaobohnen wollen die Frauen ausschließlich fair gehandelte Ware verkaufen. „Wir wollen Alternativen anbieten, zum Beispiel Reis aus Italien oder Spanien statt China, der nicht so weit geflogen ist.“

Nicht ganz verpackungsfrei

Ganz ohne Verpackungen geht es allerdings nicht. „Wir sind Mitglied im Unverpackt-Verband und haben die Vision, das Thema in der kompletten Wertschöpfungskette umzusetzen und auf Einwegverpackungen zu verzichten. Aber wenn man später hinter unseren Laden schaut, wird man auch einzelne Plastiksäcke sehen. Wir bekommen die Ware größtenteils in Mehrweg-Eimern oder 25-Kilo-Großgebinden. Dadurch fällt signifikant weniger Verpackungsmüll an und gar keiner im privaten Haushalt der Kunden.“

Bis zum Ziel müssen die Frauen noch zwei große Herausforderungen meistern. Zum einen wollen sie noch vor dem Ende der Kampagne ein Ladenlokal finden. „Es soll in schöner Umgebung sein, wie es zum Beispiel am Oberen oder Unteren Markt der Fall wäre. Außerdem sind Parkplätze davor oder in der Nähe wichtig. Wir brauchen 40 bis 70 Quadratmeter Platz und ein Lager.“ Zum anderen muss die Geldsammlung erfolgreich enden. „Wir sind keine reichen Leute“, erklärt Bauer. Es gebe zwar Kontakt zu Leuten, die das Projekt eventuell in größerem Stil unterstützen wollen, doch es sei nichts sicher. Nach aktuellem Stand könne der Laden nicht eröffnen, wenn die 35.000 Euro nicht zustande kommen.

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Info:

So funktioniert die Kampagne für den Weidener Unverpackt-Laden

Sarah Bauer und Anett Hartenstein wollen 35 000 Euro für die Eröffnung des Unverpackt-Ladens sammeln. Die Kampagne auf der Plattform Startnext läuft bis zum 1. Juni. Das Geld wird nur ausgezählt, wenn dieser Betrag bis zum 1. Juni tatsächlich zusammengekommen ist. Wird das Ziel nicht erreicht, bekommen die Geldgeber ihr Geld zurück. Ab einer Unterstützung von 15 Euro bekommen die Geber nach Betrag gestaffelte Geschenke als Dankeschön. (jak)

 
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