Weiden in der Oberpfalz
14.12.2018 - 10:57 Uhr

Veganes Kochen zu Weihnachten: "Rettet die Gans"

Weihnachten bedeutet auch Schlachten. Millionen Tiere werden im Lichterglanz verspeist. Der Verein "ProVeg Weiden" findet das nicht sehr christlich - und kocht ein veganes Weihnachtsmenü, ganz ohne tierische Produkte. Das Beste: Es schmeckt auch noch.

Die Mitglieder von „ProVeg Weiden“ kochen ein veganes Weihnachtsmenü. Sie wollen zeigen, dass ein Fest ohne Tierleid ein schöneres ist. Carolin Schiml (rechts) gibt auch vegane Kochkurse an der VHS. Bild: Beate-Josefine Luber
Die Mitglieder von „ProVeg Weiden“ kochen ein veganes Weihnachtsmenü. Sie wollen zeigen, dass ein Fest ohne Tierleid ein schöneres ist. Carolin Schiml (rechts) gibt auch vegane Kochkurse an der VHS.

"Am christlichen Fest der Liebe und Nächstenliebe sollten wir auch an unsere Mitgeschöpfe denken. Und darauf verzichten, einer Gans den Hals umzudrehen", bringt es Carolin Schiml auf den Punkt. Gerade mahlt sie Cashewnüsse für den Weihnachtsbraten. Der besteht nicht aus Fleisch, sondern nur aus pflanzlichen Produkten. Mit anderen Mitgliedern des Vereins "ProVeg Weiden" zaubert sie in der Küche der Volkshochschule ein Drei-Gänge-Menü: Pastinakensuppe mit Kräutersaitlingen, veganer Nussbraten mit Kürbisnockerl und Spekulatiuscreme als Dessert. Die Zutaten haben sie problemlos in Supermärkten und Bioläden in Weiden gefunden. Die Köchinnen haben die Rezepte noch nie ausprobiert, aber etwas Experimentierfreude gehört schon dazu, wer sich vegan ernähren will. Für viele gibt es keine Alternative. "Ich habe mich informiert und ich denke, das ist die einzig richtige Ernährungsweise", sagt Evi Schlosser aus Weiden. Sie erlebe nur Vorteile: "Ich schlafe besser, fühle mich wohler und habe 16 Kilo abgenommen." Die 29-jährige Landschaftsgärtnerin arbeitet oft auf Baustellen. "Die nötige Energie habe ich trotzdem." Dazu komme der ethische Aspekt. "Seit ich weiß, was hinter den tierischen Produkten steckt, kommen mir immer dieselben Bilder in den Kopf." Evi Schlosser erzählt von geschredderten Küken, leergefischten Meeren und Tiertransporten. "Da vergeht mir der Appetit." Dann doch lieber Gemüse.

In der VHS-Küche vermischen sich die Aromen von gerösteten Nüssen, gekochtem Gemüse und Gewürzen. Erst im Frühling hat sich die Regionalgruppe von "ProVeg", einer Organisation für die Interessen vegetarisch und vegan lebender Menschen, in Weiden gegründet - und sie wächst schnell. Anna-Lena Frischholz ist erst seit ein paar Monaten Veganerin. Sie sei erschrocken gewesen, als sie erfuhr, dass Fleischkonsum viele Zivilisationskankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes fördere. "Ich bin erst von München nach Weiden gezogen und war froh, als ich den Verein über Facebook gefunden habe. Das gibt es in Großstädten ja schon länger, aber auch hier fängt es an", erzählt die 20-Jährige. Christine Coscin beschäftigt sich schon Jahrzehnte mit veganer Ernährung. Das sei heute viel einfacher. "Früher war das eine politische Sache."

Den Trend zu alternativer Ernährung sieht auch Angelika Meindl von der VHS. Seit einiger Zeit biete die Einrichtung vegane und vegetarische Kochkurse an. "Die werden sehr gut angenommen, vor allem von jüngeren Leuten. Sogar ein paar Männer sind dabei", erzählt sie.

Und das Ergebnis der Kochaktion: Viele essen Pastinaken und Kräuterseitlinge zum ersten Mal. "Die gibt es doch schon ewig", sagt Christine Coscin. Die knackigen Nüsse im Braten ersetzen die knusprige Fleischkruste, die Soße ist würzig. Und die Nachspeise schmeckt eh immer gut. Auch ohne, dass Tiere leiden müssen.

Veganer Nussbraten mit Kürbisnockerl:

Veganer Nussbraten mit Kürbisnockerl

Zutaten für die Klöße: 4 Süßkartoffeln, 1 Hokkaidokürbis, Salz, Pfeffer, 2 Esslöffel Sojamilch, 4 Esslöffel Mehl, 3 Esslöffel Speisestärke.

Zutaten für den Nussbraten: 80 g Sojamargarine, 3 Zwiebeln, 2 Teelöffel Oregano, 2 Esslöffel Dinkelmehl, 150 g Cashewnüsse, 150 g Haselnüsse, 150 g Dinkel-Semmelbrösel, 2 Esslöffel Zitronensaft, Salz, Pfeffer, 10 Esslöffel Öl, Semmelbrösel (zum Panieren), 250 ml Wasser.

- Backofen auf 230 Grad vorheizen. Backblech mit Backpapier auslegen. Für die Knödel Kürbis mit Schale in Scheiben schneiden, auf dem Backblech verteilen und im Ofen 20 bis 25 Minuten backen.

- Süßkartoffeln schälen und in Stücke schneiden. In Salzwasser ca. 20 Minuten weich kochen. Kürbis und Süßkartoffeln abkühlen lassen und mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken. Sojamilch, Mehl und Speisestärke untermengen und zu einem leicht klebrigen Kloßteig verkneten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

- Teig zu kleinen Klößen oder Nockerl formen und in siedendem Salzwasser 20 bis 30 Minuten garen. Die Klöße sind fertig, wenn sie an die Oberfläche steigen.

- Backofen auf 200 Grad herunterschalten. Für den Nussbraten Zwiebeln schälen, fein hacken und in Margarine ca. 5 Minuten andünsten. Oregano und Dinkelmehl hinzufügen. Wasser unter stetigem Rühren untermengen und 8-10 Minuten eindicken lassen. Topf von der Herdplatte nehmen und Nüsse, Semmelbrösel, Zitronensaft, Salz und Pfeffer untermengen. Masse zu einem festen, leicht klebrigen Teig verkneten und zu einem länglichen Laib formen.

- Laib in Semmelbrösel wälzen. Öl in einer Pfanne erhitzen und Nussbraten kross von allen Seiten anbraten. Kastenform mit Öl oder Margarine einpinseln, Braten hineinlegen und im heißen Ofen etwa 45 Minuten garen. (Quelle: Springlane.de)

Vegane Bratensoße:

Vegane Bratensoße

Zutaten: 3 EL Bratöl, 1/2 Gemüsezwiebel, 200 g Champignons, 2 EL Tomatenmark, 250 ml Rotwein, 800 ml Gemüsebrühe, Salz, Pfeffer, 2 Zehen Knoblauch, 2 El Sojasauce, 1 TL vegane Worcestersauce (optional), 1 TL Senf, 1 TL Apfelkraut oder Zucker oder andere Süße (gerne dunkel für die Farbe), evtl. etwas Balsamico oder andere Säure, evtl. etwas Hefeextrakt (Reformhaus), evtl. 1-2 TL Maissstärke.

- Zwiebeln und die Champignons putzen und fein hacken. Eine beschichtete Pfanne auf hoher Stufe erhitzen, Öl hineingeben und die Pilze und Zwiebeln etwa eine Minute unter Rühren scharf anbraten.

- Hitze etwas reduzieren. Tomatenmark dazu geben und unter ständigem Rühren 2-3 Minuten mitrösten. Wein dazugeben und so lange kochen, bis der Wein verkocht ist.

- Die Knoblauchzehen schälen und mit etwas Brühe pürieren. Zusammen mit der restlichen Brühe und den übrigen Gewürzen zur Sauce geben. Alles circa 10 Minuten köcheln - - Die Sauce mit einem Mixer oder Pürierstab fein pürieren. Bei Bedarf mit Stärke andicken. Zum Schluss mit Salz und Pfeffer und eventuell bei Bedarf mit etwas Balsamico und/oder Hefeextrakt abschmecken. (Quelle: ProVeg)

Pastinakensuppe mit Kräuterseitlingen:

Pastinakensuppe mit Kräuterseitlingen

Zutaten für 6 Personen: 750 g Pastinaken, 250 g Süßkartoffeln, 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 400 ml Reismilch (o.ä. Pflanzenmilch), 600 ml Wasser, 1 EL Gemüsebrühe, ½ Bund Petersilie, 200 g Kräuterseitlinge, ½ Zitrone, Salz und Pfeffer, Olivenöl.

- Die Stiele von der Petersilie abschneiden und fein hacken, Zwiebel und Knoblauch würfeln.

- Olivenöl in einem Topf erhitzen und die gehackten Stiele, die Zwiebel und den Knoblauch bei mittlerer Hitze anschwitzen.

- Süßkartoffel und Pastinaken schälen, grob würfeln, mit einer Prise Salz in den Topf geben und auf höchster Stufe scharf mit anbraten.

- Wenn das Gemüse leicht angebräunt ist, kommen Reismilch, Wasser und Gemüsebrühe hinzu. Deckel drauf und das Ganze bei mittlerer Hitze 10 Minuten köcheln lassen.

- Grün der Petersilie fein hacken und beiseite stellen.

- Kräuterseitlinge in feine Streifen schneiden, Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Pilze etwa 4 Minuten goldbraun anbraten. Pfanne von der Kochstelle nehmen und die Pilze mit dem Saft einer halben Zitrone, Salz und Pfeffer abschmecken.

- Suppe pürieren, die Petersilie (etwas zum Garnieren übrig lassen) unterheben, abschmecken.

- Suppe auf Tellern anrichten, die Kräuterseitlinge in der Mitte auftürmen, mit Petersilie und Olivenöl garnieren. (Quelle: Peta)

Vegane Spekulatiuscreme:

Vegane Spekulatiuscreme

Zutaten für 8 Portionen: 5 Orangen (davon 1 Bio-Orange), 100 g aufgetaute TK-Himbeeren, 200 g Soja-Vanillejoghurt, 400 g Soja-Quark, 200g vegane Schlagsahne, 7 EL Zucker, 1 TL Spekulatiusgewürz, 40 g Zartbitter-Schokoraspel, 70 g Gewürzspekulatius, 50 g Margarine.

- Vegane Sahne aufschlagen. Schale der Bio-Orange abreiben, Frucht auspressen. Beides mit Himbeeren, Quark, Sahne, Vanillejoghurt, 5 EL Zucker, Gewürz und Schokoraspeln verrühren, abschmecken.

- Übrige Orangen so dick schälen, dass die weiße Haut mit entfernt wird. Filets herausschneiden. Alles zugedeckt mindestens 3 Stunden kalt stellen.

- Kekse zerbröseln. Margarine und den übrigen Zucker (2 EL) erhitzen, Keksbrösel darin 5 Minuten rösten. Creme und Orangenfilets in eine Schüssel schichten und mit Keksbröseln bestreuen. Spekulatiuscreme servieren. (Quelle: ProVeg)

Ihr veganes Experiment ist gelungen: Diana Benz, Christine Coscin, Anna-Lena Frischholz, Evi Schlosser und Carolin Schiml (von links). Bild: Beate-Josefine Luber
Ihr veganes Experiment ist gelungen: Diana Benz, Christine Coscin, Anna-Lena Frischholz, Evi Schlosser und Carolin Schiml (von links).
Veganes Weihnachtsmenü Bild: Beate-Josefine Luber
Veganes Weihnachtsmenü
Vorspeise: Pastinakensuppe mit Kräuterseitlingen. Bild: Beate-Josefine Luber
Vorspeise: Pastinakensuppe mit Kräuterseitlingen.
Hauptspeise: Veganer Nussbraten mit Kürbisnockerl und Rotkraut Bild: Beate-Josefine Luber
Hauptspeise: Veganer Nussbraten mit Kürbisnockerl und Rotkraut
Nachspeise: Spekulatiuscreme Bild: Beate-Josefine Luber
Nachspeise: Spekulatiuscreme
Veganes Weihnachtsmenü Bild: Beate-Josefine Luber
Veganes Weihnachtsmenü
 
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