Weiden in der Oberpfalz
03.05.2019 - 14:20 Uhr

Vermieter verbannen Familien

Vielköpfige Familien sind bei der Wohnungssuche chancenlos. Große Unterkünfte gehen an die Wohlsituierten. Das will die Stadt ändern. Und darum verschiebt sie die Schwerpunkte im Wohnungsmix im künftigen Baugebiet Hammerweg.

Die Stadt Weiden öffnet auf dem ehemaligen TB-Sporgelände das Tor zu einem neuen Baugebiet. 30 Prozent der bis zu 300 Wohnungen sollen im geförderten sozialen Wohnungsbau entstehen. Bild: Gabi Schönberger
Die Stadt Weiden öffnet auf dem ehemaligen TB-Sporgelände das Tor zu einem neuen Baugebiet. 30 Prozent der bis zu 300 Wohnungen sollen im geförderten sozialen Wohnungsbau entstehen.

In nahezu jeder Bürgersprechstunde kommt das Problem auf den Tisch, berichtet Bürgermeister Jens Meyer im Bau- und Planungsausschuss: Hilfesuchend wenden sich die Eltern an die Stadt. Sie suchen große Wohnungen für ihre Familien - und finden nichts. Es gebe sicherlich geeignete Wohnungen. Sind sie frei geworden, gehen sie jedoch nicht an Familien. "Vermieter weigern sich, an Familien zu vermieten. Sie befürchten, mit Kindern würden die Räume schneller abgewohnt", fasst Meyer die Erfahrungen aus den Bürgersprechstunden zusammen. Dabei wäre es durchaus wünschenswert, wenn jedes Kind sein eigenes Zimmer hätte, betont der Bürgermeister. "Darum brauchen wir besonders im sozialen Wohnungsbau mehr große Wohnungen."

Knapp 100 Wohnungen

Die Stadträte reagierten am Donnerstag, als sie den künftigen Wohnungsmix in den Gebäuden diskutierten, welche die Stadt Weiden selbst im staatlich hoch gefördert schaffen will: Auf dem inzwischen städtischen Gelände aus Teilen der Turnerbund-Flächen ist Platz für bis zu rund 300 Wohnungen. 30 Prozent davon wiederum möchte die Stadt als Sozialwohnungen beisteuern. Auf private Investoren, die sich im sozialen Wohnungsbau engagieren, sind (mit Ausnahme der SGW Stadtbau Weiden GmbH im Stadtteil Stockerhut) bisher öffentlich nicht bekannt.

Für die Vorbereitung des geplanten Wettbewerbs veränderten die Stadträte den Wohnungsschlüssel, der auf verschiedenen Datensätzen der Arbeitsgemeinschaft Fördern und Fordern sowie auf Anfragen Wohnungssuchender bei den Wohlfahrtsverbänden fußte. Den Anteil von 1- und 2-Zimmerwohnungen reduzierten sie von 65 auf 60 Prozent und erhöhten den Anteil für 5-Zimmer-Wohnungen von den zunächst geplanten 7 auf nun 10 Prozent. Mit 15 Prozent bleibt der Anteil an 3-Zimmer-Wohnungen unverändert. Zu einer leichten Erhöhung kommt es bei den 4-Zimmerwohnungen (von 13 auf 15 Prozent). Bau- und Planungsdezernent Oliver Seidel spricht von "einer dokumentierten Nachfrage".

Mehrgenerationenwohnen

Die Sprecher aller Fraktionen stimmten diesem Vorschlag der Verwaltung zu. Hildegard Ziegler (SPD) erinnerte daran, dass aufgrund der Wünsche der Vereine aus dem Hammerweg auch "förderfähige Gemeinschaftsräume" berücksichtigt und ins Programm aufgenommen werden sollten. Ebenfalls Auslobungsinhalt des Wettbewerbs ist das Mehrgenerationenwohnen. Dazu dienen die Informationen von "Calendula". Dieser Verein versucht seit Jahren, Mehrgenerationenwohnen in Weiden zu verwirklichen.

Um flexibel auf die Veränderung des Wohnungsmarktes reagieren zu können, wartet auf die Planer eine "besondere Aufgabenstellung", so Bau- und Planungsdezernent Oliver Seidel. Die Häuser müssen so konzipiert sein, dass sie kleinere Wohnungen unkompliziert und günstig zu größeren Einheiten "zusammenspannen", sich auch große Wohnungen in mehrere kleine teilen ließen.

Bis zum Kolloquium des Wettbewerbs sind noch zwei wichtige Fragen zu klären: Welcher Art sind die punktuell festgestellten Altlasten auf dem Areal (Industrieschlacke) und wie teuer ist die Sanierung sowie die Kampfmittelerkundung? Auch in diesem Teil der Stadt gingen im Zweiten Weltkrieg Bomben nieder. Hier sollen zunächst die vorliegenden Bilder der US-Luftwaffe ausgewertet werden. "Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass hier noch Blindgänger liegen, müssen wir weiter sondieren", kündigt Seidel an.

Geprüft werden sollen auch Möglichkeiten, geförderten Mietwohnraum für größere Einheiten in Form von "verdichteten Einfamilienhäusern" zur Verfügung zu stellen. Insbesondere berechtigte Familien seien "bis in die Mitte der Gesellschaft" förderfähig. Das Baudezernat nennt das Stichwort "Schwellenhaushalte".

 
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