"Der Mensch steht für uns im Vordergrund", stellt der Prokurist der Kliniken AG, Manfred Tretter, klar. Darum freut er sich, dass mit Wolfgang Wittmann ein neuer Berater das Ethikkomitee unterstützen wird.
Wittmann ist seit 1980 Pfleger und seit 1986 am Klinikum Weiden. Der 56-Jährige arbeitete auf der Dialyse- und Intensivstation, als er im November 2016 die Fortbildung zum Ethikberater begann. Seinen Abschluss machte er im Dezember 2018. Er wird nun als einer von vier Beratern das 25-köpfige Ethikkomitee unterstützen.
Wittmann musste oft beobachten, dass Patienten austherapiert sind. Als er erstmals einen Mediator erlebte, wie dieser mit den Angehörigen sprach, hat ihn das beeindruckt. Der Gedanke in ihm reifte, selbst ethisch aktiv zu sein.
Aber was macht ein Ethikkomitee eigentlich? Manfred Hausel steht dem Komitee vor: "Wir sind da, um in Konfliktsituationen zu vermitteln. Dabei geht es uns um die Ermittlung des Patientenwillens." Nicht immer sei eindeutig, was das Beste sei.
Hausel kennt Beispiele: "Wir hatten einen Sohn, dessen 91-jährige Mutter an Nierenproblemen und Schenkelhalsfraktur litt. Sie war nicht ansprechbar. Der Sohn bestand auf einer Behandlung, koste es, was es wolle." Selbst als die Nieren die Funktion eingestellt hatten, wollte der Sohn die Mutter künstlich am Leben erhalten. "Das Ethikkomitee hat ihm erzählt, was das hieße. Ihm war dies gar nicht bewusst gewesen. Irgendwann sagte er: 'Das hätte die Mutter nicht gewollt.' Wir stellten die künstliche Versorgung ein." Kurz darauf sei die Mutter ihm Kreise ihrer Lieben friedlich eingeschlafen.
Diese Kommunikation zwischen Ärzten und Angehörigen ist Aufgabe des Ethikkomitees. Hausel kennt auch den umgekehrten Fall: "Ein 60-Jähriger litt an einer Lungenembolie und wurde künstlich beatmet. Eine Patientenverfügung schloss lebensverlängernde Maßnahmen ohne Aussicht auf Besserung aus. Die Frau wollte die Maschinen abstellen." Doch die Ärzte glaubten an eine teilweise Erholung und dass der Wille des Patienten im konkreten Fall nicht das Abstellen beinhaltete. Beratungen mit dem Hausarzt, der an der Unterzeichnung der Verfügung beteiligt war, überzeugten die Frau. Der Mann erholte sich. Aufgrund der Embolie habe er dauerhafte Schäden erlitten, aber laut Hausel dennoch ein gutes Maß an Lebensqualität behalten. "Er ist mit seiner Frau noch heute zusammen."
Dank geht bei der Einführung Wittmanns als Ethikberater an Waltraud Koller-Girke vom Förderverein für Schwerkranke, der die Kosten für die 2600 Euro teure Weiterbildung übernommen hat, sowie an Michaela Hutzler von der Pflegedirektion, die Wittmann unter anderem durch dessen Freistellungen stets unterstützt hatte.
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