Gut drei Jahre hatte die Weidener Arbeitsgruppe mit Freistaat und "Neuer Sammlung" verhandelt, um das Defizit von über 200 000 Euro zu reduzieren, das die Stadt alleine trägt. Es gelang nicht, den staatlichen Anteil zu erhöhen, berichtetet Kulturdezernent Reiner Leibl. Vielmehr zeigten sich die drei Staatsminister beinhart. Die Neue Sammlung verweist darauf, dass sie rund 60 000 Euro an Personal-, Transport- sowie Sach- und Druckkosten für Publikationen übernimmt.
Verhandlungsführer Bürgermeister Lothar Höher wertet das Ergebnis als "großen Erfolg". Die Stadt könne (etwa für "Die Keramischen") Räume im Museum nutzen. Und: Das "Refreshment", die Erneuerung der von München gestellten Einrichtung, sei zugesagt. Als dritte Option zur Zustimmung oder Ablehnung des Vertrages deutete Höher die Einrichtung eines "Simultan-Museums" an.
Als "absolutes Alleinstellungsmerkmal" des Museums in einem der schönsten Gebäude der Stadt sprach stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Hildegard Ziegler. Das Engagement des Personals vor Ort steche heraus. Es gebe aber mehr Möglichkeiten, die "Schätze der Menschheit" im Museum zu präsentieren als sie nur in den Vitrinen auszutauschen. Honoriert werden müsse auch, dass das Weidener Keramikmuseum Werbung für die Neue Sammlung und die anderen Zweigmuseen mache. "Liebe Neue Sammlung, kümmert euch darum, die Ausstellungsstücke auch angemessen und modern zu präsentieren", appelliert Ziegler.
Der Vertrag setze ein starkes Zeichen für das Museum, unterstreicht Grünen-Fraktionschef Karl Bärnklau, wenngleich er befürchtet, dass die finanzielle Last für die Stadt steigt. "Wir alle wollen des Keramikmuseum weiterentwickeln." Für die Bürgerliste begründet Reinhold Wildenauer den Sinneswandel seiner Fraktion von der Ablehnung zur Zustimmung: "Da hängt viel Herzblut drin."
Moderne Zeiten im Museum wünscht sich auch Arbeitskreismitglied Veit Wagner (Grüne). Das Keramikmuseum sei ein "besonders verkanntes Juwel, ein Aschenputtel mit Großstadtniveau". Das Zauberwort sei "Refreshment". "Man muss was machen, um es der Bevölkerung wieder neu näher zu bringen: bessere Beschriftung, Erläuterungen." Auch Firmen der Stadt könnten dabei "wirklich finanzielle Akzente setzen".
Mit dem "sehr wichtigen Vertrag" sei er nicht einverstanden, bemerkt Matthias Holl (SPD), weil der Freistaat weiter die Pflicht vernachlässige, überall gleiche Lebensbedingungen zu schaffen (Beifall der Genossen). Das Keramikmuseum gelte weiterhin nur als Zweigmuseum der Neuen Sammlung, nicht aber selbst als Staatsmuseum mit der entsprechenden finanziellen Ausstattung. "Dafür werden in München und Nürnberg 20 Staatsmuseen gegründet." Holl stimmt aber überzeugt für den Vertrag. Nur Gerald Bolleininger (SPD) votiert dagegen. Warum? Das bleibt unausgesprochen.
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