Weiden in der Oberpfalz
03.02.2021 - 16:48 Uhr

Vertrag mit Stadtmarketingverein: Weiden stellt die 100.000-Euro-Frage

Welche Gegenleistung darf die Stadt Weiden vom Stadtmarketingverein für den jährlichen "Zuschuss" erwarten? Diese 100.000-Euro-Frage steht im Mittelpunkt intensiver Gespräche. Ein Vertrag soll die Ergebnisse fixieren.

Heraus aus dem Lockdown und wieder die Förderung der Weidener Innenstadt fest im Blick. Stadt Weiden und Stadtmarketingverein wollen ihre Zusammenarbeit nun auch mit einem Vertrag regeln. Bild: Gabi Schönberger
Heraus aus dem Lockdown und wieder die Förderung der Weidener Innenstadt fest im Blick. Stadt Weiden und Stadtmarketingverein wollen ihre Zusammenarbeit nun auch mit einem Vertrag regeln.

Die Verknüpfung von Stadt und Marketingverein besteht bisher nur auf dem Stadtratsbeschluss vom 30. August 1996: Die Stadt Weiden richtet die Stelle eine City-Managers ein. "Und alles, was inzwischen passiert ist, sich entwickelt hat, basiert auf diesen Beschluss", erklärt Roswitha Ruidisch, die mit Stadtkämmerin Cornelia Taubmann den Vertrag für die künftige Zusammenarbeit erstellen soll. Bereits im März berät der Stadtrat die Ergebnisse und soll den Vertrag billigen.

Experten eingebunden

Über dessen Inhalt wird aber noch stark diskutiert. Vertreter der Stadt, des Einzelhandelsverbandes, des Industrie- und Handelskammer, des Aktionsbündnisses "Wir sind Weiden", das für den Einzelhandel und die Gastronomie in der Innenstadt spricht, sowie Stadtmarketing-Managerin Andrea Schild-Janker und Stephan Wanninger, Vize-Vorsitzender des Stadtmarketingvereins, pflegen den "intensiven Meinungsaustausch", der schon in der nächsten Woche wieder fortgesetzt werden soll. Auch die Fachhochschule ist in die Gespräche eingebunden.

Der Vertrag solle "so offen wie möglich, so konkret wie nötig" formuliert werden, meint Ruidisch, die seit einem Jahr versucht, die Grundzüge der künftigen Zusammenarbeit zu zeichnen. Im Laufe der 25 Jahre hätten sich die Arbeit des Vereins, aber auch die Anforderungen, die die Stadt Weiden stelle, stark verändert. Im Dezember habe sie einen Entwurf vorgelegt, "wie wir uns das Innenstadtmarketing vorstellen können", berichtet Ruidisch. Dieses Konzept werde nun in großer Runde besprochen.

Weitergehende Wünsche

Sicherlich habe der Stadtmarketing-Verein für seine Mitglieder, die im Jahr rund 60 000 Euro als Beiträge einbringen, bestimmte Aufgaben (etwa mit publikumswirksamen Veranstaltungen Frequenz in die Innenstadt bringen) zu erfüllen. Dabei sollen auch weiter - wie bisher - Einnahmen in Höhe von rund 40 000 bis 60 000 Euro erwirtschaftet werden. Allerdings habe die Stadt, die allein 100 000 Euro einsetze, durchaus weitergehende Wünsche. Und diese gingen eben über die Anliegen von Einzelhandel und Gastronomie hinaus, lägen in der Förderung von Kultur und Bildung, Integration und Geschichte.

Verein den Mitgliedern verpflichtet

Ruidisch sieht beim Stadtmarketingverein die "koordinierende Funktion gemeinsamer Aktivitäten". Diese wiederum sollten eben nicht nur auf Gastronomie und Einzelhandel zielen. "Wir müssen mehr ganzheitlich denken." Zugleich betont sie, dass es zwischen Stadt und Verein keinen Konflikt gebe. "Das ist ein ganz normaler Findungsprozess. Wir sitzen an einem Tisch und haben unsere Vorstellungen auf den Weg gebracht. Wir wollen keine Doppelstrukturen, sondern vernünftige Vorgaben und Abläufe." Klar sei aber auch, dass der Stadtmarketingverein für die speziellen Interessen seiner Mitglieder arbeiten können muss. "Es gibt vielleicht Schnittmengen, die Aufgaben werden neu sortiert." Für die Stadt sei wichtig, dass nach 25 Jahren endlich definiert werde, welche Leistung der Verein für einen städtischen Zuschuss für die gesamte Stadt erbringe.

Der Stadtmarketingverein sehe sich neben der Werbung für Weiden den Mitgliedern verpflichtet, erklärt stellvertretender Vorsitzender Stephan Wanninger. "Wir haben unsere Standpunkte ausgetauscht und werden uns wieder treffen, um eine Pari-Lösung für die Stadt und für uns finden. Die Fixierung unserer Aufgaben in einem Vertrag ist natürlich auch in unserem Sinne. Wir wissen, was wir können und was wir machen und das seit 25 Jahren. Wir werfen die Flinte nicht ins Korn."

Sensible diskussion

Wanninger deutet nur am Rande ein weiteres Problem an, das der Stadtverwaltung auf den Nägeln brennen dürfte: Die Stadt kann wohl aufgrund neuer Vergaberichtlinien nicht so ohne weiteres dem Stadtmarketing einen Zuschuss gewähren. Offenbar müssten eigentlcih die "Leistungen", mit denen die Stadt den Vereins betrauen will, ausgeschrieben und dann vergeben werden. An dieser Ausschreibung könnten sich dann aber auch andere beteiligen. Ebenfalls nicht bestätigt werden Aussagen, die Stadt wäre sogar bereit, bei einem wesentlich breiteren Aufgabenspektrum des Stadtmarketingvereins auch den Zuschuss anzupassen.

Florian Rieder, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Weiden, attestiert dem Stadtmarketingverein ein "scharfes Profil" als Förderer von Gastronomie und Einzelhandel. "In anderen Städten nehmen diese Aufgaben Gewerbevereine wahr." Rieder versichert, dass jeder am Stadtmarketingverein festhalten wolle. "Niemand will ihn kaputtmachen." Die Diskussion um den Vertrag mit der Stadt sei sensibel zu führen. "Es geht um künftige Zuständigkeiten."

Auf sicheren Beinen

Deutliche Worte findet Tobias Sonna vom Einzelhandelsverband, der nicht nur Vorstandsmitglied im Stadtmarketingverein ist, sondern auch als Galionsfigur der Gastro- und Händlervereinigung "Wir sind Weiden" gilt. "Es geht nicht darum, den Stadtmarketingverein aufzulösen, sondern darum, ihn wieder zukunftsfähig zu machen - auch im Interesse seiner Mitglieder." Das neue Konzept müsse stimmig sein: "Was erwartet die Stadt vom Verein und was kann der Verein für die Stadt und für die Mitglieder leisten. Über diese Frage müssen wir intern eine Antwort finden." Zugleich warnte Sonna davon, den Vertrag "zu eng zu formulieren". "Das erdrosselt neue Ideen." Sonna bringt zudem die Schaffung "eines echten City-Managers" ins Gespräch. "Das war einst der Ausgangspunkt für den Stadtmarketingverein."

"Ehrgeizig" nennt Sonna das Ziel, bereits im März den Vertrag im Stadtrat diskutieren zu lassen. "Da muss jede Seite schnell liefern. Wir wollen die Probleme lösen. Aber einfach ist das nicht."

Hintergrund:

Stadtmarketingverein

  • Gegründet im Jahr 1996 als Stadtmarketingverein Pro Weiden
  • Aufgrund der Coronapandemie sind die Mitgliedsbeiträge gestundet
  • Über 160 Mitglieder
  • Geschäftsführerin Andrea Schild-Janker
  • Wichtigster Beitragszahler ist übrigens mit großem Abstand Witt Weiden
  • Wichtigster Zuschussgeber ist die Stadt Weiden mit jährlich 100.000 Euro
  • Neben Gastronomie und Einzelhandel tragen Großhandel, Dienstleister, Künstler, Vereine und Verbände als Mitglieder den Verein
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Weiden in der Oberpfalz17.12.2020
 
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