Auch in diesem Jahr strömten Tausende zum Orthopädietag der Kliniken Nordoberpfalz AG. Die Wirbelsäule und die Volkskrankheit Rückenschmerzen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung in der Max-Reger-Halle am Samstag. Mit „Austausch zwischen Arzt und Patient auf Augenhöhe“ war das Konzept der Veranstalter überschrieben. Mit Expertenvorträgen von Ärzten des Klinikums und von außerhalb sowie mit Hilfe vieler persönlicher Gespräche zwischen Ärzten und Besuchern wurde es umgesetzt. Aussteller informierten über modernste Angebote und Hilfsmittel für Patienten. Besucher bekamen zudem auch immer wieder Gelegenheit zu eigenen Aktivitäten, so wie bei der Aktion „Neue Rückenschule“ oder der Fußreflexzonenmassage.
Unter der Überschrift „Das Kreuz mit dem Kreuz“ fasste die Fachärztin für Orthopädie Dr. Alexandra Barthmann gleich zu Beginn des Orthopädietages das gesamte Themenspektrum der Volkskrankheit Rückenschmerzen zusammen. Dabei ging es um Schmerzen am Rücken selbst sowie um Schmerzen an Gliedmaßen, die ihre Ursache in Schäden an der Wirbelsäule haben. Nerven, die im gesamten Körper verlaufen, hätten ihre Wurzel in der Wirbelsäule, erläuterte die Medizinerin. Wenn also zum Beispiel auf Nervenstränge im Wirbelsäulenkanal durch Bandscheibenvorfall oder Wirbelschäden Druck ausgeübt werde, könne dies an irgendeiner anderen Stelle im Körper zu Schmerzen führen.
Unter anderem sprach Barthmann auch von einem Paradigmenwechsel im Verständnis und der Behandlung von Rückenschmerzen. Früher wäre den Betroffenen erst einmal Ruhe verordnet worden, heutzutage würden körperliche Aktivitäten empfohlen. „Spaten Sie Ihren Garten um“ könne durchaus ein richtiger Ratschlag sein. Überhaupt sei eine Stärkung der Muskulatur die beste Vorbeugungsmaßnahme gegen Rückenschmerzen.
Außerdem spiele die Psyche auch eine wichtige Rolle bei der Schmerzwahrnehmung überhaupt. Selbstkritisch für die Mediziner stellte Barthmann fest, dass bei den sogenannten unspezifischen Rückenschmerzen („85 Prozent aller Fälle“) die Medizin nach wie vor über die Ursachen rätselt.
Kritik an einer „Zunahme der Operationen um 71 Prozent seit dem Jahre 2007“ übte Dr. Hischam Bassiouni. Eine Operation könne Fluch oder Segen darstellen. Konservative Behandlungen wie Physiotherapien oder Medikamente würden leider oftmals nicht konsequent genug durchgezogen. Der richtigen körperlichen und neurologischen Untersuchung, auch durch bildgebende Verfahren, komme bei Wirbelsäulenproblemen große Bedeutung zu. Zu einem chronischen Schmerzpatienten könne man nach einer Operation werden, wenn die Diagnose falsch war.
Dr. Gottfried Hör zeigte das gesamte Spektrum konservativer Maßnahmen, beginnend bei den manuellen Therapien bis hin zu Stoßwellentherapie und Wirbelsäulengymnastik auf. Die Operationsmethode Kyphoplastie (Wiederaufrichtung eines Wirbels per Ballon und Zement) als Stabilisierungsmöglichkeit der Wirbelsäule vor allem bei Osteoporose erklärte Dr. Thomas Neubauer-Gartzke. Empfohlen wurde eine Knochendichtemessung für alle ab dem 65. Lebensjahr.
Eine „Live-OP“ demonstrierte Ahmet Mestan zusammen mit Oberarzt Dr. Jindrich Sebor. Fast alle Experten betonten die Vorteile der heutzutage praktizierten minimalinvasiven Operationsmethoden, die nur noch kleine Schnitte erforderten. In den Vorträgen von Dr. Eugen Bratzel, Johannes Weiß, Eva Rodenstock, Elisabeth Eißner, Dr. Susanne Neumeier und Professor Rudolf Ascherl ging es dann um Haltungsanalyse, Faszientherapie, richtig sitzen im Büro, Hypnose und Entspannung, Selbsthilfe bei Rückenschmerzen und um die Wirbelsäule in der Kunst. Moderiert hat das Vortragsprogramm Eva Gröninger.


















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