Zum Artikel „Seifenkistenrennen: Kritik an Bundeswehr“ (Donnerstagsausgabe, 7. August) äußeren sich drei Leser:
Mit einiger Verwunderung habe ich den Leserbrief der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zur Teilnahme der Bundeswehr am Seifenkistenrennen gelesen. Was hier als „Kritik“ verkauft wird, ist in Wahrheit eine einseitige politische Polemik, die weder der Realität noch dem Geist unserer Stadt gerecht wird.
Weiden ist Garnisonsstadt. Die Bundeswehr ist Teil unserer Geschichte, unserer Gesellschaft und unseres Alltags. Die Soldatinnen und Soldaten leben hier, engagieren sich ehrenamtlich, schicken ihre Kinder in unsere Schulen – sie sind nicht „die Armee“, sondern unsere Nachbarn. Dass sie beim Seifenkistenrennen mit einer bunten Kiste – der „Seifenkobra“ – teilnehmen, ist weder Militarisierung noch Manipulation, sondern gelebte Integration.
Wer Toleranz fordert, sollte sie auch leben. Und genau das tut das Gremium „Weiden ist bunt“, das seit Jahren für eine offene, vielfältige und demokratische Stadtgesellschaft steht. Zur Vielfalt gehört eben auch die Bundeswehr. Wer ihre Teilnahme ausschließen will, versteht unter „Vielfalt“ offenbar nur das, was ins eigene Weltbild passt. Das ist nicht tolerant – das ist ideologisch.
Die ständige Unterstellung, die Bundeswehr wolle Kinder „fürs Sterben“ werben, ist schlicht infam. Niemand wird gezwungen, ein Gespräch mit der Karriereberatung zu führen – und schon gar nicht im Kindesalter. Junge Menschen sind in der Lage, sich selbst ein Bild zu machen. Dazu gehört auch, dass man ihnen zutraut, sich frei und mündig zu informieren – wie bei jedem anderen Arbeitgeber auch.
Dass gerade die GEW, eine Bildungsgewerkschaft, anderen vorschreiben will, mit wem man bei einem friedlichen Familienfest sprechen darf und mit wem nicht, ist schon ein besonderes Signal. Die gleiche GEW, die bei jeder Gelegenheit Mitbestimmung und Meinungsfreiheit einfordert, möchte hier andere ausschließen. Heißt das jetzt: Vielfalt ja – aber bitte ohne Uniform?
Ich jedenfalls sage klar: Wir stehen zur Bundeswehr. Wir danken den Soldatinnen und Soldaten für ihren Einsatz – bei der Corona-Pandemie, bei der Katastrophe im Ahrtal, bei Flut und Feuer, im Ausland für Frieden und Stabilität. Sie verdienen unseren Respekt und keinen ideologischen Maulkorb.
Wer wirklich für Frieden und Demokratie steht, sollte nicht spalten, sondern Brücken bauen. Auch und gerade beim Seifenkistenrennen.
Stephan Gollwitzer, Weiden
"Wache Stimmen gegen schleichende Normalisierung"
Dass die Bundeswehr ausgerechnet bei einem Seifenkistenrennen mit einem eigenen Team auftritt, ist mehr als nur fragwürdig. Die Veranstaltung richtet sich vor allem an Kinder und Familien – also an ein Publikum, das besonders leicht zu beeindrucken ist. Und genau das macht die Teilnahme der Bundeswehr so problematisch.
Natürlich wird betont, es gehe um Transparenz und freiwillige Information. Die Menschen sollen sich „ein eigenes Bild machen“. Aber was sieht man denn wirklich an so einem Tag? Ein paar nette Soldaten, eine lackierte Seifenkiste in Tarnfarben und den Slogan „Mach, was wirklich zählt“. Das mag harmlos wirken – doch was man dabei nicht sieht, sind die echten Konsequenzen eines Militärdienstes.
Wer fragt denn die Soldatinnen und Soldaten, die traumatisiert aus Afghanistan oder anderen Einsätzen zurückkamen? Wer spricht über das, was passiert, wenn die Kugeln wirklich pfeifen – wenn es nicht mehr um „Teamgeist“ und „Kameradschaft“ geht, sondern um Schmerz, Blut und Tod?
Gerade junge Menschen vergleichen die Bundeswehr oft eher mit einem Abenteuercamp oder einem Videospiel – ein Eindruck, den die Werbestrategie der Armee nur allzu gern befördert. Doch die Realität ist eine andere. Und sie beginnt nicht mit einer Seifenkiste – sondern endet im schlimmsten Fall mit einem Leben, das nie wieder so sein wird wie vorher.
Es ist daher gut, dass es noch wache Stimmen wie die der GEW gibt, die sich gegen eine schleichende Normalisierung von Militär in zivilen Lebensbereichen wehren. Gerade bei Veranstaltungen für Kinder hat Werbung fürs Töten nichts verloren – ganz gleich, wie freundlich sie verpackt ist.
Sonja Straub, Nabburg
"Äußerungen der GEW geschmacklos"
In einer Demokratie darf jeder seine Meinung äußern. Aber von einer potenziellen Militarisierung des Seifenkistenrennens zu sprechen, ist doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Der Slogan „Kein Werben fürs Sterben“ grenzt schon an eine gewisse Geschmacklosigkeit. Als ehemaliger Soldat hat mich das sehr betroffen gemacht.
Die Damen und Herren der GEW sollten mal darüber nachdenken, dass die Bundeswehr nicht nur auf militärische Einsätze festzulegen ist, sondern auch für Hilfseinsätze im In- und Ausland bei der Bevölkerung immer willkommen war. Vor allem denke ich dabei an die Schneekatastrophen im Bayerischen Wald, an die Hochwasser an Elbe und an der Oder bzw. an Erdbebenhilfen im Ausland. Auch mit den anderen am Rennen teilnehmenden Hilfsorganisationen ist mir nur eine positive und dankbare Zusammenarbeit bekannt.
Günter Bogner, Weiden, Stabsfeldwebel d.R.
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